Hamburg. Jeder zweite Zug fällt aus – Sperrung am Jungfernstieg – Reisende äußern Unmut über die GDL. Feuer entpuppte sich als Fehlalarm.

Auftakt für sechs beschwerliche Tage im Bahnverkehr: Der Rekordstreik der Lokführergewerkschaft GDL hat Hamburg am Dienstag wie erwartet getroffen. Im Regionalverkehr fuhren weniger als die Hälfte der Züge planmäßig, im Fernverkehr nur ein Drittel der Verbindungen. Die S-Bahn-Hauptlinien verkehrten im 20-Minuten-Takt, die Verstärkungslinien fielen aus. „Der Ersatzfahrplan konnte somit in vollem Maße eingehalten werden“, sagte ein Bahnsprecher dem Abendblatt. Ein defekter Rauchmelder verschärfte die Situation am Mittag jedoch zusätzlich.

Gegen 12.30 Uhr schlug ein Feuermelder im Bereich des S-Bahngleises am Bahnhof Jungfernstieg Alarm. Feuerwehr und Polizei rückten aus und suchten den Bahnhof nach einem möglichen Feuer ab. Die Hochbahn stellte den U-Bahn-Verkehr auf der Linie U 1 zwischen Hauptbahnhof und Stephansplatz, auf der Linie zwischen Messehallen und Berliner Tor, sowie auf der U 4 zwischen HafenCity Universität und Berliner Tor für knapp eine Stunde vollständig ein. Auch die S-Bahn fuhr im Innenstadtbereich ab 13 Uhr für eine halbe Stunde nicht mehr.

Das angebliche Feuer entpuppte sich in der Folge schnell als Fehlalarm. Zunächst fehlte den Beamten der Feuerwehr jedoch der richtige Schlüssel zu einem Aufsichtsbüro auf dem Bahnsteig, um das Signal zu deaktivieren. Schließlich brachen die Feuerwehrleute die Tür auf. Gegen 13.30 Uhr konnte der Rauchmelder zunächst abgestellt und der Verkehr wieder freigeben werden. An den U-Bahnhöfen hatten sich bereits zahlreiche Wartende versammelt.

„Voller als sonst üblich“ sei es zuvor bereits auf den Autobahnen rund um Hamburg gewesen, hieß es am Dienstag aus der Verkehrsleitzentrale. Auf der A 7 und der A 23 sei der morgendliche Stau bis zu fünf Kilometer länger gewesen als gewöhnlich. „Voller als sonst“ fuhren auch U-Bahnen und Busse durch die Elbmetropole, wie eine Sprecherin der Hochbahn berichtete. Hier Stau, dort Drängeln in der Bahn: „Entschuldigung, ich muss hier raus.“ Auf Bahnsteigen warteten Menschentrauben zwar geduldig auf den ersehnten Zug. Aber es hieß auch: „Rückt doch mal zusammen, ich muss hier rein!“ Die meisten Fahrgäste hatten sich auf den Streik eingestellt. Am Hamburger Hauptbahnhof gab es aber auch kritische Stimmen, die wenig Verständnis für die Situation zeigten. „Der beknackte Sachse führt sein Eigenleben!“, wetterte ein junger Mann in Richtung GDL-Chef Claus Weselsky ins Mikrofon eines Radiosenders. „Streikrecht hin oder her, aber hier übertreibt es die GDL“, ergänzte eine Frau, die ebenfalls am Bahnsteig wartete. Eine Bahnsprecherin empfahl Reisenden weiterhin, sich vor Fahrtantritt über die Zeiten im Ersatzfahrplan zu informieren. In Altona steht zudem ein Hotelzug der Deutschen Bahn bereit.

Im festgefahrenen Tarifkonflikt ist dies der achte Ausstand und der längste seit Gründung der Deutschen Bahn 1994. Der Deutsche Gewerkschaftsbund im Norden sieht die Mitarbeiter der Deutschen Bahn AG vor einer betriebsinternen Zerreißprobe. Nur ein solidarisches Vorgehen aller Bahnbeschäftigten und beider Gewerkschaften könne zu echten Verbesserungen im Unternehmen führen, sagte der DGB-Chef Nord, Uwe Polkaehn.