Jugendliche Flüchtlinge sollen in einem Neubau an der Berner Au unterkommen. Doch noch vor einem Info-Abend wird bereits Stimmung gegen die Unterkunft gemacht.
Hamburg. Die Sozialbehörde baut die Unterbringung von minderjährigen Flüchtlingen in Hamburg weiter aus. Aktuell plant der Landesbetrieb für Erziehung und Beratung (LEB), der für die Unterbringung der Jugendlichen verantwortlich ist, die Erstaufnahmeeinrichtung an der Feuerbergstraße massiv zu entlasten. Auffällige Jugendliche werden beispielsweise an einen separaten Standort am Bullerdeich in ein Industriegebiet verlegt, weitere Unterkünfte werden vorbereitet.
In Farmsen-Berne plant die Behörde eine Anschlussunterbringung für minderjährige Flüchtlinge. Demnach soll ein noch im Bau befindliches Wohnhaus an der Kathenkoppel für zehn Jahre angemietet werden. „Es geht um eine Jugendhilfeeinrichtung für ältere Jugendliche (...)“, sagt Bettina Bormann, Sprecherin des LEB. Der Landesbetrieb betreibe einige solcher Wohnunterkünfte, eine Mietzeit von zehn Jahren sei nicht ungewöhnlich.
Bis zu 24 Jugendliche könnten bis Oktober in die Zwei-Zimmer-Wohnungen ziehen. Anwohner wurden in der vergangenen Woche über die Pläne per Wurfsendung informiert, am 24. Februar wollen Vertreter des Bezirks und der Behörde Bürgerfragen beantworten. Die Information über die aktuellen Planungen hätten sie erst bekommen, als die Bautätigkeit schon in vollem Gang gewesen seien. Ursprünglich sollten an selber Stelle Eigentumswohnungen entsehen. Der Investor hat sich jedoch entschlossen, auf Anfrage der Behörde die Immobilie zu vermieten.
Eine Anwohnerin berichtet, dass Bewohner der Kathenkoppel im Vorfeld der Veranstaltung „aufgescheucht“ sind und sich Angst breit mache. Flugblätter mit der Aufschrift „Terror-Camp-stoppen“ wurden kürzlich auf der Straße verteilt. Die Aktion scheint in Zusammenhang mit dem als rechtsradikal eingestuften Andreas Schacht zu stehen. Bereits im vergangenen Jahr hatte er zu einer Demonstration gegen Flüchtlingsheime aufgerufen. Vor wenigen Tagen postete er auf seiner Facebook-Seite:
Bei einer ähnlichen Info-Veranstaltung im vergangenen Jahr über Flüchtlingsunterkünfte in Farmsen kochte die Stimmung hoch. Rechte Teilnehmer störten damals den Info-Abend erheblich.
Zum Hintergrund: Kürzlich war die Flüchtlingsunterkunft an der Feuerbergstraße in die Schlagzeilen geraten, weil einige der dort untergebrachten minderjährigen Flüchtlinge straffällig geworden waren. Alle 120 (ob straffällig geworden oder nicht) werden nun umquartiert. Kriminell auffällige sollen an den Bullerdeich und an die Haldesdorfer Straße ziehen. Von den gegenwärtig rund 1300 minderjährigen unbegleitete Flüchtlinge in Hamburg gelten 50 als auffällig.