Hamburg. Polizisten sperrten das Gelände im Münzviertel ab. Nach Abriss entsteht hier zunächst ein Winterquartier für Obdachlose. Demo geplant.
Unter Polizeischutz haben am Mittwoch Bauarbeiten auf dem Areal des linksalternativen „Kollektiven Zentrum“ (KoZe) im Hamburger Münzviertel begonnen. Mehrere Hundertschaften der Polizei sperrten den Innenhof des Geländes ab, um den Abriss eines leer stehenden Schulgebäudes zu sichern. Die Abrissarbeiten dauern voraussichtlich sechs bis acht Wochen. Auf dem Gelände sollen dann für den Winter zunächst Wohncontainer für Obdachlose aufgestellt werden.
„Wir haben heute das umgesetzt, was wir mehrfach angekündigt haben“, sagte ein Sprecher der zuständigen Finanzbehörde am Mittwoch. Die Betreiber des "KoZe" protestierten gegen die Arbeiten. Via Twitter klagten sie über den Abriss. Die Linksautonomen hatten befürchtet, dass das Stadtteilzentrum selbst abgerissen wird. Während der Arbeiten blieb die Lage zunächst friedlich, wenn auch angespannt. In einer Pressemitteilung kritisierten "KoZe"-Betreiber, dass die Aktion nicht angekündigt worden war. Zwar sei die Schaffung von Schlafplätzen für Obdachlose zu begrüßen, aber es sei unverständlich warum ein intaktes Gebäude abgerissen werde, um anschließend Container aufzustellen. Für den Abend ist eine Demonstration geplant.
Der Sprecher der Finanzbehörde betonte, dass mit den Abrissarbeiten ausschließlich bei nicht vermieteten Teilen der ehemaligen Gehörlosenschule begonnen worden sei. Die ehemalige Kita, die das „KoZe“ nutzt, sei nicht angetastet worden. Im Innenhof wurde ein Bauzaun errichtet.
Bei den Arbeiten wurde am Vormittag ein junger Mann verletzt, wie die Feuerwehr mitteilte. Demnach erlitt der 25-Jährige bei der Installation eines Stromkabels einen Stromschlag und wurde von Rettungskräften in ein Krankenhaus gebracht.
Auf dem Areal an der Norderstraße sollen während des Winters Obdachlose in Wohncontainern untergebracht werden. Etwa 400 Schlafplätze würden im Rahmen des Winternotprogramms dort zwischen Anfang November und Ende März zur Verfügung stehen, teilte Marcel Schweitzer, Sprecher der Sozialbehörde, am Mittwoch mit. Der Abriss sei jedoch unäbhängig davon am Mittwoch gestartet, sagte er. Die Fläche stehe der Behörde lediglich den Winter über zur Verfügung.
Die Stadt Hamburg hat das 8500 Quadratmeter große Areal mit einer früheren Schule und einer Kita an den Investor HBK verkauft. Dieser will dort 400 Wohnungen bauen. Die Aktivisten hingegen betonen die Wichtigkeit eines Stadtteilzentrums für das Münzviertel. Sie kritisieren den Neubau und fordern den Erhalt des "KoZe". Warum die Finanzbehörde am Mittwoch parallel zu den Arbeiten die Polizei hat auffahren lassen, beantwortete der Sprecher nur mit dem Wort: „Erfahrung“.
Erst Ende Juli hatte es einen größeren Polizeieinsatz vor dem Stadtteilzentrum gegeben, bei dem es auch zu Ausschreitungen gekommen war.