Die Staatsanwaltschaft Köln prüft eine Strafanzeige gegen den Theologen wegen übler Nachrede. Es geht um die Suspendierung eines Pastors wegen Missbrauchsvorwürfen.

Hamburg/Köln. Die Staatsanwaltschaft Köln prüft derzeit mehrere Strafanzeigen, die im Zusammenhang mit dem Umgang des Erzbistums Köln mit einem suspendierten Geistlichen gestellt wurden. Nach Angaben eines Sprechers haben Gemeindemitglieder unter anderem den neuen Erzbischof des Erzbistums Hamburg und bisherigen Kölner Generalvikar, Stefan Heße, wegen übler Nachrede angezeigt.

Auch gegen Kardinal Rainer Maria Woelki sowie den Pressesprecher des Erzbistums wurden demnach Anzeigen gestellt, sagte Oberstaatsanwalt Ulf Willuhn. Derzeit prüfe die Staatsanwaltschaft allerdings noch, ob sie überhaupt zur Aufnahme von Ermittlungen berechtigt oder verpflichtet ist.

Hintergrund ist ein Streit um einen vom Erzbistum Köln entpflichteten Erftstädter Pfarrer, gegen den es Missbrauchsvorwürfe gibt. Gegen die Suspendierung hatte es in der Gemeinde anhaltende Proteste gegeben. Bislang hatte der 73-Jährige die Vorwürfe bestritten. Trotzdem hatte die Leitung des Erzbistums Köln ihn am 2. Februar suspendiert. Auch in seiner Antrittsrede in Hamburg hat der inzwischen zum neuen Erzbischof im Norden bestimmte Heße betont, dass ihm die Aufklärung von Missbrauchsfällen der katholischen Kirche ein wichtiges Anliegen sei.

Inzwischen hat der Pfarrer angekündigt, sich nun doch den Missbrauchsvorwürfen zu stellen. Zwei weitere Frauen hätten Anschuldigungen zu Fällen aus den 70er und 80er Jahren erhoben, heißt es in einer am Mittwoch in Köln veröffentlichten gemeinsamen Erklärung des Pfarrers und des Erzbistums. Erstmals entschuldigte sich der Geistliche auch bei den Betroffenen.

Der Priester kündigte laut Erklärung an, er werde sich „dem weiteren kirchlichen Verfahren in Bezug auf die langjährigen sexuellen Grenzverletzungen gegenüber Kindern und Jugendlichen, die ihm zur Last gelegt werden, stellen“. Noch vor einer Woche hatte er durch eine Vertrauensperson bestreiten lassen, dass es zu „sexuell motivierten Körperkontakten und Berührungen“ mit der Belastungszeugin, einem damals neunjährigen Mädchen, gekommen sei. Es habe weder Zungenküsse noch Griffe unter das T-Shirt gegeben. Auch sei dem Geistlichen von Nacktfotos nichts bekannt.

Jetzt räumte der Priester laut nach einer Anhörung zu den Vorwürfen ein, er sehe „nach und nach, dass mein damaliges Verhalten für die betroffenen Kinder und Jugendlichen sexuell grenzverletzend war“. Ihm sei klar, dass er sich mit dem Vorgefallenen weiter auseinandersetzen müsse. „Auch meine Gemeinde bitte ich um Entschuldigung dafür, dass mein Verhalten zu großer Unruhe und zu emotionaler Erschütterung geführt hat“, heißt es in der von dem Pfarrer und dem Personalchef des Erzbistums, Pfarrer Stephan Weißkopf, unterzeichneten Erklärung.