Die eingeschleppte Pflanzenart macht auch geschützten heimischen Pflanzen den Boden streitig und gewinnt meistens. Deshalb müssen ihn die Naturschützer regelmäßig zurückschneiden.

Neuland. Der japanische Knöterich ist ein echtes Problem. Die eingeschleppte Pflanzenart macht heimischen Arten – auch geschützten und bedrohten – den Boden streitig und gewinnt meistens. „Wir schneiden den Knöterich regelmäßig zurück, damit die seltenen Arten im Naturschutzgebiet noch eine Chance haben, aber ganz los wird man ihn nie“, sagt Kai Schmille, Geschäftsführer des Naturschutzverbandes GÖP.

Die Gesellschaft für öffentliche Planung, so der Langname der GÖP, betreut das Naturschutzgebiet Schweenssand, das sich ungefähr von den Elbbrücken bis zur Hamburger Landesgrenze vor dem Elbdeich bei Neuland erstreckt. Bis auf den Kampf mit dem Knöterich plant Schmille eigentlich, die Betreuung möglichst extensiv zu handhaben. „Wir sind hier an den meisten Stellen so weit, dass wir der Natur ihren Lauf lassen können“, sagt er.

Der Schweenssand ist so etwas wie der kleine Bruder des sehr viel bekannteren Naturschutzgebiets Heuckenlock auf der gegenüberliegenden Elbseite. Gemeinsam beheimaten die beiden Gebiete den letzten größeren Tide-Flussauenwald in Europa. Prägend für den Schweenssand mit seinen Wattenbereichen und kleinen Prielen ist der starke Gezeiteneinfluss. Dass Ebbe und Flut in der Elbe im Süßwasser wirken, schafft zwischen Glückstadt und Geesthacht weltweit einmalige Biotope. Der Schweenssand gehört dazu.

Das Elbwasser ist reich an nährstoffhaltigen Schwebstoffen. Bei jedem Hochwasser wird eine dünne Schicht dieses Schlicks abgelagert. So wird dem Gebiet eine enorme Menge an Nährstoffen zugeführt, als Voraussetzung für die Entwicklung einer besonders artenreichen Sumpf- und Wasserwildnis: Schweenssand und Heuckenlock sind zusammen der artenreichste Flecken der Stadt Hamburg. Mehr als 700 verschiedene Pflanzenarten leben hier, in unterschiedlichen Vegetationszonen je nach Tidehöhe. Reiher und Kormoran nisten hier, Störche kommen zum Fressen vorbei.

Für die großen Vögel ist der Tisch immer reich gedeckt: Zahlreiche Würmer, Kleinkrebse und Schnecken leben in den Süßwasserwatten. Strömungsberuhigte Buchten sind Kinderstube für viele Fischarten wie etwa den Dreistacheligen Stichling.

Kleinere Vogelarten, wie Teichrohrsänger und Sumpfrohrsänger freuen sich darüber, dass in Büschen, Röhrichten und Flachwasserzonen zahreiche Insekten gedeihen und sich vermehren und nisten selbst wohlgenährt im Schilf.

Der Auwald bildet im feuchtesten Bereich eine Weichholzaue aus verschiedenen Weidengebüschen sowie Pappelarten, Linden und Eschen. Die höchstgelegenen und damit trockensten Flächen sind Standort für die Hartholzaue mit den Charakterbaumarten Eiche, Erle und Ulme.

In den ruhigen Auwaldzonen brüten die seltene Beutelmeise und die Nachtigall. Auch Buntspechte sind zu beobachten. In den Überschwemmungsbereichen gibt es viele mit Sumpfdotterblumen bewachsene Flächen. Im Flachwasser gedeiht der Schierlingswasserfenchel wie kaum woanders auf der Welt.

Bis 1993 war der Schweenssand „nur“ Landschaftsschutzgebiet. Pappeln prägten die höher gelegenen und daher weniger häufig überspülten Uferzonen. Es gab Sportboothäfen in den Buchten und Angelhütten im Gehölz. Die Boote sind mittlerweile ausgezogen. Stege und Hütten sind größtenteils abgebaut und die Pappeln stark ausgelichtet. Weite Bereiche des Gebietes befinden sich in einem urwaldähnlichen Zustand.

„Wir könnten jetzt anfangen, sukzessive die Uferbefestigungen zu entfernen, aber das müssen wir vorsichtig angehen“, sagt Kai Schmille. „Sonst bekommen wir Erosionsprobleme“. Gegenüber im Heuckenlock hat man die alten Deichfüße deshalb belassen. „Hier auf der Innenseite der Flusskurve ist die Strömung allerdings nicht ganz so schnell, wie am Heuckenlock“, sagt Schmille, „hier können wir vorsichtig experimentieren.“

Ansonsten, sagt Schmille, ist man mittlerweile so weit, die Natur erst einmal walten zu lassen und zu beobachten, was passiert. Nur der Knöterich müsste mal wieder geschnitten werden.