Hamburg. Bei der ersten Sitzung des Runden Tisches sprachen Bewohner, Polizei und Bezirkspolitiker über den grassierenden Drogenhandel.
Die Suche nach einer Lösung des ausufernden Drogenhandels im Schanzenviertel hat begonnen: Am Mittwochabend trafen sich Vertreter des Bezirksamtes, der Parteien, der Polizei sowie Anwohner zu einem Runden Tisch im Jesus-Center am Schulterblatt. Wie berichtet, wurde bei den Gesprächen auf Initiative des Stadtteilbeirates auch der kontrollierte Verkauf von Cannabis diskutiert. Die etwa 30 Teilnehmer des Runden Tisches nahmen zunächst eine Bestandsaufnahme vor. An einem normalen Tag handelten etwa 25 Männer im Florapark und 20 weitere im Schanzenpark mit Marihuana, sagte der Leiter der zuständigen Polizeiwache in der Lerchenstraße, Peter Lewandowski. Dabei handele es sich meist um Afrikaner aus anderen Bundesländern. Mehrere Anwohner berichteten, sie trauten sich nicht mehr auf die Grünflächen. Der Stadtteilbeirat bezeichnete das Schanzenviertel bereits im Vorfeld als „größten Umschlagplatz Norddeutschlands“ für Cannabis.
Anwohner fordern kontrollierten Verkauf von Drogen
Zunächst gaben auch weitere Vertreter des Landeskriminalamtes und ein Vertreter des Bezirksamtes ihre Einschätzung zur aktuellen Lage ab. Gegen den Drogenhandel waren bereits zahlreiche Maßnahmen ergriffen worden: Unter anderem die Einrichtung eines Gefahrengebiets, ein Kinderzirkus, hellere Beleuchtung und Präventionsflyer. In jüngster Vergangenheit spitzte sich die Situation jedoch derart zu, sodass ein weiterer Runder Tisch einberufen wurde. "Je wärmer das Wetter ist, desto stärker wird auch die Problematik", sagte ein Polizeisprecher. In einer energischen Diskussionsrunde forderten am Mittwochabend zahlreiche Anwohner, es mit dem legalen Verkauf von Cannabis an ausgewählten Punkten zu versuchen. Dort sollten auch die erwachsenen Konsumenten nicht belangt werden. Es sind zunächst zwei weitere Treffen des Runden Tisches geplant, an deren Schluss ein Maßnahmenpaket stehen soll. Der rot-grüne Senat hat bereits im Koalitionsvertrag festgeschrieben, dass die kontrollierte Abgabe von Cannabis "ergebnisoffen" geprüft werden soll. Sollte sich der Bezirk dazu entschließen, Cannabis am Schulterblatt freizugeben, müssten aber zunächst die entsprechenden Beratungen im Gesundheitsausschuss der Bürgerschaft abgewartet werden.
Bunker-Ausbau soll gegen Handel helfen
Die CDU sprach sich auf Bürgerschaftsebene zuletzt energisch gegen einen Modellversuch des kontrollierten Cannabis-Verkaufs aus. „Die Schwierigkeiten bei der Festsetzung und Verurteilung der Drogendealer durch deren trickreiches Vorgehen dürfen nicht als Vorwand zur Legalisierung dienen“, sagte der CDU-Fraktionsvorsitzende André Trepoll. Die SPD in Altona hält den Vorstoß der Anwohner für prüfenswert. Das Bezirksamt kündigte an, die Ergebnisse des Runden Tisches abwarten zu wollen. Parallel zum Runden Tisch werden Möglichkeiten geprüft, die Dealer zu verdrängen, indem der Park für andere Bürger attraktiver gemacht wird. Nach Abendblatt-Informationen ist das Bezirksamt Altona in fortgeschrittenen Verhandlungen mit der Stadtentwicklungsbehörde über eine Wiederbelebung des „Flora-Bunkers“ im Florapark. In dem städtischen Gebäude sollen Proberäume für Musiker und eine weitere Kletterwand des Vereins „Kilimanschanzo“ entstehen. Im Keller sind Lagerräume für das Diakonische Jesus-Center geplant, das Sozialarbeit am Schulterblatt leistet. Ein Teil der Bezirksversammlung hatte die BSU aufgefordert, Gelder für den Ausbau bereitzustellen. „Es gibt noch keine Entscheidung“, sagte ein Sprecher des Bezirksamtes.