Hamburg. Die Hansestadt wird für eine Woche Schauplatz der Welthafenkonferenz. Es geht um Riesenschiffe und notwendige Investitionen.

Es ist der größte Branchentreff der maritimen Industrie: Am Montag kommen die Hafenchefs aus aller Welt in Hamburg zusammen, um eine Woche lang über die Entwicklung und Bedeutung ihrer Häfen in Zeiten der Globalisierung und des Klimawandels zu beraten. Eines machen die Anmeldezahlen, die stetig wachsen, schon jetzt klar: Der Andrang wird groß. 700 Hafenchefs haben bereits zugesagt. Denn die Häfen stehen vor erheblichen Herausforderungen, da schaut man gerne genau hin, was die Konkurrenz macht. Ein tiefgreifender Strukturwandel in der internationalen Schifffahrt zwingt die Häfen dazu, sich anzupassen, wollen sie nicht abgehängt werden.

Die Schifffahrtsstandorte müssen Millioneninvestitionen tätigen, um ihre Umschlagterminals und Hinterlandanbindungen auszubauen, und sie müssen schneller werden, als sie es heute sind. Infolge der Wirtschafts­krise vor mehr als fünf Jahren, bei der Fracht- und Charterraten der Schiffe ins Bodenlose fielen, haben sich etliche Reedereien zu mehr Kosteneffizienz verpflichtet. Das beschleunigte zwei Entwicklungen: Die Bildung von Kooperationen und Gemeinschaftsunternehmen sowie den Bau immer größerer Containerschiffe, wodurch die Transportkosten pro Box sanken.

Beides schlägt inzwischen bei den Häfen durch. Die Bildung neuer Allianzen und gemeinsame Bereederung von Schiffen haben die Fahrpläne mit ihrer Regelmäßigkeit der Schiffsanläufe und Ladungsmengen durcheinandergebracht. Ladung wird mitunter sprunghaft umgeleitet. Die Häfen können kaum noch planen. Und wenn ein Schiff kommt, trägt es wegen seiner Größe viel mehr Ladung, die schlagartig den Hafen verstopft, wenn sie nicht sofort abtransportiert wird.

Wurden früher in Hamburg 2000 Stahlboxen von einem Schiff gehievt, sind es heute bis zu 8000, die in derselben Liegezeit umgeschlagen werden müssen. Um die hohen Schiffe entladen zu können, müssen die Häfen größere Containerbrücken installieren und deren Effizienz steigern. „Der Automatisierungsgrad des Umschlags wird zunehmen“, sagt Carlos Jahn, Professor des Fraunhofer Centrums für Maritime Logistik, der sich mit zukünftiger Hafenplanung befasst. „Künftig werden auch die Containerbrücken von Computern gesteuert, wie es schon an einigen Terminals getestet wird.“

Lastwagenfahrer müssen Zeitfenster im Hafen besser einhalten

Neben der Automatisierung, werde die Synchronisation der Arbeitsprozesse im Hafen zunehmen. Denn die größeren Ladungsmengen, die auf einmal im Hafen ankommen, müssen schnell weitertransportiert werden. Der Lagerplatz in den Häfen selbst ist nämlich begrenzt. Der richtige Zeitpunkt zur Anlieferung oder Abfahrt von Containern werde immer wichtiger, meint auch Jens Meier, Chef der Hamburg Port Authority (HPA). Deshalb sei es interessant zu sehen, welche Lösungen andere Häfen für das Problem entwickeln. „Die Welt-Hafenkonferenz ist der ideale Ort, um darüber ins Gespräch zu kommen.“

In Singapur, einem der größten aber zugleich effizientesten Häfen, werden beispielsweise wie in Hamburg sehr viele Lkw abgefertigt. Dabei ist es wichtig, dass die Laster punktgenau zur Ladestelle fahren, um den Container aufzunehmen oder abzuliefern. Damit der Takt gehalten wird, hat Singapur ein Bußgeld für Fahrer eingeführt, die zu früh oder zu spät eintreffen. Sydney hat ein Kontrollsystem aufgebaut, dass die Verweildauer der Lkw auf den Terminals misst. Bei der Beschleunigung der Zollformalitäten ist wiederum Barcelona ganz weit vorne in der Welt: Dort sind viele Trucks mit Druckern ausgestattet, auf denen die Fahrer die notwendigen Zollpapiere ihrer Fuhre selbst ausdrucken können. All das wird bei der Konferenz vorgestellt.

Nicht alles, was andere machen, lässt sich einfach auch in Hamburg umsetzen“, sagt Hafenchef Meier. „Aber die Beispiele zeigen, dass viele Häfen darüber nachdenken, wie sie ihre Effizienz steigern können.“ Hamburg sei mit seinem Projekt Smartport gut aufgestellt, das die Vernetzung der Verkehrsträger zur besseren Lenkung der Warenströme einsetzt.

Umweltthemen werden auf der Konferenz eine große Rolle spielen

Dennoch gebe es noch einiges zu tun, sagt Meier. So klappe das Zusammenspiel zwischen Fuhrunternehmen und Terminals noch nicht. Lkw bringen Ladung, die tagelang im Hafen herumsteht, weil ihr Schiff noch nicht da ist. Oder sie kommen, um einen Container abzuholen, der im Stapel ganz unten steht. Das könne verbessert werden, so Meier. Das Datenkommunikationsunternehmen Dakosy habe schon vor Jahren eine Software geschaffen, die eine genauere Abstimmung ermöglicht. „Nur wird diese Internetplattform noch nicht von allen Marktteilnehmern tatsächlich genutzt.“

Neben dem Ausbau der Kaianlagen und der Vernetzung der Verkehrsträger wird Jahn zufolge noch ein dritter Wandel die Häfen der Zukunft kennzeichnen: Eine zunehmende Elektrifizierung. Nicht zuletzt um die Luft zu verbessern. „Hamburg ist nicht der einzige Ort, an dem Wohnen und Hafenbetrieb so dicht beieinanderliegen. Das Gleiche gilt für New York, Los Angeles und viele andere Häfen auf der Welt“, sagt Jahn. „Sie müssen Lärm und Luftbelastung reduzieren, etwa durch die Umstellung ihrer Umschlag- und Stapelfahrzeuge mit Elektromotoren.“

Mit Beispielen zur sauberen Energieversorgung der Schiffe kann Hamburg weltweit punkten. Die Landstromanlage und die Power Barge (schwimmendes Kraftwerk), die mit Flüssigerdgas betrieben wird, seien Vorzeigeprojekte, sagt Jahn.