Der gekenterte Hamburger Frachter habe sich nur 150 Meilen von der Küste entfernen dürfen, da es Probleme mit dem Lenksystem und einem Rettungsboot gegeben habe. Suche nach vermissten Seeleuten eingestellt.

Hamburg/Wick/London. Mögliche Wende im Fall der vor Schottland gesunkenen „Cemfjord“: Wie der NDR am Dienstag berichtet, soll der Zementfrachter der Hamburger Reederei Brise bereist vor der Havarie technische Mängel aufgewiesen haben.

Das Schiff habe demnach lediglich unter Auflagen auslaufen dürfen. Beanstandet worden seien das Lenksystem sowie das Rettungsboot. Nach Angaben des zypriotischen Generalkonsulats in Hamburg habe sich die „Cemfjord“ nur bis zu 150 Meilen von der Küste entfernen dürfen.

Ein Brise-Sprecher bestätigte dem Sender, dass es „zwei offene Punkte“ gegeben habe. Dennoch sei das Schiff „voll seetüchtig“ gewesen. Unmittelbar nach dem Unglück hatte das Unternehmen kommuniziert, dass die „Cemfjord“ noch im Dezember einen Sicherheitscheck bestanden habe.

Der 83 Meter lange und mit 2000 Tonnen Zement beladene Frachter war am Wochenende 24 Kilometer nordöstlich der schottischen Stadt Wick in einen Sturm geraten und untergegangen.

Die Passage der Meeresenge Pentland Firth gilt unter Nautikern als besonders anspruchsvoll, auch eine „Monsterwelle“ schließen Experten als Unglücksursache nicht aus.

Reederei dankt Rettungskräften

Passagiere einer Fähre entdeckten das sinkende Schiff am Sonnabend, seither wurde mit Schiffen, Hubschraubern und einem Flugzeug nach der Crew gesucht. Am Montagmorgen stellte die Küstenwache die Suche schließlich ein.

„Wir danken allen Rettungskräften, die nach den Seeleuten und nach Spuren des Schiffes gesucht haben“, sagte Brise-Sprecher Tony Redding dem Abendblatt. An Bord des Schiffs waren sieben Polen und ein Filipino.

Ein Schlauchboot, am Sonntag in Orkney angespült, stamme definitiv nicht von der „Cemfjord“. An den weiteren Ermittlungen seien die Reederei, die Unfallexperten der britischen Marine und Zypern als Flaggenstaat des Schiffes beteiligt.

Es werde noch eine ganze Weile dauern, die Ursache zu ergründen, sagte Redding. Bislang stehe lediglich fest, dass das Wetter zum Zeitpunkt des Unglücks schlecht gewesen sei.