Hamburg. Jugendamt Mitte weiter unter Druck. Der Landesverband für Kinder in Adoptiv- und Pflegefamilien(KiAP) beklagt eklatante Missstände.
Nach der Misshandlung des zwei Monate alten Säuglings Jamie in Finkenwerder gerät das Jugendamt Mitte unter Druck: Die Sozialbehörde soll weitere Berichte zur Betreuung der Familie angefordert haben. In einem Brief an Bezirksamtsleiter Andy Grote (SPD) beklagt der Landesverband für Kinder in Adoptiv- und Pflegefamilien in Schleswig-Holstein (KiAP) eklatante Missstände.
Nach dem Tod der Kleinkinder Lara-Mia, Chantal und Yagmur, die ebenfalls unter der Betreuung des Jugendamtes Mitte standen, habe sich in Mitte „nichts getan“, heißt es in dem Brief. Der Verband wirft dem Jugendamt eine „lückenhafte Dokumentation“ sowie mangelnde Kontrollen der freien Träger vor. „Es erscheint, als sei die Betreuung bei Jamie so unkoordiniert vollzogen worden, wie wir das immer wieder erleben“, sagte die KiAP-Vorsitzende Birgit Nabert. Der Verband berät auch Pflegeeltern, die Kinder im Bezirk Mitte übernommen haben. „Wir fragen uns, ob die Eltern überhaupt professionell begleitet wurden“, sagte Nabert.
Grote weist Vorwürfe zurück
Nach Abendblatt-Informationen besuchten neben einer Krankenschwester von einem freien Träger auch Mitarbeiter des Allgemeinen Sozialen Dienst (ASD) die Familie regelmäßig. Einen Tag, nachdem die Polizei im März wegen eines tätlichen Streits der Eltern in der Wohnung in Finkenwerder im Einsatz war, fand ein Sonderbesuch statt. Dabei wurde die Wohnsituation der Familie bemängelt – die Gesundheit und Kleidung von Jamie hätten aber keine Hinweise auf eine Kindeswohlgefährdung ergeben.
In einem Antwortbrief an KiAP weist Bezirksamtleiter Grote die Vorwürfe ausdrücklich zurück. Abgeordnete von CDU und FDP haben Kleine Anfragen an den Senat gestellt. Jamie wird weiterhin im UKE behandelt. Seinem 26 Jahre alten Vater drohen nach den Schlägen an den Kopf seines Sohnes bis zu 15 Jahre Haft. (crh/dah)