Hamburg. Kritiker des Sportereignisses warnen vor „Kostenexplosion“ und „sozialer Verdrängung“. Der Werbung der Stadt wollen sie eine eigene Kampagne entgegensetzen

Auf dem Plakat am Eingang ist ein Feuerlöscher abgebildet. Hier im linksalternativen Kulturzentrum „Centro Sociale“ treffen sich erstmals knapp 150 Gegner der Olympischen Spiele 2024 oder 2028 in Hamburg. „Olympische Spiele in Hamburg? Wir haben etwas Besseres vor!“ ist das Motto des Bündnisses vom Anti-Olympischen-Komitee. Der Senat ist „Feuer und Flamme“ für Spiele. Mit ihrem Feuerlöscher wollen die Gegner die Flammen für Olympia ersticken.

An die Idee des Senats von nachhaltigen und kostengünstigen Spielen glauben sie nicht. Die Kritiker warnen vor allem davor, dass die Kosten für die Spiele „explodieren“ und so „die öffentlichen Haushalte jahrelang belasten“ würden. Sie fordern dagegen eine Stärkung des Breitensports und des sozialen Wohnungsbaus. Bis zum geplanten Referendum, in dem die Hamburger über die Spiele abstimmen sollen, wollen die Gegner der Pro-Kampagne von Stadt und mehreren Unternehmen eine Kampagne entgegensetzen. Das nächste Treffen der Gegner ist für den 24. April geplant.

Der frühere SPD-Senat hat bisher keine Angaben über die Kosten für die Austragung der Spiele ermittelt. Derzeit kursiert nur eine Zahl von 6,5 Milliarden Euro, die die Handelskammer veröffentlicht hatte. Wie viel davon der Bund und das Olympia-Komitee IOC tragen, ist allerdings unklar. Genauso wie die Einnahmen der Stadt etwa durch Sponsoren und Eintrittsgeldern. Obwohl über die Höhe der Kosten noch keine Details bekannt sind, warnen Olympia-Gegner schon jetzt davor, dass Investitionen „kleingeredet“ und „in Schattenhaushalten versteckt“ würden. Sie verweisen auf die immensen Kosten beim Bau der Elbphilharmonie. Vieles sei zudem nicht bedacht: „Wie olympiatauglich ist der Hamburger Flughafen und der Hauptbahnhof?“, fragen sie und zitieren aus einer Studie der Oxford Universität, die eine durchschnittliche Überschreitung der Kosten bei Sommerspielen von 118 Prozent ausrechnete. In Barcelona sogar um 400 Prozent. Mehmet Yildiz, sportpolitischer Sprecher der Linken, hebt hervor, dass er „nicht generell gegen Olympische Spiele ist, sondern nur gegen die jüngsten Perversionen“.

Während die Befürworter den Gewinn für das Image der Stadt hervorheben, warnen Gegner vor „ökologischen und sozialen Folgekosten für die Stadt“. In einer Resolution, die sie jetzt verabschieden, heißt es: „Nein zu steigenden Mieten und Verdrängung, wie sie überall die Folge waren, wo Olympische Spiele stattgefunden haben.“ Der Senat will durch Olympia verschiedene Gruppen – von Blankenese bis Billstedt – über das Sportereignis zusammenbringen. Daran zweifeln die Gegner der Spiele. Sie warnen vor einem „Ausnahmezustand“ durch Sicherheitsmaßnahmen und vor Überwachung. Seit Jahrzehnten wachsen Ausgaben für die Sicherheit sowie Polizei- und Militärpräsenz. London gab dafür mehr als eine Milliarde Euro aus.

In der Bürgerschaft sind mit Ausnahme der Linken alle Fraktionen für die Spiele – wenn auch unter klaren Auflagen. Zahlreiche Unternehmer unterstützen die Kampagne der Stadt für die Spiele. Gegner finden sich unter Hamburgs Entscheidern in Politik und Wirtschaft kaum. Auf ihrem Treffen monieren die Gegner der Spiele, dass die „Idee von einer Kaufmannselite vorangetrieben“ werde.