Hamburg. Die Handelskammer startet eine neue Initiative. Ex-Studenten erhalten Lehrstellen mit kürzerer Ausbildungszeit.

Hamburger Firmen wollen Studienabbrecher stärker als bisher für eine Ausbildung in ihren Betrieben gewinnen. Dazu startet jetzt die Handelskammer eine Initiative, um die Vorzüge der dualen Ausbildung bei den Ex-Studenten ins Bewusstsein zu bringen, bevor sie in Gelegenheitsjobs abrutschen oder ihr Glück in einem anderen Studienfach versuchen. „Eine klar strukturierte Ausbildung ist oft die bessere Alternative“, sagt Fin Mohaupt von der Handelskammer.

Dazu zählen eine verkürzte Ausbildungsdauer, eine klare Strukturierung der Lehre durch den Wechsel von Theorie und Praxis und eine attraktive Ausbildungsvergütung vom ersten Lehrjahr an. Die Firmen schätzen an den Ex-Studenten, dass sie mehr Lebenserfahrung haben, zielstrebiger sind und auch schon schwierige Situationen durchgestanden haben. Die ersten Plakate der Initiative „Neuland – Deine Alternative zum Studium“ hängen bereits in den Hamburger Verkehrsmitteln. Der Zeitpunkt wurde nicht zufällig gewählt, denn in den Semesterferien fällt meist die Entscheidung, ob das Studium fortgesetzt wird oder nicht.

Mit der steigenden Zahl von Studenten in der Hansestadt wächst das Problem der Studienabbrecher. Innerhalb von fünf Jahren stieg die Zahl der Studenten in Hamburg um 28 Prozent auf 96.300. Zur Zahl der Studienabbrecher schweigen die meisten Hochschulen der Stadt. Lediglich die TU Harburg teilt mit, dass es jeder zweite Student nicht bis zum Master schaffe. Deutschlandweit bricht mehr als jeder vierte Bachelorstudent (28 Prozent) sein Studium ab. Nach Angaben der Wissenschaftsbehörde wird es erst 2016 Zahlen zu den Hamburger Studienabbrechern geben. Branchenexperten gehen für Hamburg von jährlich 2000 Ex-Studenten aus, die einen beruflichen Neuanfang außerhalb der Hochschulen suchen.

Für die Hamburger Wirtschaft ist das ein riesiges Potenzial. „Das Studium vor dem Abschluss aufzugeben, ist kein Makel“, sagt Handelskammer-Chef Hans-Jörg Schmidt-Trenz. In Zeiten des Fachkräftemangels seien Studienaussteiger eine attraktive Zielgruppe für Firmen. Schon jetzt ist jeder vierte Bewerber, den die Handelskammer bei der Berufsorientierung im Rahmen des Integrierten Ausbildungsservice (INTAS) berät, ein Studienabbrecher. Im nächsten Jahr soll der Anteil der Ex-Studenten auf mehr als ein Drittel gesteigert werden. In absoluten Zahlen wären das rund 220 Studienabbrecher. „Zusammen mit anderen Instrumenten der Bewerbergewinnung wie dem Speeddating oder der Lehrstellenbörse wollen wir künftig 400 Auszubildende aus den Reihen der ehemaligen Studenten rekrutieren“, sagt Mohaupt. „Wer sich nach der Lehre noch zum Fachwirt qualifiziert, hat quasi auch den Bachelor in der Tasche.“