York. Für ein Hilfsprogramm der Justizvollzugsanstalt Hahnöfersand kommen auch Bilder von Daniel Richter unter den Hammer.

Seit einem halben Jahr geht Mustafa Massad regelmäßig ins Gefängnis. Der Gerichtsdolmetscher ist 77 Jahre alt und für rund 30 Jugendliche in der Justizvollzugsanstalt Hahnöfersand eine Art Ersatzvater. Die minderjährigen unbegleiteten Flüchtlinge kommen aus Ländern, in denen Arabisch gesprochen wird. Mustafa Massad spricht mit ihnen über ihre Probleme und ihre Pflichten, über das Asylrecht und das Leben in Deutschland.

„Mustafa Massad hat viel Erfahrung im Umgang mit Strafgefangenen und Asylsuchenden“, sagt Friedrich Gilhaus vom Rotary Club Altes Land. Um die wichtige Arbeit des Dolmetschers zu unterstützen, haben die Rotarier jetzt eine große Benefiz-Kunstaktion im Internet gestartet. „Wir versteigern Bilder und Zeichnungen von Daniel Richter, Jonathan Meese oder auch Udo Lindenberg, die uns die Künstler für diese Aktion spontan zur Verfügung gestellt haben“, sagt Gilhaus. Die dazugehörige Seite ist www.rotary-kunstversteigerung.de. Das Projekt, das mit der JVA ins Leben gerufen worden ist, steht unter dem Motto des rotarischen Jahres 2014/2015: „Die zweite Chance – jeder zählt“.

Seit mehr als einem Jahr nimmt die Zahl der minderjährigen unbegleiteten Flüchtlinge in der JVA kontinuierlich zu. Viele dieser arabisch sprechenden Jugendlichen haben ihr bisheriges Leben auf der Straße verbracht und sind entsprechend schlecht sozialisiert. „Es fehlen elementare Kenntnisse und Fähigkeiten, um in unserer Gesellschaft zu bestehen“, sagt Gilhaus.

„Die Möglichkeiten der JVA, auf diese Jugendlichen einzuwirken, sind sehr eingeschränkt, da sie fast ausschließlich Arabisch sprechen und das Budget für Dolmetscherstunden begrenzt ist“, sagt Gilhaus. Die Folge dieser mangelnden Kommunikation sind Missverständnisse und Reibereien mit anderen Gefangenen. „Die Kombination aus mangelnder Bildung, Frustration und Gewalt ist ein idealer Nährboden für eine eventuelle Radikalisierung – und sicher keine Basis für eine Verbesserung der Lebensumstände.“

Dagegen steht das Programm von Mustafa Massad. Er ersetzt bei vielen Inhaftierten die fehlenden Eltern. Er steht für Gespräche zur Verfügung und diskutiert auch über den Koran oder die Kultur in Deutschland. „Dadurch kann vielleicht eine Radikalisierung verhindert werden. Und den Jugendlichen können unsere Regeln und Werte vermittelt werden“, sagt Gilhaus. Das Programm werde gut angenommen.

Viele weitere Künstler wie Michael Salewski, Matthias Weber, Britta Brüning, Peter Boue oder Anja Witt haben sich mit ihren Werken spontan an der Aktion beteiligt. Der Rotary Club hofft, dass bei Erfolg das Programm mit Mustafa Massad etabliert werden kann und die Finanzierung dann vielleicht durch die Justizbehörde übernommen wird.

Zur Auktion: www.rotary-kunstversteigerung.de