Hamburg. Bis zu 25.000 Kinder sind laut Ver.di vom Streik betroffen. Gewerkschaft rät Eltern, ihre Kitabeiträge zurückzufordern.

Mit einer Demonstration haben die Erzieher, die derzeit im unbefristeten Streik sind, auf ihr Anliegen aufmerksam gemacht. Etwa 2000 Beschäftigte des Sozial- und Erziehungsdienstes waren am siebten Streiktag dem Aufruf der Gewerkschaft Ver.di gefolgt und zogen mit Rasseln und Trillerpfeifen vom Gänsemarkt durch die Innenstadt bis zum Gewerkschaftshaus am Besenbinder Hof. Auf Transparenten forderten sie „Aufwertung von sozialer Arbeit jetzt!“

„Die Streikbereitschaft ist auch in der zweiten Woche ungebrochen, aber auch die Enttäuschung, dass sich nichts bewegt, steigt mit jedem Tag“, sagt Hilke Stein, Ver.di-Gewerkschaftssekretärin für Gesundheit und Soziales. „Wir haben es aber nicht selbst in der Hand. Wir werden den Streik niederlegen, wenn uns ein Angebot gemacht wird, aber solange nichts kommt, werden die Kollegen auch durchhalten.“ Es bleibe beim unbefristeten Ausstand, der sich noch wochenlang bis zu den Ferien hinziehen könne. „Es ist nicht auszuschließen, dass bis Juli gestreikt wird“, sagt Stein. Sie appelliert an Eltern, die politischen Verantwortlichen zu kontaktieren, um die Einigung zu beschleunigen.

„Soziale Arbeit ist in diesem Land nun mal nichts wert“, glaubt Sandra A., Physiotherapeutin in einer Kita. „Solange bei einem Streik keine wirtschaftlichen Verlust gemacht werden, will sich keiner darum kümmern.“ Sie befürchte daher, dass der Lokführerstreik den Kita-Streik übertönen werde. Kollegin Beate O. ergänzt: „Uns tut der Streik auch selbst in der Seele weh. Wir wissen von den Schwierigkeiten, mit denen die Eltern zu kämpfen haben.“ Unter den derzeitigen Arbeitsbedingungen könne es allerdings anders nicht weitergehen: „Eine Erzieherin bekommt am Anfang ihrer Karriere etwa 1300 Euro netto, später dann bis zu 2900 Euro brutto. Olaf Scholz soll doch versuchen, ein Jahr vom Erziehergehalt zu leben“, sagt Sandra A. Die Gewerkschaften fordern im Schnitt zehn Prozent mehr Lohn für Erzieher und Sozialpädagogen.

Verärgerten Eltern rät Stephan Gastmeier (Ver.di), ihre Kitabeiträge zurückfordern: „Viele unserer Ratschläge erreichen Eltern nicht, weil den Beschäftigten vom Arbeitgeber verboten wird, Infomaterial weiterzuleiten.“ Es sei wichtig, im Internet selbst nachzuschauen.