Hamburg. Deutsche Werften sind beim Bau von Megajachten führend. Auch Blohm+Voss setzt nach Pause auf Aufträge für die Milliardärsspielzeuge.
Die Hamburger Traditionswerft Blohm+Voss will unter ihrem neuen Chef Fred van Beers den Bau von Megajachten neu beleben. „Wir werden in diesen Bereich in den kommenden fünf Jahren 15 Millionen Euro investieren und unseren Vertrieb verstärken“, sagte van Beers am Mittwochabend vor dem Club Hamburger Wirtschaftsjournalisten. In den vergangenen Jahren hatte Blohm+Voss keine neue Megajacht ausgeliefert und aktuell steht auch keine in den Auftragsbüchern.
Dennoch liegen oft monatelang Megajachten in den Docks von Blohm+Voss, weil sie überholt und neu ausgestattet werden. Die Hamburger Werft hat aus der Vergangenheit einen guten Ruf beim Jachtbau und hat einige der größten und teuersten Schiffe für Milliardäre gebaut.
Die Superjachten von Blohm+Voss beginnen bei einer Länge von 80 Metern und einer vorgegebenen Rumpfform, wobei der Auftraggeber die weiteren Details der Jacht weitgehend bestimmen kann.
Nach oben sind kaum Grenzen gesetzt; die Hamburger Werft kann Schiffe bis zu einer Länge von 350 Metern bauen und auch die ausgefallensten Wünsche der reichen Auftraggeber erfüllen. Die Preise beginnen bei 125 Millionen Euro. Größere Jachten kosten nach einer Faustregel rund zwei Millionen Euro je Meter Länge, je nach Ausstattung aber auch mehr.
Das Ziel: sieben bis zehn Prozent des Weltmarktes
Weltweit werden jährlich rund 25 Megajachten in Auftrag gegeben, wobei deutsche Werften wie Lürssen und Abeking+Rasmussen eine starke Position auf dem Weltmarkt einnehmen. „Wir streben einen Anteil von sieben bis zehn Prozent am Weltmarkt an, und der Markt wächst“, sagte van Beers.
Das wären ein bis zwei Aufträge pro Jahr. Nachfrage komme zunehmend von jungen Internet-Milliardären aus den USA, auch wegen des günstigen Euro-Kurses, sowie nach wie vor von den traditionellen Märkten aus Russland und dem Mittleren Osten sowie zunehmend auch aus Asien.
„Wir müssen nicht befürchten, dass Korea oder China beim Bau von Luxusjachten zu einer Konkurrenz werden“, sagte der Niederländer, der seit vier Monaten an der Spitze von Blohm+Voss steht. Westeuropa sei durch Qualität und Wertarbeit absolut wettbewerbsfähig. Wirtschaftlich wichtig für die Werft sei nicht nur der Neubau, sondern auch die regelmäßige Wartung und Erneuerung der Schiffe, bei der oft große Teile der Inneneinrichtung oder der Technik ersetzt werden.
Weitere Geschäftsfelder von Blohm+Voss
Neben den Luxusjachten baut Blohm+Voss auch Militärschiffe, dann aber eingebunden in Konsortien unter der Führung von Thyssenkrupp. Mit dem Bau von vier Fregatten seien die Kapazitäten bis 2019 ausgelastet.
Ein weiterer wichtiger Teil des Unternehmens ist die Reparaturwerft, die sich auf Kreuzfahrtschiffe spezialisiert hat. Das Unternehmen gehört der britischen Investmentgesellschaft Star Capital und erreicht mit rund 1100 Mitarbeitern einen Umsatz von rund 250 Millionen Euro. Diesen Umsatz will van Beers in den kommenden fünf Jahren verdoppeln.