Finkenwerder. Zwei Monate alter Sohn lebensgefährlich verletzt. Behörden sollen den Jungen und seine Eltern seit Geburt beobachten

Erneut erschüttert ein Fall von schwerer Kindesmisshandlung im Bezirk Mitte die Stadt: Ein 26 Jahre alter Vater aus Finkenwerder soll seinen zwei Monate alten Sohn am Dienstagmorgen mit Schlägen lebensgefährlich verletzt haben. Der Säugling wurde mit schwersten Kopfverletzungen in eine Spezialklinik des UKE gebracht, sein Zustand war auch am Donnerstagmorgen noch kritisch. Vater Jan C. (Name geändert), der nach Polizeiangaben zur Tatzeit alkoholisiert war (0,8 Promille), wurde in seiner Wohnung an der Ostfrieslandstraße festgenommen und am Abend vernommen. Die Polizei ermittelt wegen versuchten Totschlags.

Die Eltern des Säuglings standen seit der Geburt ihres Sohnes am 3. Februar unter ständiger Kontrolle des Jugendamtes Mitte – genau jenes Amtes, das auch schon für die Kinder Yagmur († 2014), Chantal († 2012) und Lara-Mia († 2009) zuständig war. Nach Abendblatt-Informationen veranlassten Mitarbeiter des Krankenhauses, in dem das Kind zur Welt gekommen war, dass wöchentlich eine Kinderkrankenschwester nach der jungen Familie sehen sollte. So sollte eine Gefährdung des Kindeswohls ausgeschlossen werden. Jan C. und seine 30 Jahre alte Lebensgefährtin Julia D. (Name geändert) nahmen alle vorgeschriebenen Untersuchungstermine beim Kinderarzt wahr. Dabei wurden offenbar keine Auffälligkeiten festgestellt.

Säugling wies Hämatome auf

Jan C. sagte nach seiner Festnahme, dass er am Dienstagmorgen gegen 7 Uhr durch das Geschrei des Babys wach geworden sei. Er will das Kind in den Arm genommen haben, der Säugling sei dann plötzlich bewusstlos geworden. Anschließend habe Jan C. mit einer „leichten Ohrfeige“ dafür sorgen wollen, dass sein Sohn zu sich kommt.

Laut einem Polizeisprecher besteht dagegen der Verdacht, „dass der Vater gewaltsam auf seinen Jungen eingewirkt hat“. Jan C. weckte seine Lebensgefährtin Julia D., die Eltern riefen selbst die Polizei. Julia D. soll zunächst versucht haben, ihren leblosen Sohn wiederzubeleben, bis der Notarzt eintraf.

Die Mutter fuhr dann mit ihrem schwer verletzten Kind ins Krankenhaus. Gegen sie besteht kein Tatverdacht. Der Säugling wurde von einer Rechtsmedizinerin untersucht. Nach Abendblatt-Informationen wies das Kind Hämatome auf.

Vater nahm Drogen und war oft betrunken

Nachbarn wollen vor der Tat mehrfach lautstarke Streitigkeiten des Paares mitgehört und die Polizei gerufen haben. Jan C. sei oft betrunken gewesen und habe Drohungen ausgesprochen.

Der arbeitslose 26-Jährige, der ein Kind aus einer früheren Beziehung haben soll, ist zudem polizeibekannt. Gegen ihn wurde mehrfach wegen Körperverletzung und Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz ermittelt. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft soll er bisher aber immer nur zu Geldstrafen verurteilt worden sein.