Das Unternehmen kommt bei beim Umbau der Tochtergesellschaft voran. 120 neue Shops sind bis Ende 2015 geplant. Insgesamt will Tom Tailor das bisherige Expansionstempo beibehalten.
Hamburg. Dieter Holzer ist guter Dinge. In einem sommerlichen blauen Sakko und in Sportschuhen bittet der Chef der Hamburger Modekette Tom Tailor zum Gespräch in der Niendorfer Konzernzentrale. Er ist auf dem Sprung in den Urlaub, braucht etwas Erholung nach den turbulenten Monaten, die hinter ihm liegen. Noch immer hält die Restrukturierung des im August 2012 übernommenen Tochterunternehmens Bonita den Konzern in Atem. Und dann ist mit der chinesischen Beteiligungsgesellschaft Fosun indirekt auch noch ein neuer Großaktionär bei den Hamburgern eingestiegen.
Wirtschaftlich bewegt sich das Unternehmen nach dem schwierigen Jahr 2013, in dem die Hamburger erstmals seit dem Börsengang rote Zahlen schrieben, wieder in etwas ruhigerem Fahrwasser. Der Konzernumsatz kletterte im ersten Halbjahr um 4,5 Prozent auf 425,2 Millionen Euro in die Höhe. Der Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) legte gar um fast 70 Prozent auf 29,3 Millionen Euro zu. Das Periodenergebnis blieb mit minus 5,3 Millionen Euro allerdings noch immer leicht negativ.
„Für das Gesamtjahr 2014 gehe ich davon aus, dass wir beim Konzernergebnis wieder schwarze Zahlen schreiben werden“, sagt Holzer. Der Umsatz werde bei mehr als 950 Millionen Euro liegen. Mitverantwortlich für die positive Entwicklung ist der Umbau bei Bonita, der langsam Früchte trägt. Hier erhöhte sich das operative Ergebnis von 0,6 auf neun Millionen Euro. Der Umsatz ging allerdings noch einmal um gut fünf Prozent auf 153,8 Millionen Euro zurück.
Die Kette mit mehr als 1000 Geschäften richtet sich mit ihrem Sortiment vor allem an Frauen über 40. „Bonita ist eines der intelligentesten Retailkonzepte in Europa“, sagt Holzer. „Die Kundinnen, aber auch die Kunden lieben diese Marke. Deshalb sind wir sehr zuversichtlich für das Tochterunternehmen und auch für Tom Tailor insgesamt.“ Der Umsatzrückgang in den ersten Monaten sei vor allem durch den Verzicht auf wenig profitable Rabattaktionen bedingt gewesen. „Durch diese Maßnahmen, sowie eine deutliche Verbesserung auf der Beschaffungsseite ist es uns gelungen, die Rohertragsmarge signifikant um 6,4 Prozentpunkte zu steigern“, sagt Holzer. Der Großteil des Einkaufs erfolge nunmehr direkt über eine eigene Gesellschaft in Asien.
Besonders wichtig sei, dass die Entwicklungszeit für neue Kollektionen von ursprünglich elf auf sechs bis sieben Monate verkürzt wurde. „Damit können wir jetzt ähnlich wie bei der Marke Tom Tailor viel schneller auf neue Trends reagieren.“
Die langen Vorlaufzeiten hätten in der Vergangenheit zu Fehlplanungen bei Bonita geführt. Einige Styles hätten daher nicht den Nerv der Kunden getroffen. Flächenbereinigt wird das Tochterunternehmen nach Einschätzung des Vorstandsvorsitzenden in diesem Jahr noch nicht zulegen können. „Für 2015 sehe ich aber gute Chancen, dass wir bei Bonita auf den Wachstumspfad zurückkehren werden.“
Zur Unterstützung des generellen Wachstumskurses hat sich die Beteiligungsgesellschaft Fosun aus Shanghai mit 23,16 Prozent bei der Hamburger Modekette eingekauft. Sie übernimmt die Anteile von der früheren Bonita-Muttergesellschaft, der Versorgungs- und Förderungsstiftung in Liechtenstein, die nach der Übernahme des Konkurrenten zeitweilig zum größten Einzelaktionär bei der Tom Tailor Group aufgestiegen war.
„Wir sind sehr froh, mit Fosun einen langfristig orientierten Investor gewonnen zu haben, der uns mit seinem weltweiten Netzwerk bei der internationalen Expansion unterstützen kann“, sagt Holzer. „Insbesondere ist für uns auch China ein sehr interessanter Markt. Zusammen mit Fosun werden wir sehr genau prüfen, ob und in welcher Form wir hier aktiv werden.“ Er könne sich sehr gut eigene Shops von Tom Tailor im Reich der Mitte vorstellen. „Entschieden ist aber noch nichts.“
Gut 60 Mitarbeiter hat Tom Tailor in diesem Jahr neu eingestellt
Insgesamt will Tom Tailor das bisherige Expansionstempo beibehalten. „Wir werden in diesem und im nächsten Jahr jeweils rund 60 neue Stores eröffnen“, sagt Holzer. Dadurch werde auch die Zahl der Beschäftigten, die derzeit bei rund 6400 liegt, noch einmal steigen. Im ersten Halbjahr dieses Jahres hat Tom Tailor konzernweit schon 61 zusätzliche Mitarbeiter eingestellt.
Nicht nur die Marke Bonita befindet sich derzeit im Umbau, auch der Kernmarke Tom Tailor selbst hat der Vorstandschef einen Relaunch verordnet. So wurde das Logo mit dem bekannten „T“ etwas luftiger und leichter gestaltet. Die Kollektion wurde zudem noch einmal in unterschiedliche Segmente aufgeteilt. Während sich der „College“-Stil an den legeren Look an amerikanischen Universitäten anlehnt, ist der neue „Urban“-Stil eher schlicht und elegant gehalten.
„Auf dem globalisierten Modemarkt soll unsere Kernmarke mit dem neuen Profil noch besser als bisher erkenn- und unterscheidbar sein“, sagt Holzer. „Auf diese Weise können wir auch auf die Nachfrage in einzelnen Ländern genauer eingehen.“
Den größten Wandel hat die Marke Tom Tailor allerdings schon in den vergangenen Jahren vollzogen. Einst als legere Männermarke gestartet, haben die Hamburger Stück für Stück immer mehr Frauen für sich gewinnen können. Erstmals ist der Frauenanteil bei der Kernmarke jetzt sogar über die 50-Prozent-Marke geklettert. Dank der Übernahme von Bonita liegt der Anteil der Kundinnen auf Konzernebene sogar schon bei 70 Prozent.