Diplom-Pädagoge Peter Marquard hatte die Skandal-Behörde übernommen. Nun ist eine bundesweite Ausschreibung geplant.

Das Bezirksamt Hamburg-Mitte braucht einen neuen Jugendamtsleiter: Peter Marquard wird den Posten Ende August aufgeben und künftig den Bereich Kinder- und Jugendhilfe bei der Stiftung "Das Rauhe Haus" in Horn leiten. Dem Vernehmen nach will Marquard künftig wieder mehr fachlichen Freiraum haben und sich auch von der Vielfalt der Organisation und Bürokratie entlasten, die die Position als Leiter eines Fachamtes mit sich bringt.

Der Diplom-Pädagoge, der zuvor das Amt für Soziale Dienste in Bremen leitete, hatte die Stelle im Juni 2012 angetreten – eine Herausforderung. Denn das Jugendamt in Mitte hatte seit Jahren bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Grund war zuletzt der Tod der elfjährigen Chantal durch eine Methadon-Vergiftung in einer Wilhelmsburger Pflegefamilie. Das Jugendamt trug zumindest eine Mitverantwortung für das Sterben des Mädchens. Es stellte sich heraus, dass es niemals zu einem Pflegschaftsverhältnis hätte kommen dürfen. Denn die Mitarbeiter des Jugendamts Wilhelmsburg kannten die schwierigen Lebensverhältnisse der Pflegeeltern und die Vernachlässigung des Kindes. Bereits Ende Januar 2012 wurde die damalige Jugendamtsleiterin Pia Wolters von ihren Aufgaben entbunden. Schließlich trat auch der damalige Bezirksamtsleiter Markus Schreiber (SPD) zurück.

Peter Marquard stand für einen Neuanfang und setzte zahlreiche Maßnahmen gemeinsam mit seinen Mitarbeitern um. Im Mittelpunkt stand dabei das Projekt Aqua, bei dem es um die Arbeitsfähigkeit und Qualitätsentwicklung beim Allgemeinen Sozialen Dienst (ASD) ging.

Das Bezirksamt sucht nun nach einem neuen Jugendamtsleiter. Dem Abendblatt bestätigte Bezirksamtsleiter Andy Grote (SPD): „Aufgrund der Bedeutung dieses Postens soll es eine bundesweite Ausschreibung geben, damit wir möglichst viele Bewerber für diese herausragende Position ansprechen.“

Eine bundesweite Ausschreibung unterstützt auch Grünen-Fraktionschef Michael Osterburg: „Diese ist erforderlich, weil wir so mehr für diese sensible Position qualifizierte Bewerber ansprechen können. Das Jugendamt im Bezirk Mitte mit Brennpunkten wie Steilshoop oder Mümmelmannsberg steht vor vielen Herausforderungen und hat eine immense Verantwortung.“ Der Grünen-Politiker fordert aber auch: „Wenn wir hoch qualifiziertes Personal für diese herausragende Position haben wollen, dann muss auch die Bezahlung stimmen.“ Ein Jugendamtsleiter erhält momentan eine A 15-Besoldung – das sind in der Stufe 1 rund 4800 Euro; die Bezahlung steigert sich je nach Berufserfahrung bis auf etwa 5800 Euro in Stufe 8. Für Michael Osterburg steht fest: „Hier reicht eine A 15-Besoldung nicht aus, es muss eine der Verantwortung angemessene Zulage geben.“