Vom weltweit größten Standbild über Erinnerungsstücke im separaten Salon in Cölln’s Restaurant bis zum Bismarckstein in Blankenese.
Wer sich heute in Hamburg auf Bismarcks Spuren begibt, denkt wohl sofort an das kolossale Denkmal im Alten Elbpark, übrigens das größte Standbild des Eisernen Kanzlers weltweit. Doch in der Stadt gibt es viel mehr Gelegenheiten, Bismarck nachzuspüren.
Was wenige wissen: Bismarck hatte nach seiner Entlassung kurzzeitig die Übersiedlung an die damalige Hamburger Stadtgrenze erwogen. Als der Eiserne Kanzler den Sachsenwald von Kaiser Wilhelm I. erhielt, war das spätere „Schloss“ ein zwar sehr großes, aber heruntergekommenes Hotel. Bismarck stand vor der Frage, ob er das Haus aufwendig renovieren oder lieber gleich einen neuen Wohnsitz bauen sollte. Bei den Beratungsgesprächen brachte der Polit-Rentner die Gegend um den Berliner Bahnhof als Standort zur Sprache. Dieser 1903 stillgelegte Bahnhof lag südlich des heutigen Hauptbahnhofs, ungefähr dort, wo heute die Deichtorhallen sind. Auch die Gegend „vor dem Dammthor“ wurde als Nachbarschaft geprüft. Schließlich entschied sich Bismarck doch dafür, das weitläufige Haus in Friedrichsruh als Wohnsitz instandsetzen zu lassen.
Der Mythos Otto von Bismarck
Bei seinen Hamburg-Besuchen kam Bismarck mit der Eisenbahn am Berliner Bahnhof an. Als er nach seinem Besuch 1890 zurückfuhr, stoppte die Bahn am Bahnhof Sternschanze, wo Bismarck gut gelaunt am Zugfenster stand und mit Schaulustigen plauderte. Das alte Bahnhofsgebäude an der Sternschanze von 1866 steht heute noch – östlich des heutigen Bahnhofs.
In Hamburg besuchte Bismarck einige Honoratioren, darunter die Bürgermeister Carl Friedrich Petersen und Johannes Versmann und den Bankier Charles von Schröder. Die Straßen, in denen deren Villen standen, sind noch erhalten, darunter Ferdinandstraße und Neuer Wall. Inzwischen dominieren hier Büro- und Geschäftshäuser.
Eindrucksvolle Erinnerung in Cölln's Restaurant
Besonders eindrucksvoll wird die Erinnerung an den Eisernen Kanzler in Cölln’s Restaurant an der Straße Brodschrangen gepflegt. Das Feinschmeckerlokal, das auf seiner Homepage damit wirbt „Wo einst Bismarck speiste“, unterhält einen separaten Salon mit Erinnerungsstücken an den Alten aus dem Sachsenwald. Bismarck-Denkmäler gibt es an der Königstraße in Altona und im Bergedorfer Schlosspark (von 1906). Kurios: Die Altonaer errichteten das Monument für ihren Ehrenbürger 1898, im selben Jahr wie das Reiterstandbild Wilhelms I. vor dem Bezirksamt Altona. Doch Wilhelm, der seine Macht vor allem dem jahrzehntelangen Einsatz Bismarcks verdankte, thront meterhoch über dem Alt-Reichskanzler.
Beinahe hätte es bei Blankenese, hoch über der Elbe, noch ein gigantisches Bismarck-Denkmal gegeben. Der Name Bismarckstein ist von dieser Idee übrig geblieben. Der Kaufmann und Mitbegründer der Holsten-Brauerei, Anton Julius Richter, hatte im späten 19. Jahrhundert das Gelände des westlich vom Süllberg gelegenen Waßbergs gekauft. Der glühende Bismarck-Verehrer setzte 1890 mit Genehmigung der Behörden und des Namenspatrons durch, dass die Gegend in Bismarckstein umbenannt wurde. Ziel war es, hier ein mehr als 50 Meter hohes Bismarck-Denkmal zu errichten. Eine aufwendige Geldsammlung wurde gestartet, und viele Honoratioren unterstützten das Projekt.
Bismarck-Kuriosum in Blankenese
Schließlich wurde dieses Denkmal doch nicht gebaut, das gesammelte Geld zurückgegeben. Später erwarb die Gemeinde Blankenese die herrliche Aussichtsfläche. Der Bismarckstein ohne Bismarck – auch ein Hamburger Kuriosum. Ansonsten ist der Name noch in Eimsbüttel beziehungsweise Hoheluft-West als Bismarckstraße samt Bismarck-Apotheke erhalten. Das Bismarck-Gymnasium existiert heute nicht mehr, die Räume werden von den Gymnasien Kaiser-Friedrich-Ufer und Helene-Lange-Gymnasium genutzt.
Im Übrigen ist der Hamburger Hafen eigentlich das eindrucksvollste Monument, das heute noch an den Eisernen Kanzler erinnert, so der Geschäftsführer der Otto von Bismarck-Stiftung, Prof. Ulrich Lappenküper. Denn ohne den massiven Druck, den Bismarck auf Hamburgs Politiker ausübte, um die Stadt zum Zollanschluss zu zwingen, hätte sich Hamburgs „Tor zur Welt“ niemals so schnell und dynamisch entwickelt.