Konsortium plant 500 Wohnungen direkt an der Elbe – mit Blick auf das mögliche Olympia-Gelände. Auch Genossenschaften bauen dort
HafenCity. Preisgekrönte Architekten-Entwürfe für die HafenCity hat er schon mehrfach vorgestellt. Von „klaren Kanten“ und „Sichtachsen“ spricht Hamburgs Oberbaudirektor dann gerne. Diesmal aber zeigte sich Jörn Walter regelrecht begeistert: „Das ist ganz großer Städtebau“, sagte er. Die Stadt am Wasser bekomme nun „ein neues, ein zukunftsweisendes Gesicht“. Und tatsächlich dürften die geplanten vier neuen, hellen Gebäude auf dem Strandkai in der HafenCity die Silhouette der Stadt bald neu prägen.
Am Dienstag stellten der Oberbaudirektor, Bauherren und Planer die Sieger-Entwürfe eines Architekten-Wettbewerbs dazu vor: Zwei Blöcke und zwei 55 Meter hohe Wohntürme sollen gebaut werden, die dort auf der Landzunge in der Norderelbe von drei Seiten von Wasser umgeben sind. Sie liegen am äußersten Abschnitt der HafenCity direkt gegenüber dem Kleinen Grasbrook, wo einmal das Olympiagelände entstehen wird, sollte Hamburg den Zuschlag für die Spiele bekommen. Wie eine Insel schiebt sich der Strandkai dort zwischen Stadt und Hafen. Von einer der „attraktivsten innerstädtischen Wassergrundstücke Europas“, spricht die städtische HafenCity GmbH, die die Vorgaben für dieses Projekt festgelegt hat.
Das Besondere: Nicht Edelbüros oder ausschließlich Luxuswohnungen, wie sonst auf solchen Grundstücken oft üblich, werden dort entstehen, sondern auch ein kräftiger Anteil von Genossenschaftswohnungen. Insgesamt rund 500 Wohnungen wollen die Investoren bauen, davon 150 genossenschaftlich und etwa 140 frei finanzierte Mietwohnungen. In den beiden Türmen sind noch einmal rund 180 Eigentumswohnungen vorgesehen. Angesichts des teuren Baugrunds und der technisch komplizierten Lage am Wasser dürften diese Wohnungen allerdings nicht ganz billig sein, wie Branchenkenner vermuten.
Für die Genossenschaftswohnungen müsse man wohl mit einem Kaltmietpreis von gut zwölf Euro pro Quadratmeter rechnen, für die anderen Mietwohnungen gar mit 20 Euro. Und wer eine Wohnung in den Türmen kaufen will, muss wohl ein gut gefülltes Konto besitzen, sie werden sich preislich an dem auf dem Strandkai bereits gebauten Luxus-Wohnturm „Marco Polo Tower“ orientieren, hieß es. Architektonisch sind sie aber auch ähnlich anspruchsvoll. „Die Türme korrespondieren, sie sprechen miteinander“, so sagt der Oberbaudirektor dazu.
Der östliche, durch umlaufende Balkone geprägte Turm ist von dem Hamburger Architekten Hadi Teherani entworfen worden. „Wir wollten ein frisches Gebäude bauen, das an verschiedene Schiffsdecks erinnert“, sagte er. Den westlichen Turm entwarf das Büro „ingenhoven“. Auffällig ist dort vor allem das Dach, das durch Pfeiler eine Art Krone aufgesetzt bekommt. „Wir versprechen uns davon ein interessantes Schattenspiel“, so Oberbaudirektor Walter. Die Siegerentwürfe für den Genossenschaftsblock in der Mitte des Strandkais stammen indes von den Büros LRW und der „be Hamburg GmbH“. Besonders markant wirkt auch der vordere Bau an der Spitze, der von „léon-wohlhage Gesellschaft von Architekten mbH“ gezeichnet wurde und eine leicht runde Fassade zur Elbe hin bekommt.
In den Erdgeschossbereichen der vier Gebäude sollen zudem Geschäfte, Gastronomie und auch Kultureinrichtungen einziehen – was zu den Vorgaben der Stadt gehörte. Unter anderem soll dort ein „KinderKulturHaus“ entstehen. Bauherr ist die Lawaetz-Stiftung. Als Träger wurde das Osdorfer Kl!ck Kindermuseum ausgewählt.
Eine weitere kulturelle Einrichtung soll ebenfalls speziell für Familien und Kinder etwas bieten, die sich mit dem Thema Märchen befassen und vor allem die Spitze des Strandkais durch Besucher beleben soll. Eine Mischung aus Ausstellung, Museum und Mitmachmöglichkeiten sei dort vorstellbar, hieß es. Ein konkretes Konzept dazu steht aber noch nicht fest.
Klar ist indes, dass die eigentliche Spitze der Landzunge nicht komplett bebaut werden soll. Über Promenaden können Spaziergänger auch künftig bis dorthin gelangen. Ein etwa 93 Meter langer Abschnitt am Wasser soll laut Plänen der HafenCity GmbH frei und zugänglich bleiben. „Ideal, um dort Neujahr zu erleben“, wie Walter sagte.
Geplant wird das gesamte Objekt von einem Hamburger Konsortium; technisch federführend ist die Aug. Prien Immobilien Gesellschaft für Projektentwicklung, mit dabei sind auch die Deutsche Immobilien AG, die Lawaetz-Stiftung sowie die Hansa Baugenossenschaft, der Bauverein der Elbgemeinden sowie die Baugenossenschaft Bergedorf-Bille.
Die Bauherren rechnen derzeit mit einer Investition von 250 bis 300 Millionen Euro, sagte Prien-Geschäftsführer Frank Holst. „Es kommt jetzt darauf an, wie teuer es unten wird“. Will heißen: Der Bau in der Wasserlage, die Zahl möglicher Stellplätze, die Ertüchtigung der Kaimauer und viele weitere Details müssen noch exakt geplant werden.
Mit einem Baubeginn rechnet Holst daher erst im Jahr 2016. Vier Jahre später soll alles fertig sein. Alle Entwürfe des Wettbewerbs sind noch bis zum 12.März in der „On-Off-Gallery“ in der Osakaallee 16 zu sehen. Geöffnet ist dienstags bis freitags von 11 bis 19Uhr und am Wochenende von 11 bis 17Uhr.