Der Sommer lässt sich immer mal wieder in den letzten Tagen blicken. So gerne würde ich auch einfach in den Stadtpark gehen, mich meiner Kleidung entledigen und die Sonne genießen. Doch leider habe ich den richtigen Moment verpasst, meinen Körper auf diese seltenen Momente vorzubereiten.

Schon wieder. Ich schäme mich einfach, mit Anfang, Mitte, Ende 20 schon einen Bauch zu haben, der manchem Frührentner Konkurrenz machen könnte.

Es fing alles ganz harmlos an einem Weihnachten vor zwei oder drei Jahren an. So ganz genau weiß ich das nicht mehr. Weihnachten darf man ja zunehmen. Das ist in unserer Gesellschaft ja anerkannt. Schuld für das Zunehmen an Feiertagen ist übrigens ein Gen. Das ‚Zum Kühlschrank-Gen’. Es gibt nur den Moment nach Weihnachten, an dem man wieder abnehmen muss. Und das habe ich in den vergangenen Jahren doch etwas schleifen lassen.

Immer wieder habe ich es versucht. Ich habe sogar bei den Weight Watchers angerufen. Da hat aber keiner abgenommen. Zu Beginn des Jahres waren die Vorsätze noch hoch, aber umso mehr Zeit ins Land ging, merkte ich, dass das nächste Weihnachten immer dichter auf mich zukommt. So musste ich mir in der Mitte des Jahres, ich nenne es mal den ‚Break-Even-Point‘, die Frage stellen: ‚Abnehmen, oder nicht?’
Nun kamen mir leider, leider einige Dinge dazwischen, die nicht aufzuschieben waren, und mich vom Diät-Beginn abhielten: Keller aufräumen, Steuererklärung vorbereiten, Besteckschublade neu sortieren. Also habe ich mir zumindest die beste Literatur zum Thema „Abnehmen“ gekauft – Frauenzeitschriften. Es vergeht keine Woche, in der eine Frauenzeitschrift nicht damit wirbt: „Nehmen Sie zehn Kilo in drei Tagen ab“. In einer der Zeitschriften gab es sogar einen Bericht über eine Frau, die erfolgreich auf Alkohol, fettiges Essen und Eis an heißen Sommertagen verzichtet hatte. In nur 14 Tagen hatte sie 2 Wochen verloren.

In einer anderen Rubrik fragte eine Leserin, ob etwas Bewegung nach dem Essen wie Kniebeugen beim Abnehmen helfen würden. Die Antwort der Diätexpertin: „Die einzige Bewegung, die beim Abnehmen effektiv hilft, ist die, den Kopf zu schütteln und zwar immer dann, wenn einem etwas zu Essen angeboten wird.“ Meine Erkenntnis nach dem Studieren der Zeitschriften: Man sollte immer drei Diäten gleichzeitig machen. Von einer wird man nicht satt.

Und wenn ich mich tatsächlich nur auf eine Diät festlegen müsste, dann würde ich die Hindu-Diät wählen. Die Hindu-Diät ist eine hier noch sehr unbekannte Variante, die aus dem asiatischen Raum herüberkommt. Man kann alles essen. Und so viel man will. Sogar Kohlenhydrate nach 18 Uhr. Hindu-Diät heißt: Man nimmt im nächsten Leben ab!

Marcel Kösling geb. 1986 in Hamburg, verbindet die Genres Kabarett, Zauberei, Comedy und Gesang. gewann unter anderem den Kabarett Kaktus, den Klagenfurter Kleinkunstpreis, war deutscher VizeMeister der Zauberkunst. Nächste Termine: 16.9. Norderstedt, Kulturwerk; 3.10. Schmidt Theater, 9.10. Buxtehude, Theater im Hinterhof; 10.10. Eidelsteder Bürgerhaus; www.marcelkoesling.de