Hamburg . Rot-Grün will Pläne zur Unterhaltung aller 32 Areale vorlegen und dabei mit Verbänden kooperieren. Zahl der Straßenbäume sinkt weiter.

Immer neue Naturschutzgebiete auszuweisen ist das eine – diese dann auch durch kompetente Pflege in Schuss zu halten, ist etwas anderes. So hatte die Opposition in den vergangenen Jahren häufig kritisiert, dass es für elf der mittlerweile 32 Hamburger Naturschutzgebiete keine Pflegepläne gibt. Das soll nun anders werden. Noch in diesem Jahr will der Senat eine Drucksache verabschieden, nach der alle Naturschutzgebiete, die mit 6693 Hektar fast neun Prozent der Hamburger Fläche ausmachen, solche Pläne bekommen sollen.

„Nachdem mit der Ausweisung von 8,88 Prozent der Landesfläche als Naturschutzgebiet Hamburgs wesentliche Naturschätze gesichert werden konnten, soll nunmehr die Pflege und Entwicklung der Gebiete in den Mittelpunkt ... rücken“, heißt es im Entwurf der entsprechenden Senats-Drucksache, der dem Abendblatt vorliegt. Dafür sei ein neues Sachgebiet „Management der Hamburger Naturschutzgebiete“ eingerichtet worden. Dieses soll auch die Zusammenarbeit mit den Bezirken verbessern, die für etwa ein Viertel der unter Naturschutz stehenden Flächen verantwortlich sind. Auch künftig will die Stadt demnach bei der Pflege eng mit den Naturschutzverbänden kooperieren. Insgesamt hat Rot-Grün die jährlichen Mittel für die Pflege der Naturschutzgebiete für 2015 und 2016 um jeweils 200.000 Euro aufgestockt.

„Die 32 Naturschutzgebiete in Hamburg sind echte Perlen der Artenvielfalt“, sagte der grüne Umweltsenator Jens Kerstan dem Abendblatt. „Wir wollen die Pflege dieser Naturoasen stärken und intensivieren. Das haben wir im Koalitionsvertrag so vereinbart und gehen jetzt Schritt für Schritt in die Umsetzung dieser Aufgabe.“

Grünen-Fraktionschef Anjes Tjarks nannte die Pläne „ein großes Plus für die Lebensqualität in unserer Stadt“. Zuletzt habe „Hamburgs grüne Lunge von der Substanz gelebt“. SPD-Umweltpolitikerin Monika Schaal lobte vor allem die Kooperation mit den Naturschutzverbänden. „Es ist gut, dass die Behörde die Verbände bei der Pflege einbezieht, denn sie verfügen über spezielle Kenntnisse vor Ort“, so Schaal. „Das schafft viel Akzeptanz für Naturschutz und bringt ihn voran.“

Weniger erfolgreich ist Rot-Grün dagegen bisher offenbar beim Thema Straßenbäume. Deren Bestand ging zuletzt immer weiter zurück. Das belegen auch aktuelle Zahlen aus einer Antwort des Senates auf eine Kleine Anfrage der fraktionslosen Bürgerschaftsabgeordneten Dora Heyenn (früher Fraktionschefin der Linken). Danach ist die Zahl der Straßenbäume auch im laufenden Jahr gesunken. Gab es 2014 noch 225.816, so sind es aktuell noch 225.186. Im Jahr 2010 standen an Hamburgs Straßen noch mehr als 230.000 Bäume.

„Noch vor der Wahl kritisierte der grüne Spitzenkandidat Jens Kerstan, dass Hamburg zu viele Bäume fällen lässt und zu wenige nachpflanzt“, sagte Heyenn. „Nun ist er Umweltsenator, und unter seiner Führung ändert sich bislang nichts. Die Baumfällungen gehen weiter, und Nachpflanzungen fehlen oft.“ Der Wandsbeker Linken-Fraktionschef Julian Georg nannte es eine „Schande, dass Wandsbek als größter Bezirk auch die meisten Bäume fällt“. Anstatt gegenzusteuern, „bemüht sich das Bezirksamt weiter, so viele Bäume zu fällen wie nur möglich – auch gegen den Widerstand der Bevölkerung, wie das Beispiel der geplanten Fällung von 117 Bäumen in Steilshoop zeigt.“

Umweltbehördensprecher Jan Dube dagegen betonte: „Die Koalitionspartner haben sich deutlich zum Erhalt des Straßenbaumbestands in Hamburg bekannt. Die Bemühungen zur Behebung des Nachpflanzdefizits werden mit Nachdruck vorangetrieben.“