Hamburg. Das Programm startet Ende Mai 2017 und läuft 17 Tage. Der Etat für das Großereignis steht noch auf wackeligen Beinen – Sponsoren gesucht.

Das internationale Festival „Theater der Welt“ als „Theater der Nationen“ 1979 vom Schauspielhaus-Intendanten Ivan Nagel in Hamburg ins Leben gerufen, kommt 2017 wieder nach Hamburg. „Mit dem von uns herbeigewünschten Festival findet kurz nach der Eröffnung der Elbphilharmonie ein weiteres Großereignis statt. So stärken wir unseren Ruf als Kulturmetropole“, sagte Kultursenatorin Barbara Kisseler gestern während einer Pressekonferenz. Hamburg hatte sich für das Eröffnungsjahr der Elbphilharmonie um die Austragung von „Theater der Welt“ beworben und wird nun 2017 gleich zwei kulturelle Glanzlichter präsentieren können.

Das Festival wird mit zahlreichen Theaterproduktionen aus allen Teilen der Welt einen einzigartigen Überblick über die Vielfalt des zeitgenössischen internationalen Theaters geben. Es verspricht, ein Publikumsmagnet zu werden. Der Etat wird drei Millionen Euro betragen, zwei Millionen kommen von der Kulturbehörde, eine Million gibt das Bundeskulturministerium. Private Förderer und Spender werden gesucht. 1,5 Millionen Euro möchte man – und das ist sportlich gedacht – noch zusätzlich einwerben.

„Theater der Welt“ wird alle zwei, drei Jahre vom Internationalen Theaterinstitut in einer anderen deutschen Stadt veranstaltet. Köln, Stuttgart, München, Dresden, Berlin hießen einige der Austragungsorte. Und 1989 noch einmal Hamburg. Jeweils ein Kurator war für das Programm verantwortlich, das weltweit renommierte Theaterkünstler wie Ariane Mnouchkine, Peter Sellars, Robert Lepage, Peter Brook, die Handspring Puppet Company, die Peking Oper oder Pina Bauschs Ensem­ble neben vielen anderen großen Künstlern präsentierte.

Für Hamburg wird nun zum ersten Mal eine Gruppe das Festivalprogramm zusammenstellen. Die Intendanten von Kampnagel (Amelie Deuflhard) und Thalia (Joachim Lux) gehören dazu, ebenso Andras Siebold (künstlerischer Leiter Kampnagel) und Thalia-Dramaturgin Sandra Küpper, die auch die Lessingtage kuratiert. Alle sind versierte Festivalexperten und international bestens vernetzt.

„Erstmals erarbeiten ein Stadtheater und ein freies Produktionszentrum gemeinsam ein Programm“, sagte Joachim Lux, der als Präsident der deutschen Sektion des Internationalen Theaterinstituts (ITI) sicher auch für Hamburg als Austragungsort votiert hat. ITI-Geschäftsführer Thomas Engel ergänzte: „Die Vielfalt der Sprachen der darstellenden Künste zu erleben und künstlerische Projekte als politische Positionen zu begreifen, das ist der Kern von ,Theater der Welt‘.“

Thema des Festivals, dessen Programm jetzt noch nicht feststeht, wird der Hafen sein. „Hafen in all seinen Implikationen“, wie Joachim Lux sagte, „als Warenumschlagplatz, Ausgangspunkt für Welterforschung, als Platz für Wander- und Sexarbeiter, mit dem Freihafen als Ort, in dem andere Regeln gelten, als Anfangspunkt für Kolonisation und globalisierte Welt.“ Der Hafen wird als Aufführungsort einen modernen und offenen Zugang zum Festival für die Stadt und ihre Gäste sein. Schwerpunkt des Festivals ist das internationale Gesicht Hamburgs als weltoffene, multikulturelle Metropole.

„Wir möchten Eigenes für Hamburg entwickeln“ erklärte Andras Siebold. „Derzeit treffen wir uns alle zwei Wochen, essen Kekse und sammeln Ideen ein. Welche Künstler interessieren uns? Welche Ästhetiken können wir durchmischen?“

Die Teilnehmer der Pressekonferenz betonten, dass das Festival im Kern „politisch“ sei. Derzeit ist man damit beschäftigt, international mögliche Teilnehmer zu sichten. Dabei verlassen sich die Festivalmacher weniger auf Aussagen etablierter Kunstmanager und -agenten als vielmehr auf Empfehlungen von Künstlern, die man kenne. Teilweise wolle man Bühnen und Gruppen mit fertigen Projekten einladen. „Wir wollen Netzwerke ausbauen, Kontakte aktivieren.“ Es sei aber vor allem ihr Wunsch, dass sich die Gäste künstlerisch auf Hamburg und seinen Hafen einlassen und dann etwa mit hinzukommenden Kollegen etwas Neues schaffen, erklärten die Kuratoren.

Amelie Deuflhard glaubt an ein „Fest für die Stadt. Wir kennen Hamburg, werden interessante Orte neu bespielen, unterschiedliche Partner gewinnen.“ 17 Tage soll das Theaterfestival dauern, von Ende Mai bis Mitte Juni 2017. Wichtig ist, dass das Festival nicht von außen auf Hamburg gestülpt wird, sondern „aus der Stadt entsteht“. Im Hafen, im Oberhafenquartier, das noch leer stehende Flächen und ungenutzte Ecken bietet, möchte man auch neue Spielorte finden. Es gibt viel zu entdecken.