Um den gerichtlich erzwungenen Baustopp zu beenden sollen familiengerechte Wohnungen für Flüchtlinge entstehen. Auch in anderen bürgerlichen Stadtteilen gibt es „besonders geschützten Wohngebiete“.
Harvestehude. Die Grünen wollen den gerichtlich erzwungenen Baustopp am Flüchtlingsheim an der Sophienterrasse durch Umplanungen beenden. Statt der provisorischen Unterkunft sollten in dem ehemaligen Kreiswehrersatzamt familiengerechte Wohnungen für Wohnungslose und Flüchtlinge entstehen.
„Hamburg braucht endlich mehr Wohnungen für Flüchtlinge. Wir fordern die Sozialbehörde, den Träger und den Bezirk daher auf, den Stillstand zu nutzen jetzt für das Gebäude an den Sophienterrassen dauerhafte Wohnungen für Flüchtlinge zu planen“, sagte die flüchtlingspolitische Sprecherin der Grüne Bürgerschaftsfraktion Antje Möller.
Nach dem gerichtlichen Baustopp für die Flüchtlingsunterkunft an der Sophienterrasse hat der Bezirk Eimsbüttel sofortige Beschwerde gegen die Entscheidung angekündigt. „Wir bleiben bei unserer Auffassung, dass die von uns erteilte Baugenehmigung rechtmäßig ist“, sagte Bezirksamtsleiter Torsten Sevecke (SPD).
Das Verwaltungsgericht Hamburg hat einem Eilantrag von Anwohnern, die sich gegen eine Baugenehmigung für die Errichtung einer Gemeinschaftsunterkunft in dem ehemaligen Kreiswehrersatzamt an der Sophienterrasse gewendet haben, stattgegeben.
Begründet hatten die Richter ihr Urteil damit, dass das Gebäude in einem „besonders geschützten Wohngebiet“ liegt, ein Asylbewerberheim mit 220 Plätzen sei deshalb nicht „gebietskompatibel“.
1500 Hektar in Hamburg sind „besonders geschützten Wohngebiete“
Die Ausweisung geht nach Angaben aus der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) auf die Jahre 1938 zurück, 1955 war sie erneuert worden. „In der Stadtplanung der 50- und 60er Jahre war die Trennung zwischen Arbeiten und Wohnen sehr strikt“, erklärt BSU-Sprecher Magnus-Sebastian Kutz die Gründe. Insgesamt sind Hamburg 1500 Hektar als „besonders geschützte Wohngebiete“ ausgewiesen, besonders oft in gutbürgerlichen Stadtteilen wie Harvestehude, Groß Flottbek, Sasel, Wellingsbüttel und Poppenbüttel. Auch in Eppendorf, Rahlstedt oder Othmarschen liegen zahlreiche entsprechende Areale.
Insgesamt sind es 629 Einzelflächen zwischen 63 Hektar und sechs Quadratmetern. Um die alten Bestimmungen in den sogenannten Baustufenflächen aufzuheben, müssen neue Bebauungspläne erstellt werden. Zuständig sind die Bezirksämter. Angesichts von Planungsarbeit, Auslegungspflichten und Bürgerbeteilugung dauert das in der Regel bis zu zwei Jahre.