Hamburg. Projekt Joblinge macht junge Leute fit für den Arbeitsmarkt und hilft ihnen, einen Ausbildungsplatz zu finden.

Es ist verflixt. Während die Hamburger Wirtschaft händeringend Fachkräfte und Auszubildende sucht, gibt es in der Stadt viele junge Menschen, die keinen Ausbildungsplatz haben. Die Gründe sind vielfältig: Nicht wenige der jungen Leute haben einen schlechten oder gar keinen Schulabschluss, andere haben sich nie um einen Ausbildungsplatz bemüht.

Nun engagieren sich auch eine Reihe von Hamburger Unternehmen und gemeinnützigen Institutionen dafür, die arbeitslosen Jugendlichen fit zu machen für den Arbeitsmarkt. Joblinge heißt das Projekt, seinen Sitz hat es in der Hammerbrookstraße. Für die Betreuung der Teilnehmer ist Jobcenter team.arbeit.hamburg zuständig, eine gemeinsame Einrichtung der Stadt und der Agentur für Arbeit.

Etwa 80 Teilnehmer pro Jahr werden jeweils sechs Monate lang betreut. „Unser Programm besteht vor allem aus Praxis“, sagt Projektleiterin Anja Meyfarth. Zudem ist die Stärkung sozialer Kompetenzen ein Ziel. „Das wird etwa in Gruppenprojekten im Kulturbereich trainiert“, sagt Anja Meyfarth. So haben die Joblinge eine Kooperation mit dem Theater Kampnagel.

Zunächst geht es darum, die Defizite der Teilnehmer zu erkennen und möglichst zu beseitigen. Hinzu kommen Besichtigungen von Hamburger Unternehmen. Sobald die Jugendlichen sich entschieden haben, welchen Ausbildungsberuf sie anstreben, vermittelt Joblinge ihnen Praktika in Firmen. „22 Ausbildungsplätze wurden in den ersten beiden Gruppen bislang fest vermittelt“, sagt Meyfarth.

Der Erfolg des im September 2014 gestarteten Projekts zeigt sich auch an einer noch laufenden Gruppe mit 21 Jugendlichen. Obwohl sie noch mitten in der Qualifizierung sind, können bereits sieben Teilnehmer auf einen Ausbildungsvertrag hoffen – in Berufen wie Mechatroniker, Fachkraft für Systemgastronomie und Hotels, Maler, Fachlageristen oder auch Verkäufer.

„Wenn auch die zweite Gruppe Ende Juli beendet ist, gehen wir von einer durchschnittlichen Vermittlung von 65 Prozent der Teilnehmer aus“, sagt Hans Theodor Kutsch, ehrenamtliches Aufsichtsratsmitglied der Joblinge Hanse. Bis Jahresende sollen 70 Prozent der Bewerber die Qualifizierung mit einem Ausbildungsvertrag in der Tasche abgeschlossen haben.

Joblinge läuft bundesweit und wurde von der Unternehmensberatung Boston Consulting und der Eberhard von Kuenheim Stiftung von BMW ins Leben gerufen. Inzwischen sind die Job­linge in mehr als zehn Großstädten und Regionen aktiv. In Hamburg sind mehr als 1100 Unternehmen und 1000 ehrenamtliche Mitarbeiter, etwa als Mentoren, an dem Projekt beteiligt.

Der Bedarf ist groß. In Hamburg fanden im vergangenen Jahr mehr als 2000 Jugendliche keinen Ausbildungsplatz. Finanziert wird das Hamburger Projekt durch die Aktionäre CMS Hasche Sigle, Deutsche See, Philips und Olympus sowie durch die Unterstützung von Unternehmen wie Boston Consulting und BMW. Zum Förderkreis gehören seit Kurzem auch Eurogate, Haspa und Kühne + Nagel. Das Abendblatt unterstützt zwei Joblinge über ein Stipendium. Auch die Kunsthalle und die beiden Kammern in der Stadt fördern das Projekt.

Aufsichtsratsmitglied Kutsch könnte zufrieden sein. Doch das ist er nicht. „Ich würde mich freuen, wenn sich noch mehr Hamburger Unternehmen beteiligen würden“, sagt der frühere Vorsitzende des Industrieverbandes Hamburg. „Wir wollen den jungen Menschen die Möglichkeit geben, für sich Perspektiven zu schaffen“, sagt er.