Hamburg. Olympische Stätten sollen zwischen den Spielen für Breitensport geöffnet werden. Senat investiert schon in Sporthallen.

Wie mag es sich anfühlen, einmal nach einem Marathon im Olympiastadion einzulaufen, gefeiert von Zehntausenden von Zuschauern? Auf dem Rennrad die Ziellinie mit den fünf bunten Ringen zu passieren? Durch das olympische Schwimmbecken zu kraulen? Kurzum: einmal bei den Spielen dabei zu sein, so wie es das olympische Motto vorgibt?

Wenn es nach den Machern der Hamburger Bewerbung geht, dann könnte dieser Traum 2024 oder 2028 wahr werden – für jedermann. In dem knapp dreiwöchigen Zeitraum zwischen den Olympischen und Paralympischen Sommerspielen sollen an ausgewählten Wettkampfstätten Breitensportveranstaltungen stattfinden: die sogenannten Allympics. Es wäre eine Weltpremiere.

Hamburger sollen Teil der Spiele werden

„Unsere Vision ist, alle Menschen in der Stadt einzubinden und eine Brücke zu schlagen zwischen den Spielen der Nichtbehinderten und Behinderten“, sagt der Berliner Gerd Graus, Mitinitiator der Allympics und Berater der Hamburger Bewerbung. Es wäre eine gänzlich neue Interpretation der althergebrachten olympischen Gastgeberrolle. „Die Hamburger sollen nicht nur Zuschauer sein“, sagt Graus, „sie sollen die Spiele zu ihren eigenen machen, ein Teil von ihnen werden.“

Noch sind keine konkreten Pläne ausgearbeitet. Aber schon jetzt ist klar, dass die Allympics in das Bid Book eingearbeitet werden, mit dem Hamburg beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) um den Zuschlag wirbt. Die Idee ist nicht nur ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber den Mitbewerbern. Sie stünde auch im Einklang mit zwei starken Akzenten des Hamburger Konzepts: dem der Nachnutzung der Wettkampfstätten zum Wohle der Allgemeinheit und dem der Einbindung, der Teilhabe der Bevölkerung. Zwei Aspekte also, die in der jüngeren olympischen Geschichte allzu oft vernachlässigt worden sind.

Offizieller Startschuss bei den Vattenfall-Cyclassics

Der offizielle Startschuss zu den Allympics wird bereits anlässlich der Vattenfall-Cyclassics am 23. August fallen. Im Rahmen der 20. Auflage des Radrennens wird erstmals der Feuer-und-Flamme-Ride durch Hamburg rollen. Alle Teilnehmer dieses Rennens über die traditionelle Jedermann-Kurzstrecke von 55 Kilometern werden dabei als Mitglieder des „Teams Allympics“ in die Veranstaltung eingebunden. Als Teamchefs konnten HSV-Legende Horst Hrubesch, 64, und Hockey-Olympiasieger Christian „Büdi“ Blunck, 47, gewonnen werden.

„Wir wollen damit die Idee des Mitmachens transportieren und für die Idee der ersten Olympischen Spiele werben, an denen jeder teilnehmen kann“, sagt Kai Rapp, Vizepräsident der Agentur Lagardère Unlimited Events, die neben den Cyclassics auch den ITU World Triathlon veranstaltet.

Für 270 Millionen Euro werden Sporthallen erneuert

Für symbolische 20,24 Euro (statt regulär 67,50 Euro) können Radfahrer jedes Niveaus unter Angabe des Gutscheincodes „Join Team Allympics“ teilnehmen, auch Einsteiger und Pedelec-Fahrer. Und weil es wie bei den Allympics­ nicht um den Sieg geht, sondern um das Dabeisein, wird auf eine Zeitnahme verzichtet. Bei einer minimalen Durchschnittsgeschwindigkeit von 23 km/h sollte niemand abgehängt werden. Damit begeben sich die Cyclassics bei ihrer 20. Auflage auf neues Terrain. Seit 1996 hat das Rennen Maßstäbe gesetzt, indem es Breiten- und Profisport in einer Massenveranstaltung zusammengeführt hat. Jetzt werden erstmals auch Untrainierte eingebunden. Die Allympics sollen auch die Sorge vieler Bürger und Vereine zerstreuen, Spiele in Hamburg könnten zulasten des Breitensports gehen. Das Gegenteil wäre der Fall.

In diese Richtung zielt auch der Beschluss der Stadt, kräftig in den Schulsport zu investieren. Für 270 Millionen Euro werden bis 2019 Sporthallen saniert oder neu gebaut. Wie die Behörde für Schule und Berufsbildung mitteilt, sollen 129 neue Felder in 95 Hallen entstehen, weitere 100 Felder in 82 Hallen werden wiederhergerichtet. Zieht man die 59 Flächen ab, die im selben Zeitraum verschwinden, bleibe ein Plus von 70 zusätzlichen Feldern in 39 Hallen. Profitieren sollen nicht nur die Schulen, sondern auch Vereine und Verbände. Sie könnten die Flächen nach 17 Uhr kostenfrei nutzen. „Auch im Hinblick auf die Olympischen Spiele brauchen wir uns mit diesen Investitionen in den Breitensport nicht zu verstecken“, sagte Bildungssenator Ties Rabe (SPD). Für Olympia würden nach 2020 zudem rund 80 Trainingsstätten modernisiert, die später ebenfalls dem Breiten- und Schulsport in bestem Zustand zur Verfügung stünden.

7. Bürgerwerkstatt zu Olympia in Hamburg, Dienstag, 14. Juli, 19–21 Uhr, CruiseCenter HafenCity, Großer Grasbrook 19. Thema: Verkehrskonzept. Weitere Informationen zum Allympics-Radrennen im Internet: www.feuer-und-flamme-ride.de.