Hamburg. Vor einem Jahr eröffnete Daniel McGowan-von Holstein sein erstes Restaurant. Heute plant er bereits sein drittes Restaurant in Hamburg.
Als junger Jurist bei einer Großbank wie Merrill Lynch in Zürich zu arbeiten, ist für viele Berufsstarter ein Traum. Daniel MacGowan-von Holstein wählte von sich aus nach kurzer Zeit den Ausstieg. Raus aus der sicheren Anstellung mit gutem Gehalt, rein in den Praktikantenstatus. In einem Londoner Restaurant jobbte er für zwei Monate in der Küche, tüftelte an Rezepten für Burger. Freitags und sonnabends stand er am Grill und beobachte, wie die Reaktion der Kunden auf seine Kreationen war. Er nutzte Tipps von Sterneköchen, um die Brötchenhälften mit Fleisch, Gemüse und Soßen zu verfeinern. Dort reifte sein Entschluss, seine eigene Burgerkette aufzumachen. Heute setzt er mehr als eine Million Euro im Jahr um und plant die Eröffnung seiner dritten Filiale in Hamburg.
„In London gibt es schon lange einen Trend zum Burger. Den wollte ich nach Deutschland bringen“, sagt MacGowan-von Holstein, dessen Name so international klingt wie es seine Vita ist. Die ersten elf Jahre seines Lebens hat der Sohn einer Deutschen, deren „Adelstitel im zweiten Weltkrieg verloren ging“, und eines Engländers in der Bundesrepublik verbracht. Dann wanderte die Familie in den Südwesten der britischen Insel aus. Der 34-Jährige wuchs zweisprachig auf, studierte in London, machte ein Praktikum bei den Vereinten Nationen in New York und arbeitete schließlich in der Schweiz. „Mir war aber immer klar, dass ich mich selbstständig machen wollte.“ Weil sein Zwillingsbruder Nicholas in der Hansestadt für den HSV tätig war, die beiden Brüder bei seinen Besuchen aber keine Burgerrestaurant nach ihren Wünschen fanden, war die Standortfrage geklärt. „Zu Hamburg muss ein guter Hamburger gehören.“
Im Restaurant Raven am Mittelweg testete er im Herbst 2013 zweimal die Woche seine Rezepte. Seine Hamburger seien bei den Hamburgern gut angekommen, sagt er. Mitte März des vergangenen Jahres eröffnete er an der Langen Reihe sein erstes Restaurant. Er nannte es Otto’s Burger, weil der deutsche Koch Otto Kuase nach seinen Recherchen im Jahr 1891 den Hamburger erfunden habe. Zwölf Sitzplätze am Tisch und sechs Barhocker hat die Gaststätte in St. Georg, draußen können bis zu 30 Personen Platz nehmen. Einen Koch stellte er an, sein Vater stand am Grill, MacGowan-von Holstein machte den Service. „Wir hatten uns zum Ziel gesetzt, 100 Burger am Tag zu machen. Das haben wir sehr schnell verdoppelt“, erinnert sich der Gründer an die Anfangstage.
Burgervarianten von vegan bis Trüffel
Nur vier Monate später ging die zweite, deutlich größere Filiale an den Start. Am Grindelhof hat er 57 Sitzplätze, auf der Terrasse sollen bald bis zu 100 Gäste sitzen können. Der Cheeseburger als günstigste Variante kostet 7,70 Euro, für einen Trüffelburger als teuerste müssen 9,50 Euro gezahlt werden. Auch einen veganen Burger gibt es. Die Portion Pommes dazu ist für drei Euro zu haben. Im Sommer erlöste das Unternehmen in Spitzenmonaten bis zu 150.000 Euro. Für das erste volle Geschäftsjahr strebt die Firma mit zwölf Vollzeitangestellten und einer Hand voll Minijobber einen Umsatz von 1,1 Millionen Euro an. „Wir sind bereits profitabel“, sagt Brook Neale. Der 33 Jahre alte Wirtschaftsprüfer ist ein Unifreund von MacGowan-von Holstein, vor einiger Zeit ebenfalls in die Firma eingestiegen und kümmert sich nun um die Finanzen.
Für das zweite Geschäftsjahr wird auf gleicher Fläche ein Wachstum von fast 50 Prozent erwartet. „Wir könnten 15 bis 20 Prozent Rendite in diesem Jahr erreichen – ohne Eröffnung eines neuen Standorts.“ Doch genau das planen die Jungunternehmer. Noch im Sommer wollen sie ein neues Restaurant aufmachen, in das kräftig investiert werden muss. Derzeit würden verschiedene Objekte in Altona und Ottensen angesehen. Möglicherweise kommt sogar noch dieses Jahr ein vierter Standort an der Elbe hinzu. „Jede Expansion soll aber auf einem soliden Fundament stehen“, ist sich das Geschäftsführertrio einig, zu dem auch noch MacGowan-von Holsteins Cousin Lucas Chatelain, 26, gehört. Schließlich gehören alle zu den insgesamt sieben Gesellschaftern, die zusammen 80.000 Euro aus der eigenen Tasche investierten. Einen Kredit über die gleiche Summe gewährte die Haspa. Im nächsten Jahr könnten Filialen außerhalb Hamburgs hinzukommen. Bremen, Kiel oder Lübeck wären mögliche Kandidatenstädte. Wichtig bei der Expansion sei, im Norden zu bleiben. Denn das gehört zum Konzept hinzu.
Hamburger Produkte bevorzugt
Otto’s Burger soll für Regionalität stehen. Die Soßen werden selbst hergestellt, die Brötchen von einer Hamburger Familienbäckerei geliefert, das Fleisch kommt von einem Betrieb aus der Nähe von Uelzen. „Der Betreiber kann uns genau sagen, von welcher Kuh das Fleisch kommt“, sagt MacGowan-von Holstein. Diese Transparenz sei ihm sehr wichtig. Ein Biobetrieb habe die vom Unternehmen mittlerweile gebrauchte Menge – pro Tag werden gut 500 Burger mit jeweils 150 Gramm Fleisch verkauft – nicht liefern können. Das Gemüse stamme jahreszeitlich bedingt auch mal aus anderen Regionen – im Gegensatz zu den Getränken. Ausgeschenkt werden Magnus-Wasser aus Norderstedt, Fritz-Kola, Ratsherrn Pilsener und einige Craft-Biere wie Von Freude stammen aus der Elbmetropole. „Wenn es eine lokale Alternative gibt, nehmen wir die“, sagt MacGowan-von Holstein. „Wir wollen jungen Hamburger Firmen eine Chance geben.“