Ältere Fahrzeuge werden umgebaut. Mehr Platz für Kinderwagen und Rollatoren. HVV: Nur mit modernen Wagen bleibe der öffentliche Nahverkehr attraktiv.
Hamburg. Die Hamburger Verkehrsunternehmen investieren rund 746 Millionen Euro, um neue Züge und Busse anzuschaffen und ältere Fahrzeuge umzubauen. Allein die Hochbahn plant bis zum Jahr 2018 die Anschaffung von 80 neuen Fahrzeugen der U-Bahn-Generation DT 5. Die S-Bahn kauft 60 neue Züge an und lässt zudem 112 Fahrzeuge aus der Baureihe ET 474, die seit Mitte der 1990er-Jahre auf dem Hamburger Streckennetz eingesetzt werden, modernisieren.
Auf einer Probefahrt von der Stadthausbrücke zum Berliner Tor ist am Freitag der erste umgebaute Wagen der Reihe ET 474 vorgestellt worden: Neu ist, dass alle drei Wagen miteinander verbunden, also durchgängig sind. „Dadurch entsteht für die Fahrgäste ein völlig neues und großzügigeres Raumerlebnis. Außerdem haben wir auf diese Weise mehr Platz für Kinderwagen, Rollatoren und Rollstühle geschaffen“, sagte S-Bahn-Chef Kay Uwe Arnecke. Zudem werde durch die Verbindung der Wagen das Sicherheitsgefühl der Kunden gesteigert. Bis 2021 sollen 111 weitere Fahrzeuge des ET 474 auf diese Art umgestaltet werden.
Die Deutsche Bahn investiert rund 70 Millionen Euro in die Modernisierung ihrer Züge, auch ein neues Fahrgastinformationssystem ist geplant: „Mit dieser Maßnahme können wir die Attraktivität der S-Bahn in Hamburg für unsere Kunden weiter steigern“, sagte Arnecke.
Auch Verkehrsstaatsrat Andreas Rieckhof (SPD) überzeugte sich bei der Premierenfahrt von dem modernisierten S-Bahn-Zug: „Die S-Bahn ist ein wichtiges Verkehrsmittel für Hamburg. Deshalb sind die 70 Millionen Euro auch eine Investition in die Zukunft des öffentlichen Nahverkehrs.“ Rieckhof: „Damit der hohe Standard gehalten wird, und Bus- und Bahnfahren für die Kunden attraktiv bleibt, brauchen wir leistungsfähige Fahrzeuge.“ Moderne Wagen seien ein Argument für Neukunden, auf Bus und Bahn umzusteigen, so Rieckhof weiter.
Das wissen die Verkehrsunternehmen und investieren entsprechend: 60neue Fahrzeuge, die von Ende 2018 an auf dem Streckennetz fahren sollen, hat die S-Bahn Hamburg bei Bombardier Transportation bestellt. Diese Züge sind mit Durchgängen zwischen den Wagen, Klimaanlagen und einem modernen Fahrgastinformationssystem ausgestattet.
Die Kosten für die Anschaffung der Züge liegen bei rund 335Millionen Euro. Diese Investition ist auch Bestandteil des neuen Verkehrsvertrages, der zwischen der S-Bahn und der Stadt Hamburg geschlossen wurde, und der von Dezember 2018 bis 2033 gilt.
Wenn die 60 neuen S-Bahnzüge ausgeliefert sind, sollen nach und nach 52 Fahrzeuge der Baureihe ET 472 aus dem Verkehr gezogen werden. Es handelt sich dabei um Wagen, die teils seit mehr als 40 Jahren im Einsatz sind. Die S-Bahn verfügt auf ihrem Streckennetz derzeit über 164 Fahrzeuge, die jeweils aus drei Wagen bestehen.
Auch die Hamburger Hochbahn investiert in ihre Fahrzeugflotte. Bis 2018 plant das Verkehrsunternehmen die Anschaffung von 80 neuen DT 5-Fahrzeugen. Die Gesamtinvestition liegt bei rund 320 Millionen Euro. Die ersten 24Züge wurden bereits ausgeliefert und werden im Streckennetz eingesetzt. Weitere 23 sind bestellt, für weitere 33 besteht eine Lieferoption. Auch diese bestehen jeweils aus drei durchgängigen Wagen.
„Zudem verfügt die neue Generation unserer U-Bahnen über ein modernes Türschließsystem. Lichtschranken sollen verhindern, dass die Türen lange offen stehen, und die Klimaanlage den Fahrgastraum nicht angemessenen kühlen kann“, sagte Hochbahn-Sprecher Christoph Kreienbaum dem Hamburger Abendblatt.
Die neue U-Bahn-Generation DT 5 soll nach und nach die noch eingesetzten 69 Wagen der Reihe DT 3 ersetzen, die Anfang der 1970er-Jahre gebaut wurden.
Aktuell hat die Hochbahn 234 Fahrzeuge auf ihrem Streckennetz im Einsatz. Die meisten davon stammen aus der Baureihe DT 4, die bis 2005 gebaut wurden. Für Hochbahn-Sprecher Christoph Kreienbaum steht fest: „Die Fahrzeuge sind das Aushängeschild für jedes Fahrgastunternehmen, deshalb sind an dieser Stelle Investitionen eben auch so wichtig. Denn der Kunde merkt den Unterschied sofort. Das zeigen auch die zahlreichen positiven Reaktionen auf den DT 5.“
Die Hochbahn investiert auch in ihre Busflotte. Noch in diesem Jahr sollen 60 neue Fahrzeuge angeschafft werden, die insgesamt rund 21 Millionen Euro kosten. Dabei liegt der Fokus auch auf „innovativen Antriebstechnologien“, wie Kreienbaum verspricht.
Die Flotte wird weiter aufgestockt: „In diesem Jahr kommen noch ein Elektro-Hybridbus der Automarke Volvo und ein weiterer Solaris-Batterie-Brennstoffzellenbus dazu. Zum Jahresende schaffen wir zudem drei reine Batterie-Busse an“, so Christoph Kreienbaum.