Das Hamburger Internetportal Talocasa will die Immobilienvermittlung beschleunigen. Das Start-up beschäftigt bereits 40 Mitarbeiter.
Wer ein Hotel sucht, schaut heute oft im Netz statt im Reisekatalog, wer ein Taxi bestellt, nutzt my- taxi. Für Immobilienbesitzer, die ihr Haus verkaufen wollen, bietet jetzt das Internetportal Talocasa.de seine Dienste an. „Wenn jemand ein Haus in Süddeutschland erbt, es verkaufen will und sich dort nicht gut auskennt, der kann über uns einen passenden Makler für die Region finden“, nennt Talocasa-Geschäftsführer Sebastian Wagner ein Beispiel für die Nutzung seines Onlineportals.
Talocasa sieht seinen Service darin, unter inzwischen 8000 bei dem Portal angeschlossenen Maklern den für das jeweilige Objekt passenden Vermittler herauszusuchen, wobei sich Talocasa hauptsächlich auf den Verkauf, nicht auf die Vermietung konzentriert.
Dem Portal sind inzwischen 8000 Makler angeschlossen
An diesem Service arbeiten inzwischen 40 Mitarbeiter bei Talocasa, einem Hamburger Start-up, das von Hanse Ventures vor wenigen Monaten ins Leben gerufen wurde. HanseVentures ist eine Start-up-Schmiede, die eigene Geschäftskonzepte im Bereich Internet entwickelt und diese mit geeigneten Gründerteams umsetzt. Zu den Mitgründern von Talocasa gehören neben dem Diplomkaufmann und erfahrenen Internetunternehmer Wagner auch Miguel Ruth und Matthias Frenzel, die zuvor unter anderem im Management von Engel Völckers gearbeitet haben und daher die Branche bestens kennen.
Es geht bei der Maklersuche von Talocasa um denjenigen Anbieter, der in der entsprechenden Stadt möglichst viele Objekte vermittelt. Um einen Makler, der zudem in der passenden Zielgruppe, etwa im Hochpreissegment, tätig ist. Und der möglichst einem Maklerverband angehört. „Die Berufsbezeichnung Makler ist nicht geschützt, sodass sich jeder so nennen kann“, sagt Wagner über die Schwierigkeiten, einen geeigneten Experten in der Branche zu finden. Zumal die Voraussetzungen, um als Makler tätig zu werden, denkbar einfach sind: Es ist dazu lediglich eine behördliche Erlaubnis nach Paragraf 34c Gewerbeordnung erforderlich.
Entsprechend viele unerfahrene, nicht ausgebildete Anbieter tummeln sich in dem Markt – in Deutschland sind nach Branchenschätzungen 130.000 Männer und Frauen als Makler tätig. Sie alle hoffen auf das schnelle Geld: Die Hälfte aller Verkäufe werden von Maklern begleitet. Und immerhin gut fünf Prozent des Immobilienpreises verdienen Makler bei der Vermittlung eines Objekts. Bei Werten wie in Hamburg üblich, etwa 500.000 Euro für ein Haus in mittlerer Lage, kommen so schnell 25.000 Euro für den Makler zusammen.
Die Berufsbezeichnung Makler ist nicht geschützt
An diesem lukrativen Geschäft will auch Talocasa mitverdienen. Die in der HafenCity ansässige Firma setzt darauf, über Werbung in den Medien Kontakte zu verkaufswilligen Eigentümern zu knüpfen. Ein Argument ist dabei etwa die kostenlose Bewertung des Hauses oder der Wohnung. Das Objekt dient Talocasa dann einem Makler an. „Für jeden Makler stellt die Suche nach Immobilien die größte Hürde dar, sodass die Angebote ein begehrtes Gut in dem Markt darstellen“, weiß Wagner. Für diese Vermittlung neuer Kunden seien die Makler bereit, auf einen Teil ihrer Provision zu verzichten: 20 bis 30 Prozent der Maklercourtage gehen beim Verkauf an Talocasa.
Die Summen, die bei den Immobilientransaktionen fließen, sehen Verbraucherschützer allerdings kritisch. „Man sollte versuchen, die Maklercourtage auszuhandeln“, rät Christian Schmid- Burgk, Leiter der Immobilienabteilung bei der Verbraucherzentrale Hamburg. In der Hansestadt gelten 6,25 Prozent Courtage inklusive Mehrwertsteuer als marktüblich, zu zahlen vom Käufer. Es sei angesichts der angespannten Lage auf dem Wohnungsmarkt jedoch schwer zu verhandeln, gibt Schmid- Burgk zu. „Da gibt es derzeit wohl nicht viel Spielraum.“
Andererseits ist derzeit im Gespräch, dass bei der Vermietung in Zukunft das Bestellerprinzip gelten soll.Demnach müsste der Vermieter den Makler bezahlen, nicht mehr der Mieter. In der Regel geht es bei der Courtage bei Vermietung um zwei Nettokaltmieten plus Mehrwertsteuer. „Dagegen wehren sich die Makler, weil sie dann meist mit ihren eigenen Kunden die Provision aushandeln müssten“, sagt Schmid-Burgk zur aktuellen Debatte über die Pläne der Bundesregierung.
Unabhängig von der möglichen Gesetzesänderung regt der Verbraucherschützer auch an, ganz auf einen Mak- ler zu verzichten und stattdessen selber mit Anzeigen auf Interessenten zuzugehen. „Schließlich bekommen wir immer wieder Beschwerden über Makler, die glauben, gar nichts leisten zu müssen und dennoch viel Geld verlangen“, argumentiert Schmid-Burgk. Den Wert seines Hauses könne jeder Hamburger auch über den Gutachterausschuss der Baubehörde ermitteln. Denn hier werden die erzielten Kaufpreise für Immobilien in der jeweiligen Gegend gesammelt und dokumentiert. Die Daten stützen sich auf eine große Anzahl von Eigentümerwechseln: Immerhin wurden im vergangenen Jahr mehr als 10.000 Grundstücke, Häuser und Wohnungen in Hamburg verkauft.
Talocasa blickt als Maklervermittler allerdings über die Grenzen der Stadt hinaus und stützt sich mit seinem Geschäftsmodell auf die bundesweit etwa eine Million Immobilien, die jedes Jahr den Besitzer wechseln. Und Wagner expandiert mit seinem Team auch in ausländische Märkte: Seit kurzer Zeit ist Talocasa nämlich auch in Österreich aktiv.