Hamburg. Teil 4 der Serie. Heute: Bewegungsmelder, Zeitschaltuhren und Videoüberwachung. Auch ein „falscher“ Fernseher kann Diebe abschrecken.
Dunkelheit, ein technischer Defekt und ein Schaden von rund 100 Millionen Euro: Ein Dieb stahl 2010 aus dem Pariser Museum für moderne Kunst fünf Meisterwerke – unter anderem von Picasso und Matisse. Später stellte sich heraus, dass Teile der Alarmanlage in dem Gebäude bereits seit Monaten nicht funktionierten. Wäre das defekte Einzelteil schneller ausgetauscht worden, hätte der Schaden vielleicht vermieden werden können.
Alarmanlagen und Videoüberwachung schützen nicht nur vor organisierten Kunstdieben, sie können unter Umständen auch zur Sicherung von Privathäusern sinnvoll sein. Wann reichen mechanisch gesicherte Fenster und Türen? Unter welchen Umständen brauche ich mehr Sicherung? Welche Technik ist sinnvoll?
Überwachung allein, etwa durch eine Alarmanlage, reicht nicht, stellt die Polizei klar. „Wir empfehlen die mechanische Grundsicherung. Die Alarmanlage verhindert den Einbruch nicht, sie meldet ihn nur“, sagt Stefan Meder, Leiter der Kriminalpolizeilichen Beratungsstelle an der Caffamacherreihe in der Hamburger Neustadt. Also: am besten zusätzliche Schlösser und Sicherungsbeschläge an Türen und Fenster einbauen.
Wer aber beispielsweise teure Gemälde besitzt oder sehr große Mengen Bargeld zu Hause hat, für den kann sich die Überwachung „de Luxe“ durchaus lohnen. „Wenn ich so etwas nicht im Haus habe, muss ich mir allerdings die Frage stellen, ob die zusätzliche Sicherungstechnik sinnvoll ist“, sagt Einbruchexperte Meder. Sinnvoll heißt in diesem Falle hauptsächlich, ob Kosten und Nutzen in einem angemessenen Verhältnis zueinander stehen. Meder: „Für ein Einfamilienhaus ist man schnell mit 10.000 bis 14.000 Euro dabei. Es gibt eventuell auch günstigere Lösungen. Das muss man aber von Fall zu Fall entscheiden.“
Der durchschnittlich bei vollendeten Wohnungseinbrüchen entstandene Schaden betrug im Jahr 2013 nach Angaben der Polizei Hamburg 4412 Euro. Die insgesamt 17.585.636 Euro in Hamburg machen demnach 9,8 Prozent des Schadens an der Gesamtkriminalität aus.
Muss ein Haus oder eine Wohnung also besonders geschützt werden, ist vor allem eine gute Kombination aus unterschiedlichen Sicherungstechniken entscheidend: „Wenn Sie eine gute mechanische Grundsicherung haben und die Alarmanlage bei einem Sicherheitsdienst oder der Polizei aufgeschaltet ist, kann es sein, dass unsere Einsatzkräfte rechtzeitig vor Ort sind und den oder die Täter bestenfalls sogar festnehmen“, sagt Meder. Eine Alarmanlage könne auch direkt abschreckend auf Einbrecher wirken, etwa durch ein rotes Blinklicht.
Die unabhängige Institution Vertrauen durch Sicherheit (VdS) vergibt Zertifikate für Alarmanlagen. Die Polizei rät, Sicherheitstechnik von den Experten prüfen und Anlagen auch unbedingt professionell einbauen zu lassen, sonst muss mit Fehlalarmen gerechnet werden. Derartige Einsätze stellt die Polizei dem Wohnungs- oder Hauseigentümer in Rechnung – Eigeninitiative ist bei der Installation also nicht unbedingt gefragt. Empfehlungen zur Prüfung und Einrichtung von Alarmanlagen geben die Fachleute an der Caffamacherreihe.
Wer sich besonders guten Schutz für sein Haus und seine Wertsachen wünscht, sollte eine Sicherung in Erwägung ziehen, die Diebe bereits an der Grundstücksgrenze aufhält: „Videokameras können in Ein- und Mehrfamilienhäusern eine tolle Sache sein – in Verbindung mit einer Gegensprechanlage“, sagt Meder. Zudem gilt: Löst eine Alarmanlage aus, ist der Einbruch meistens schon geschehen. Nicht immer kann die Polizei oder ein Sicherheitsdienst dann noch rechtzeitig anrücken, um den potenziellen Dieb noch am Tatort zu ertappen. Wenn es um Überwachungskameras geht, sollte daher immer den Kosten der möglicherweise hohe Nutzen gegenübergestellt werden: Kameras können helfen, den Täter zu identifizieren und das Diebesgut möglicherweise wiederzubeschaffen.
