Hamburg. Nach Abendblatt-Informationen soll bis zu 150 Mitarbeitern in der Hansestadt bis zum 31. März betriebsbedingt gekündigt werden.
Die Drohungen stehen schon seit Monaten im Raum, nun aber wird es ernst für die Hamburger Beschäftigten der Warenhauskette Karstadt: Nach Abendblatt-Informationen soll bis zu 150 Mitarbeitern in der Hansestadt bis zum 31. März dieses Jahres betriebsbedingt gekündigt werden. Betroffen sind dabei Abteilungsleiter und Assistenten der Geschäftsführung, aber auch einfache Verkäuferinnen und Verkäufer.
Nicht eingerechnet sind in diesen Zahlen die gut 80 Beschäftigten in Billstedt, die durch die komplette Schließung des Hauses Mitte dieses Jahres ebenfalls ihren Job verlieren (das Abendblatt berichtete). Ein Unternehmenssprecher war für eine Stellungnahme am Freitag nicht erreichbar.
In einzelnen Häusern ist mit den Betroffenen auf der mittleren Führungsebene bereits gesprochen worden. So sollen beispielsweise in der Filiale in Wandsbek vier Assistenten der Geschäftsführung sowie drei Abteilungsleiter gehen, wie zwei Quellen unabhängig voneinander bestätigten. Durch die angedachten Umstrukturierungen und die Verschlankungen der Führungsstrukturen besteht für sie an ihrem bisherigen Arbeitsplatz keine Verwendung mehr.
Auch in anderen Hamburger Filialen wie an der Mönckebergstraße oder in Bergedorf stehen Einschnitte unmittelbar bevor, wobei die Häuser je nach Größe von den Maßnahmen in unterschiedlicher Weise betroffen sein dürften. So existiert beispielsweise in Bergedorf schon heute ein wesentlich kleineres Führungsteam als in Wandsbek, weshalb hier zumindest auf der Leitungsebene nicht so viel gespart werden kann. Dafür dürfte das Personal im direkten Verkauf stärker betroffen sein. Als Abfindung sollen die Betroffenen jeweils ein halbes Bruttogehalt pro Jahr der Betriebszugehörigkeit erhalten, wobei die Gesamtsumme auf 18 Bruttomonatsgehälter gedeckelt ist. Für eine Verkäuferin, die seit 20 Jahren bei Karstadt arbeitet und rund 2200 Euro verdient, wären dies 22.000 Euro.
Bundesweit haben sich der Gesamtbetriebsrat und die Unternehmensspitze im Rahmen eines Interessensausgleichs schon vor Wochen auf den Abbau von 1400 Mitarbeitern innerhalb der angeschlagenen Kette verständigt. Insgesamt fallen 2400 Stellen weg, wobei 1000 Jobs bereits auf freiwilliger Basis über Alterszeit und Frühverrentung abgebaut wurden. Ursprünglich sollten 2750 Stellen gestrichen werden.
Aus Sicht der Unternehmensleitung sind die Maßnahmen unerlässlich, da sonst die im Augenblick noch gewährleistete Liquidität bis Mitte 2016 aufgebraucht wäre. Zudem soll ohne die Einsparungen ein Verlust in dreistelliger Millionenhöhe drohen. Die Gewerkschaft Ver.di und der Betriebsrat sehen den Stellenabbau hingegen ausgesprochen kritisch, da dieser aus ihrer Sicht nicht zuletzt der offiziellen Strategie des Unternehmens widerspricht, mit mehr Service bei den Kunden punkten zu wollen.
Neben dem Personalabbau kommen auf die Mitarbeiter auch noch weitere Umstrukturierungen zu. So sollen viele Verkäuferinnen und Verkäufer in sogenannte Warenserviceteams wechseln, die vor allem für das Einräumen von Artikeln und andere logistische Aufgaben zuständig sind. Sie müssen zwar nicht mehr wie ursprünglich vorgesehen mit Gehaltseinbußen durch den Wechsel rechnen. Die Unternehmensleitung setzt hier vielmehr auf Freiwilligkeit. Doch besonders beliebt sind die neuen Tätigkeiten nach wie vor nicht, wie aus den Hamburger Häusern zu hören ist.
Kleine Hamburger Häuser werden zu „Anhängefilialen“ von Bremen
Beschlossene Sache ist mittlerweile die Neugliederung des Filialnetzes. Acht sogenannte „Kopffilialen“ sind dabei für einen Großteil der noch verbliebenen, rund 80 „Anhängefilialen“ zuständig. Die Hamburger Geschäfte in Wandsbek, Bergedorf, Eimsbüttel und Harburg werden dabei von der Kopffiliale in Bremen aus geleitet, die auch Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern mit betreut. Durch die Verlagerung und Zusammenlegung von Aufgaben wird auch der Abbau auf der mittleren Führungsebene der Hamburger Häuser möglich. Ausgenommen von der neuen Struktur ist nur das Haus an der Mönckebergstraße.
Nicht mehr zu Karstadt im engeren Sinne gehört das Alsterhaus, das zusammen mit dem KaDeWe in Berlin und dem Oberpollinger in München in eine eigene Gesellschaft ausgelagert wurde, die allerdings ebenfalls dem Karstadt-Eigentümer René Benko gehört. Auch die Karstadt-Sporthäuser in Wandsbek, im Harburger Phoenix-Center werden zusammen mit den anderen Sportfilialen in Deutschland mittlerweile eigenständig geführt.