Hamburg. Der Kita-Streik bringt Eltern an die Grenze der Belastbarkeit. Dem Abendblatt gewährte eine Familie Einblick in eine Woche während des Streiks.

Rechtsanwältin Bettina Bugus und Axel Fahrenhorst, Konzeptionist für Messe- und Eventtechnik, sind selbstständig und verantwortlich für Kunden, Mandanten und Mitarbeiter. In den letzten drei Wochen mussten sie in ihrem ohnehin eng getakteten Tagesablauf noch die Betreuung ihrer Tochter Lya, 4, planen. „Unsere Kommunikation beschränkt sich momentan darauf, uns Termine und Zeiten zuzurufen“, sagt Bettina Bugus. Zeit für sich oder füreinander bleibe nicht. „Ein Zustand permanenter Übermüdung.“

Ihre Tochter Lya besucht eine Kita, in der derzeit Eltern die Betreuung übernommen haben. Ständig wechseln die Bezugspersonen. „Sie ist oft erschöpft“, sagt die Mutter. Auch Theo, 10, müsse zurückstecken. „Hausaufgaben nachsehen, für Arbeiten üben oder Backen fürs Schulfest – das fällt alles aus.“ Für Lya haben die Eltern einen Zehn-Stunden-Gutschein (pro Tag). Sie bringen sie normalerweise morgens um 8 Uhr und holen sie gegen 17 Uhr abwechselnd wieder ab. Die Zeit bis 18 Uhr dient als Puffer. Für das Abendblatt hat die Familie ihren Terminplan aufgezeichnet.

Dienstag: zwischen 5.30 und 7.30 Uhr: aufstehen, Hausarbeit, beim gemeinsamen Kaffee besprechen, wer wann welchen Termin hat und welches Kind von welcher Aktivität abholt, Kinder wecken, frühstücken, mit Theo seinen Tagesablauf besprechen und ihn zur Schule schicken; 8 bis 15 Uhr: Bettina in der Kanzlei (Aktenbearbeitung, Mandantengespräche, Mitarbeiterbesprechungen, Telefonate); 9 Uhr: Axel bringt Lya in die Kita; 15 Uhr: Axel holt Lya und eine Kita-Freundin ab und betreut sie weiter zu Hause; 15.40 Uhr: Bettina fährt mit den Kindern zum Sport; 19 Uhr Abendbrot und Kinder ins Bett bringen; 20 bis 1 Uhr: Buchhaltung, Aktenbearbeitung.

Mittwoch: wie Dienstag, diesmal aber fährt Axel ins Büro, und Bettina bringt Lya in die Kita. Bis 15 Uhr: Arbeit in der Kanzlei, parallel dazu per WhatsApp Organisation der Kinderbetreuung in der Kita für die kommenden Tage; 15 Uhr: Axel nimmt Lya und eine Freundin mit ins Büro; 16 Uhr: Bettina holt sie ab und fährt mit ihnen nach Hause; 17.30 Uhr: Axel löst Bettina ab, die einen Mandantentermin hat; 19 Uhr: Bettina übernimmt die Kinder, Axel hat Meeting; Bettina bringt Kinder ins Bett und arbeitet bis 0.30 Uhr.

Donnerstag: Axel fällt tagsüber wegen eines Kundentermins aus, bringt Lya um 7.50 Uhr zu Ella, deren Mutter die Mädchen zur Kita mitnimmt; 7.30 bis 12.30 Uhr: Bettina Kanzlei, ohne Mittagspause zur Kita; von 13 bis 15 Uhr übernimmt sie dort die Kinderbetreuung, fährt dann mit Lya und Ella nach Hause; 19 Uhr: Ella wird abgeholt; 20.30 bis 24 Uhr: Schreibtisch.

Freitag: Bettina betreut Lya bis 9 Uhr zu Hause; von 12 bis 15 Uhr übernimmt Axel seine Schicht in der Kita, danach nimmt er Lya und ihre Kita-Freundin Ada mit nach Hause, da Adas Mutter einen Termin hat; 8 bis 15.30 Uhr: Bettina arbeitet in der Kanzlei, ab 16 Uhr übernimmt die Anwältin die Betreuung der Kinder zu Hause; 18 Uhr: Ada wird abgeholt; 19 Uhr: Nach dem Abendessen kommt der Babysitter, da beide Eltern an diesem Abend geschäftliche Termine wahrnehmen müssen.