Manchmal kann aber auch schon simplere Technik den gewünschten Effekt bringen. Einbrecher fühlen sich bekanntermaßen in der Dunkelheit am wohlsten. „Lichtmelder sind absolut positiv“, sagt Meder. „Es sollten natürlich vernünftige sein, die nicht gleich bei jeder Katze auslösen.“ Und auch hier gilt: Unbedingt von einem Fachmann einrichten lassen! Einbrecher lieben aber nicht nur die Dunkelheit, sondern vor allem auch die Einsamkeit:
Wer einen Einbruch in Abwesenheit befürchtet, zum Beispiel während einer Urlaubsreise, kann „wanderndes Licht“ in Erwägung ziehen: Einfach per Zeitschaltuhr abwechselnd die Lampen in unterschiedlichen Räumen aktivieren – und so tun, als sei man zu Hause.
Eine ähnliche Wirkung haben TV-Simulatoren, die schon zu sehr günstigen Preisen zu haben sind. Die kleinen Geräte können an beliebigen Orten in der Wohnung aufgestellt werden und strahlen ein ähnliches Licht aus wie ein eingeschalteter Fernseher. Sollte jemand das Haus von außen beobachten, denkt er, der Bewohner sitze gerade vor dem Fernseher. Ebenfalls bereits für rund zehn Euro gibt es Alarmanlagen, die an Türstopper erinnern und unter die Terrassentür geschoben werden. Die Polizei warnt allerdings davor, solche Geräte an der Haustür zu kaufen. Manchmal gilt es aber, nicht nur Wertgegenstände, sondern vor allem das eigene Leben zu schützen. Überfallgefährdete oder von Stalkern bedrohte Menschen wie Geschäftsleute und Politiker haben die Möglichkeit, eine spezielle Überfallalarmanlage einzurichten, die mit mindestens einem Wachdienst verbunden ist. Meder: „Eine Überfallalarmanlage funktioniert über Melder, die dort sind, wo ich mich gerade befinde. Oder am Körper selbst.“ Es kann in solchen Ausnahmefällen auch sinnvoll sein, Alarmanlagen und Videokameras zu installieren, die ausgelöst werden, sobald jemand das Gelände betritt.
Noch in dieser Woche gibt die Polizei die genauen Einbruchzahlen für 2014 bekannt. Schon jetzt ist klar, dass mit 17.151 Einbrüchen 645 Fälle mehr verzeichnet wurden als noch im Vorjahr.
Inzwischen sind viele Arten von Sicherungstechnik auf dem Markt. Doch längst nicht alles, was angeboten wird, ist auch tatsächlich sinnvoll. Es gilt, den Einzelfall abzuwägen, eine Beratung durch die Kriminalpolizeiliche Stelle empfiehlt sich daher unbedingt.
Auf eine per Smartphone gesteuerte Überwachung sei jedenfalls kein Verlass, betont Meder. Dabei erscheint es auf den ersten Blick genial einfach: Mit Apps können beispielsweise Tore gesteuert werden, und der Handybesitzer hat die Möglichkeit, sich Überwachungsbilder direkt schicken zu lassen. „Aber was passiert, wenn das Handy verschwindet oder in die falschen Hände gerät?“, so Meder. „Die Sicherheitsvorkehrungen für diese Technik lassen noch sehr zu wünschen übrig.“
Ein Hacker, der sich in das Smartphone einloggt, kann theoretisch das Garagentor öffnen, die Rollläden öffnen, mit der Videokamera das Haus ausspähen und so weiter. Die Gefahr ist insbesondere groß, weil viele Menschen fahrlässig mit ihren Sicherheitscodes umgehen.“ Gerade, wenn man im Urlaub ist und sich nicht nur auf die Technik verlassen möchte, kann es also gut sein, Bekannte oder Nachbarn in der Nähe zu wissen. Wie wertvoll Nachbarschaftsinitiativen für die Sicherheit sein können, lesen Sie im nächsten Teil unserer Serie.