Die von Ties Rabe vorgestellten Pläne, Unterrichtsausfall energischer zu bekämpfen, seien ein „eigennütziger Schachzug“. Behörde lege zudem keinen besonderen Wert auf Qualitätsmanagement.
Hamburg. Hamburgs Schulleiter üben scharfe Kritik an den Plänen von Schulsenator Ties Rabe (SPD): Für die kommende Wahlperiode hatte Rabe jüngst angekündigt, die Schulen „von innen heraus“ verbessern zu wollen und den Unterrichtsausfall energischer zu bekämpfen. „Sich kurz vor der Wahl mit diesen wahlpopulistischen Themen an die Öffentlichkeit zu wenden, ohne dabei die ganze Wahrheit zu sagen, ist ein eigennütziger Schachzug des Senators“, heißt es in dem Protestschreiben des Verbands Hamburger Schulleitungen (VHS). „Dieser Schachzug geht zu Lasten der Schüler, und der Senator fällt dabei den engagierten Schulleitungen und ihren Lehrkräften verantwortungslos in den Rücken“, heißt es weiter.
Die Ankündigungen des Senators seien für alle Schulleitungen der Hamburger Grundschulen ein „Affront“, da die Behördenleitung gerade die Zuweisung der Lehrerstellen für die Verlässlichkeit der Grundschulen gestrichen habe. Zudem kritisieren die Schulleiter, dass die Behörde keinen besonderen Wert auf Qualitätsmanagement lege. „Zeit für ein fundiertes Qualitätsmanagement ist von Seiten der Behörde nicht vorgesehen“, schreiben die Vertreter des VHS. Die von der Behörde zur Verfügung gestellten Ressourcen reichten gerade aus, um unverzichtbare Aufgaben der Schule zu erfüllen wie etwa Klassenleitungen, Beratungslehrkräfte und Sicherheitsbeauftragte.
Schulsenator Rabe hatte im Interview mit der „Welt am Sonntag“ betont, dass die Voraussetzung für guten Unterricht sei, dass er überhaupt stattfinde. „Es muss gelingen, dass wir die Kinder und Jugendlichen – wie schon jetzt an Grundschulen – auch an weiterführenden Schulen niemals während der Unterrichtszeit nach Hause schicken“, beschrieb der 54-Jährige das Ziel für die kommenden fünf Jahre.
„Randstunden sollten nicht mehr ausfallen, wenn ein Lehrer krank wird, sondern vertreten werden.“ Mehr Mittel sollen die Schulen dafür nicht bekommen. Es gebe genug Vertretungskräfte im System, hapere aber am zielgenauen Einsatz, so Rabe. Dabei wolle seine Behörde die Schulen künftig kräftiger unterstützen. Auch wenn Rabe kürzlich in der Meinungsumfrage des Abendblatts zusammen mit Stadtentwicklungssenatorin Jutta Blankau (SPD) in der Gunst der Bürger am schlechtesten abschnitt: Amtsmüde ist er nicht. „Ich möchte gern weitermachen und freue mich, wenn die Wähler mir dazu Gelegenheit gäben“, sagte er.
Ganztagsschule, Inklusion, kleinere Klassen: Nach den Reformen der Rahmenbedingungen in den vergangenen Jahren steht die Verbesserung der Schule von innen auf Rabes Agenda für die kommende Legislaturperiode. Dazu will er ein Qualitätsmanagement an Schulen aufbauen, das sich stark an den messbaren Ergebnissen von Unterricht orientiert.
Herangezogen werden sollen unter anderem die neu eingeführten Kermit-Tests, in deren Rahmen sämtliche Schüler in wichtigen Fächern alle zwei Jahre getestet werden, und die sehr genaue Daten über den Lernzuwachs jedes Schülers und jeder Klasse liefern. „Diese Daten zeigen, wo Unterricht erfolgreich war und wo etwas zu verbessern ist“, so Rabe. Weitere Qualitätsmerkmale seien ein geringer Unterrichtsausfall, der Übergang in den Beruf, die Zahl der Sitzenbleiber, Schulabbrecher und Schulformwechsler. „Ich wünsche mir, dass diese Ergebnisse künftig einmal im Jahr für jede Schule sorgfältig erhoben werden, im Gespräch zwischen Schulaufsicht und Schulen genau besprochen werden.“ Das Fazit soll dann gezielt für die Verbesserung von Unterricht und Schule genutzt werden.