Sechs von dreizehn Mitgliedern des Jugendvorstands erklären ihren Rücktritt. Sie wollen sich damit von einem Auftritt der Hamburger Politikerin Nebahat Güçlü vor türkischen Rechtsnationalisten distanzieren.

Hamburg. Nach dem umstrittenen Auftritt der Hamburger Grünen-Politikerin Nebahat Güçlü vor türkischen Rechtsnationalisten ziehen weitere Mitglieder der „Türkischen Gemeinde Hamburg“ (TGH) Konsequenzen. Sechs Mitglieder des Jugendvorstands des Vereins erklärten am Montag ihren sofortigen Rücktritt. Dazu gehören der Vorsitzende Erkan Sahin, die stellvertretenden Vorsitzenden Yasemin Erding und Fidan Özdemir, sowie die Vorstandmitglieder Betül Zerdeli, Mustafa Baris Türkoglu und Yasemin Merve Tezol.

Damit wollen sie sich von Güçlüs Auftritt und ihrer folgenden Presseerklärung distanzieren. Sie kritisieren zudem das Krisenmanagment der Grünen-Politikerin und „die teilweise ausgrenzende Haltung gegenüber der Online-Zeitung "Avrupa Postası" und den zurückgetretenen Vorstandsmitgliedern“. Dieses Verhalten zeige, dass Güçlü mit der Situation überfordert gewesen sei. Die Vorfälle würden nicht den Grundsätzen der TGH entsprechen.

Die zurückgetretenen Jugendvorstände fordern „die Trennung von politischem Amt und Vorsitz der TGH“. Güçlü habe beides miteinander vermischt. Eine tragbare Lösung für den Konflikt sei jedoch aufgrund der aktuellen Zusammensetzung des Vorstandes nicht mehr möglich. Daher hätten sich die sechs Mitglieder zum Rücktritt entschlossen.

Güçlü hatte zuvor Rückendeckung von der Türkischen Gemeinde in Deutschland bekommen. Man wende sich entschieden gegen Bestrebungen, Güçlü in ein falsches Licht zu rücken, hatte die Gemeinde mitgeteilt. „Wir kennen Nebahat Güçlü als eine Persönlichkeit, die sich seit Jahren gegen Rassismus und Diskriminierung und für Gleichstellung engagiert“, hieß es. Zugleich sprach die Organisation von einer „Hetzjagd“ gegen die 49-Jährige. Güçlü sitzt sowohl im Vorstand der TGD als auch der Türkischen Gemeinde Hamburg.

Die Grünen-Politikerin war am 18. Januar bei einer Veranstaltung der „Türkischen Föderation in Deutschland“ aufgetreten. Diese sei die deutsche Vertretung der türkischen „Partei der Nationalistischen Bewegung“ (MHP) und stehe den „Grauen Wölfen“ nahe, heißt es beim Verfassungsschutz. Der Auftritt hatte heftige Diskussionen ausgelöst. Die Grünen streben einen Parteiausschluss der Politikerin an. In einer Sondersitzung der Türkischen Gemeinde Hamburg wurde Güçlüs Rücktritt gefordert. Als sie dies ablehnte, verließen vier der neun Mitglieder den Vorstand.