Hamburg.

Eigner von Superyachten haben Probleme, die Normalverdiener gerne hätten. Einen Eindruck davon vermittelte die vierte „German Superyacht Conference“ der Zeitschrift „Boote Exklusiv“ aus dem Verlag Delius Klasing, die am Donnerstag im Hotel Hafen Hamburg tagte. Rund 150 Teilnehmer – Vertreter von Werften, Yachtmakler, zahlreiche Dienstleister rund um die Luxusschiffe, aber auch Designer und Versicherer – tauschten mit Blick auf den Hamburger Hafen Fachwissen aus. Sie waren dabei in guter Gesellschaft, denn bei Blohm + Voss liegt zur Überholung die dort gebaute „Eclipse“ des russischen Milliardärs Roman Abramowitsch, die zeitweise die größte Yacht der Welt war.

Größe war auch eines der Themen der Superyachtkonferenz. „Mit einer Yacht von mehr als 60 Metern Länge kommt man in viele Häfen an der Côte d’Azur unter Umständen gar nicht mehr hinein, denn es gibt dort nicht genügend große Plätze“, sagte Christine Thomsen, Gründerin des Hamburger Yachtdienstleister Lunautica. Manch ein Eigner habe sich bereits für eine kleinere Zweityacht entschieden, um damit zwischen dem Flaggschiff vor der Küste und dem Hafen zu pendeln. Ein Mangel an geeigneten Yachtliegeplätzen, sagte Thomsen, sei speziell auch in Hamburg ein Problem: „Wer möchte schon abseits neben einem Industriegebiet in Harburg liegen?“

Thomsen machte deutlich, dass die Versorgung von Superyachten ein hoch komplexes Geschäft ist. An Bord der Schiffe befinden sich häufig nicht nur Kunstgegenstände oder auch Waffen, die das Interesse von Zollbehörden wecken könnten: „Auf Yachten braucht man meist auch jede Menge Bargeld“, sagten die Expertin, die früher für die renommierte Bremer Yachtwerft Lürssen gearbeitet hatte. „In französischen Supermärkten zum Beispiel gelten amerikanische Kreditkarten häufig nicht.“ So muss die Besatzung zum Einkaufen mitunter mit prall gefülltem Portemonnaie losziehen.

Yachteigner sind sehr reiche, aber auch sehr eigenwillige Menschen. Ein berühmter Unternehmer wollte bei der Erstbegehung seiner Yacht im Bett der Eignersuite keineswegs getrennte Matratzen haben. Ein deutscher Spezialist musste übers Wochenende eine einteilige, maßgefertigte Matratze nachfertigen, für gut 10.000 Euro.

Das allerdings sind relativ kleine Kosten, bedenkt man, dass zur Anreise auf Superyachten häufig eine komplexe Transportkette geknüpft werden muss, vom Privatjet in den Helikopter an Bord oder umgekehrt. Auch die Tankfüllung einer Superyacht dürfte für 10.000 Euro nur unter sehr günstigen Umständen zu bekommen sein. Eine Handyrechnung für 6000 Euro hat Thomsen ebenfalls schon erlebt, trotz mittlerweile weit verbreiter Flatrates.

Die Schrullen der Milliardäre mögen dekadent erscheinen. Speziell im deutschen Schiffbau jedoch, aber auch in vielen Dienstleistungsbranchen sind Superyachten ein handfester Wirtschaftsfaktor. Deutschland ist eines der führenden Länder im Yachtbau. Besonders erfolgreich ist die Bremer Lürssen-Gruppe, die 2013 die derzeit weltgrößte Yacht „Azzam“ mit 180 Metern Länge abgeliefert hat. Blohm + Voss, einst die renommierteste Yachtwerft der Welt, ringt derzeit um Anschluss. Mangels Neubauaufträgen konzen­triert sich Hamburgs letzte Großwerft schon seit einigen Jahren vor allem auf Reparaturen, Umbauten und Überholungen, etwa bei der 162 Meter langen „Eclipse“. Das Schiff von Roman Abramowitsch, abgeliefert im Jahr 2010, soll seinerzeit mehr als 500 Millionen Euro gekostet haben. Die Baupreise sind allerdings oft schon nach kurzer Zeit nicht mehr allein relevant, weil viele Eigner andernorts noch aufwändige Sicherheitstechnik nachrüsten lassen.

Insgesamt ist das Segment der Großyachten ein integraler Bestandteil des deutschen Schiffbaus. Neben Lürssen und Blohm + Voss sind in diesem Geschäft vor allem Nobiskrug in Rendsburg, Abeking & Rasmussen in Lemwerder und Fassmer in Berne aktiv. Die Lürssen-Kröger Werft in Schacht-Audorf am Nord-Ostsee-Kanal, spezialisiert auf mittelgroße Yachten, war gemäß der letzten Schiffbauumfrage der IG-Metall-Küste vom September 2014 für 46 Monate ausgelastet, Fassmer für 32 Monate, Abeking & Rasmussen für 28 und Nobiskrug für 27 Monate. Allerdings haben alle diese Werften auch andere Schiffe in Arbeit. Ende 2013 hatten Großyachten am gesamten Auftragsbestand der deutschen Werften von rund 9,8 Milliarden Euro einen Anteil von 31 Prozent, den größten Anteil nach den Passagierschiffen, der wiederum vor allem von den Kreuzfahrtschiffen der Papenburger Meyer Werft und den Fähren der Flensburger Werft FSG getragen wird.

Regelmäßig kommen Großyachten zur Überholung oder zu aufwendigen Umbauten nach Deutschland, häufig zu ihren Bauwerften wie etwa Blohm + Voss. Neben der „Eclipse“ war in der Hansestadt vor einiger Zeit auch die 126 Meter lange „Octopus“ des Microsoft-Mitbegründers Paul Allen, die 2003 allerdings von Lürssen abgeliefert worden war. Oft kosten die technologisch aufwendigen Nachrüstungen hohe Millionenbeträge. Ingenieure, aber auch Designer und Inneneinrichter müssen selbst die ausgefallensten Wünsche nach Exklusivität erfüllen. Daher erstaunte schon, was Christine Thomsen vom Yachtdienstleister Lunautica über ihre Kundschaft zu berichten wusste: „Die meisten Yachteigner sind gar nicht seefest“, sagte sie bei der Superyachtkonferenz im Hotel Hafen Hamburg. „Sie halten sich am liebsten in der Nähe der Küste auf.“