Hamburg. In der Kulturszene regt sich Protest: Es gibt durchaus Künstler, die das Projekt Olympische Spiele in Hamburg ablehnen.
Für eine erfolgreiche Olympia-Bewerbung sei die Kultur eine „conditio sine qua non“, findet Barbara Kisseler, und es ist natürlich nicht weiter überraschend, dass die Senatorin ihren Bereich zur Voraussetzung erklärt. „Wir sind hier, um Künstlern eine ,Once-in-a-lifetime‘-Chance zu geben“, hatte Ruth Mackenzie noch erhöht, eine Möglichkeit also, die man so nur ein einziges Mal im Leben erhält. Die einstige Kulturdirektorin der Londoner Olympischen Spiele und die Senatorin schworen eine Gruppe von Kulturmachern und -entscheidern ein, sich beim Ideentreff auf Kampnagel ordentlich einzubringen. Nun aber regt sich Protest in der Szene. Denn es gibt durchaus Künstler, die gar nicht Teil einer Ideenschmiede sein wollen, da sie das eigentliche Projekt – die Olympischen Spiele in Hamburg – ablehnen oder mindestens skeptisch sehen.
Musiker, Theatermacher und Kulturaktivist Schorsch Kamerun war einer der 140 nach Kampnagel Geladenen und formulierte dort schon zum Auftakt sein Unbehagen in die Runde. Flugs wurde neben den Arbeitsgruppen (in denen man seine Ideen direkt auf die Tischdecken notieren sollte) auch ein „Kritischer Tisch“ organisiert. Christoph Twickel ist gar nicht erst hingegangen. Unter dem Titel „Not my job, Olympia“ erklärt er in einer öffentlichen Mailingliste, warum nicht: „Ich bin Journalist und Kulturschaffender, ich habe Geschichten ohne Rücksicht darauf zu erzählen, ob sie Hamburgs Ruf schaden oder nutzen. Ein Narrativ zu produzieren, welches diese Stadt für eine Olympiabewerbung erfolgreich macht – dafür gibt es Werbeagenturen.“ Twickel vermutet „sanfte Erpressung“, ihm sei unwohl dabei, als Kulturschaffender „Nachhaltigkeits- und Problematisierungs-Narrative“ zu liefern: „Eine Kultur, die sich aus Sorge um Fördertöpfe politischen Großprojekten anschließt und sich dabei dann kritisch geriert: Das ist Hofnarrentum.“
So pessimistisch sahen es nicht alle, aber eine gewisse Irritation herrschte auch am Tag danach: „Ich bin kein Freund von Veranstaltungen, in denen Erwachsene auf Tischdecken schreiben müssen“, erklärte beispielsweise Literaturhaus-Chef Rainer Moritz. „Aber davon abgesehen war es sehr konstruktiv.“ Ende September soll es mit einem neuen „Fest der Ideen“ weitergehen, Kultur- und Sport-Mäzen Alexander Otto hat bereits 50.000 Euro „Entwicklungshilfe“ versprochen.