Hamburg. Begleitend zu der europaweiten Aktion gegen Raser begann am Donnerstag die Kampagne für Schüler. Auch Gummibärchen wurden verteilt.

Die Scheibe herunterzulassen fällt schwer, nach mehrmaliger Aufforderung lehnt sich die junge Frau widerwillig aus dem Fenster. Langgezogenes „Jaa?“ hilft nicht. Gleb und Angelique haben genau gesehen, dass der Golf mit 43 Kilometer pro Stunde geblitzt wurde, obwohl vor der Grundschule am Furtweg nur Tempo 30 erlaubt ist. Die Zehnjährigen kommen schnell zur Sache. „Ist Ihnen schon mal ein Kind vor das Auto gelaufen?“ Eine provokante Frage, am Ende bekommt die Sünderin zum Trost aber doch Gummibärchen.

Begleitend zum Blitzmarathon, bei dem bundesweit 13.000 Polizisten an mehr als 7000 Stellen Auto- und Motorradfahrer kontrollierten, startete am Donnerstag die Kampagne „Rücksicht auf Kinder... kommt an!“ Schüler kontrollierten Autofahrer vor der Grundschule Furtweg, Polizisten demonstrierten mit Dummys, was passiert, wenn ein Unfall nicht mehr verhindert werden kann.

Der Blitzmarathon startete morgens um 6 Uhr. Er sollte eigentlich 24 Stunden dauern, endet aber wegen der Trauerfeier für die Opfer des Germanwings-Absturzes bereits um Mitternacht. Wo geblitzt wurde, entschieden die Hamburger selbst: Bei der Polizei gingen im Vorwege 1052 E-Mails und 427 Anrufe mit Vorschlägen ein. Eine Bilanz des Blitzmarathons wird erst am Freitag erwartet. Im vergangenen Jahr hatten sich die Hamburger im bundesweiten Vergleich verhältnismäßig regeltreu gezeigt: Ein Prozent der Autofahrer war damals zu schnell gefahren.

Kampagne verzeichnet schon erste Erfolge

Die Kampagne für Kinder gibt es seit 2002. Sie wird von Polizei, Unfallkasse Nord und der Schulbehörde organisiert. Der Schwerpunkt der Aktion lautet in diesem Jahr „Geschwindigkeit“. Laut Ulf Schröder, Leiter der Verkehrsdirektion, starben 17 der 38 im Jahr 2014 tödlich Verunglückten, weil mindestens einer der Unfallbeteiligten zu schnell unterwegs gewesen war.

„Rücksicht auf Kinder...“ hält Schröder für erfolgreich: „Seit Beginn der Kampagne ist die Zahl der an Verkehrsunfällen beteiligten Kinder deutlich zurückgegangen“, sagt er. Im Vergleich zum Vorjahr gab es 2014 zehn Prozent weniger Unfälle mit aktiv am Straßenverkehr beteiligten Kindern. Dennoch verunglückten im vergangenen Jahr immer noch 709 Kinder. Schröder: „Das zeigt, dass wir mit unseren Bemühungen nicht nachlassen dürfen.“ (ant)