Hamburg . Das Hamburger Unternehmen Kopfnuss vertreibt eine neuartige isotonische Schorle. Sogar in der Apotheke ist das Getränk zu kaufen.

Geregelte Arbeitszeiten kennen Dennis Redepenning, 31, Tobias Herbert, 31, und Torge Brummund, 31, zurzeit nicht. Sie sind im Dauerstress, haben sie doch gerade ein neues Getränk entwickelt, das immer mehr Fans findet. Kopfnuss lautet der Name der Kokoswasserschorle, die mittlerweile von zahlreichen Lebensmittelhändlern in Norddeutschland vertrieben wird.

Auch in diversen Hamburger Bars und sogar in Apotheken wandert Kopfnuss über den Tresen. Anders als synthetische Energydrinks soll das Getränk mit rein natürlichen Inhaltsstoffen nach Sport, Clubbesuch oder Arbeit für einen Frischekick sorgen. Kokoswasser mit seiner isotonischen Wirkung ist die Basis.

Im Kopfnuss-Büro in der Stresemannstraße herrscht kreatives Chaos. „Wir bereiten gerade unsere Promotion-Aktion auf Sylt vor“. Dafür wurden Ölfässer in Handarbeit zuerst mit roter Farbe besprüht, dann mit dem Firmenlogo verziert. Solche Aktionen bedeuten nicht selten Stress bis spät in die Nacht. „Über zu wenig Arbeit können wir uns momentan nicht beschweren“, so Herbert. „Umso mehr freuen wir uns über jeden, den wir von unserem Produkt überzeugen können.“ Aus der einstigen Studentenidee ist mittlerweile ein echtes Unternehmen geworden.

Von künstlichen zu natürlichen Zutaten

Dennis Redepenning und Tobias Herbert kennen sich schon aus Schulzeiten. Sie studierten an der Universität Kiel Ernährungswissenschaften. „Wir haben dort eine Vorlesung über funktionelle Lebensmittel gehört. Da kamen wir auf eine Idee“, sagt Redepenning. Schon damals dachten die beiden daran, ein neues Getränk zu kreieren. „Als erstes wollten wir ein Anti-Hangover-Getränk entwickeln, das Katersymptomen und sonstigen physischen und psychischen Erschöpfungserscheinungen vorbeugen sollte. Dafür strebten wir zunächst eine synthetische Zusammensetzung mit künstlichen Zutaten an. Uns wurde jedoch ziemlich schnell bewusst, dass dies nicht mehr dem heutigen Zeitgeist entspricht. Daher bemühten wir uns um eine Alternative.“, so Herbert.

Das inzwischen mit Torge Brummund auf drei Jungunternehmer gewachsene Team suchte nach einer natürlichen Lösung. Doch was nehmen? Der Markt für Erfrischungsgetränke hält schon vieles bereit. In den USA hat Redepenning die für die Jungunternehmer beste Alternative gefunden. Dort sind viele Getränke auf Kokoswasserbasis hoch im Kurs.

„Kokoswasser schmeckt nicht zu süß, enthält viele Mineralstoffe und wenig Zucker. Damit stellt es für unser Produkt eine hervorragende Basis dar. Auf einigen Inselstaaten soll es bei schlechter medizinischer Versorgung sogar als Ersatz für Kochsalzlösung intravenös verabreicht werden“, so Herbert. Der Entschluss war gefasst. Sie gründeten ihr Unternehmen Kopfnuss. Das war 2014. ­Inzwischen haben sie ihre Firma von Kiel nach Hamburg verlegt.

Unterstützung von Getränkeprofi und Ökotrophologin

Die Entwicklung des fertigen Produktes verlief nicht immer reibungslos. Die drei erlebten mehrere Rückschläge. „Es war zum Beispiel nicht einfach, an geeignete Rohstoffe zu kommen“, sagt Brummund. „Wir hatten Glück, dass wir einen Kontakt zu einem Niederländer herstellen konnten, der in den USA ein Profi in der Getränkeindustrie ist.“ Sie trafen ihn auf der Kölner Fachmesse Anuga, wo die drei ihm ihre Idee präsentierten. Diese Netzwerkarbeit hat sich gelohnt: Der Getränkeprofi ist zu einem wichtigen strategischen Berater des Unternehmens geworden.

Die ersten Prototypen des Getränks schmeckten damals zunächst nicht ganz überzeugend, weil die von den Jungunternehmern verwendeten Rohstoffe nicht harmonierten. „Wir haben viele verschiedene Zutaten ausprobiert“, sagt Redepenning. Unterstützung erhielten sie dabei von einer Ökotrophologie–Studentin, die ihre Bachelor-Arbeit über die Entwicklung der passenden Rezeptur schrieb.

Auch ein wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts beriet bei der Festlegung der finalen Rezeptur. Wie viele Details zu beachten sind, wurde deutlich, als sich im Kieler Labor Maracuja und Fruchtfleisch zu einer bräunlichen Substanz entwickelten. Ein natürlicher Vorgang – aber nichts für den Verkauf.

Zu kaufen in 50 Lebensmittelläden und 30 Bars

Die Unternehmer tüftelten weiter und entwickelten am Ende ein Erfrischungsgetränk, das gut zu Strandbars passt und natürlich isotonisch ist. Hauptbestanteile der Schorle sind zu 85 Prozent Kokosnusswasser und Maracuja mit Zitrone. „Bei uns gibt es nur natürliche Zutaten und keinerlei hinzugefügten Zucker, dadurch auch der explizit nicht süße Geschmack – wir wollen eine Alternative zu den synthetischen Erfrischungsgetränken sein“, sagt Brummund. In Kiel wird Kopfnuss sogar in einer Apotheke vertrieben.

Mit der Zeit ist auch der Einzelhandel auf die neue Kokoswasserschorle aufmerksam geworden. Rund 50 Lebensmittelläden und 30 Bars führen das Produkt bereits. Zwischen 1,29 und 1,49 Euro kosten die Glasflaschen je nach Laden. 50.000 Stück haben die drei Gründer bereits verkauft.

Nicht nur der Einzelhandel gibt der neuen Idee eine Chance, sondern auch die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). 30.000 Euro haben die Jungunternehmer von der staatlichen Bank als Existenzgründungskredit erhalten. Das war wohl auch eine Folge des Businessplans für Kopfnuss. „Wir haben uns die Nächte um die Ohren geschlagen“, sagt Redepenning. Es hat sich gelohnt. Der 70 Seiten umfassende Gründungsplan des Trios wurde von der Industrie- und Handelskammer Kiel ausgezeichnet.

Doch auf den ersten Erfolgen wollen und können sich die drei noch nicht ausruhen und setzen auf direkte Gespräche und Produktverkostungen mit potenziellen Kunden, vor allem Lebensmitteleinzelhändler. „Für uns ist dieser Sommer entscheidend. Wir wollen herausfinden, wie viel mit unserem Unternehmen machbar ist“, sagt Brummund.