Das Expeditionsschiff der Hamburger Reederei Hapag-Lloyd befindet sich mit 125 Passagieren auf einer Abenteuerreise in die Antarktis. Mit an Bord: Abendblatt-Autor Edgar Hasse.

Stanley/Hamburg. Die weltweit größte Kolonie von Pinguin-Andenken gibt es in Stanley, der Hauptstadt der Falkland Inseln östlich von Argentinien. In diesen Vorweihnachtstagen bietet der Harbour View Gift Shop an der Küstenstraße des 2000-Einwohner-Ortes festtypische Andenken im Pinguin-Look an.

Der neueste Schrei sind aus Asien importierte Christbaumkugeln zum Preis von 1,50 Pfund, die als „unkaputtbar“ angepriesen werden. Gern gekauft werden auch kleine Kaiser- sowie Königspinguine aus Gips mit roten Weihnachtsmützen und Mänteln zum Preis von knapp acht britischen Pfund.

Vor allem Kreuzfahrtouristen kaufen im Harbour Gift Shop oder im Captains Shop auf der anderen Straßenseite ein. „In Stanley gibt es das größte Pinguin-Devotionalien-Angebot der Welt“, sagt der Bremer Biologe und Mediziner Rolf Schiel. Der HNO-Arzt begleitet derzeit als Experte und Lektor die Weihnachtsreise der MS Hanseatic.

Weihnachten im ewigen Eis

Das Expeditionsschiff der Hamburger Reederei Hapag-Lloyd Kreuzfahrten befindet sich mit 125 Passagieren und rund 130 Besatzungsmitgliedern auf Abenteuerreise in die Antarktis und legte vor den Falkland-Inseln einen Zwischenstopp ein. Weihnachten wird voraussichtlich irgendwo im ewigen Eis zwischen Point Wild und Paulet Island gefeiert, wo sich eine der größten Adéliepinguinkolonien der Antarktis befindet.

Die Nähe zum antarktischen Kontinent beflügelt das Kaufinteresse der Touristen an pinguintypischen Andenken. Es gibt Babystrümpfe mit niedlichen Felsenpinguinen genauso wie eine Uhr mit Ziffern, die von den niedlichen Frackträgern dargestellt werden. Beleuchtete Spezialschränke zeigen den Reichtum von Kaffeetassen und Tellern im Pinguin-Style. Selbst bei Koffern und bedrucktem Klopapier stand die Familie der Pinguine Pate, die immerhin 17 Arten umfasst. Pinguine helfen als Lesezeichen bei der Lektüre, dienen als Küchenhelfer in Gestalt von Handschuhen, ermöglichen als Flaschenöffner den Genuss von Wein sowie Spirituosen und können in ihrem Schnabel Schmuck verstecken.

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Auf den rund 200 Falkland-Inseln beginnt jetzt langsam der Sommer. Auf den Felsen von New Island zum Beispiel im westlichen Teil der Inselgruppe brüten 5000 Paare von Felsenpinguinen – zu erkennen am markanten schwarzen Bürstenhaarschnitt. Wo ehemals Schafe grasten, dehnt sich inzwischen ein Naturschutzgebiet aus mit Moosen, Tussockgras und stolzierenden Blauaugenkormoranen. Bei Lufttemperaturen von zehn Grad und einer steifen Brise laufen auf den Inseln in dieser Saison wieder rund 30 Kreuzfahrtschiffe an. Sie spülen Geld in die Kassen der Einheimischen, die neben der Landwirtschaft, Fischerei auch vom Tourismus leben.

Wie Landwirt Robb McGill. Er empfängt weiter nördlich, auf Carcass Island, die Gäste der MS Hanseatic. Der Brite betagte und seine Angestellten servieren den Kreuzfahrtgästen auf dem von West- und Nordwestwinden umwehten kargen Eiland heißen Tee, Honigkuchen und Plätzchen. Sehr britisch, denn schließlich sind die Falklandinseln seit dem Krieg zwischen Großbritannien und Argentinien 1982 fest in der Hand der britischen Krone. McGill lebt seit Jahrzehnten mit seinen 800 Schafen auf Carcass Island. Doch nun hat er genug davon. Er will sich aufs Altenteil zurückziehen und bietet, erzählt man sich, seine Weiden samt Pinguinen, Sandstrand und Gehöft für rund zwei Millionen Pfund zum Verkauf an. Seit einiger Zeit können bei McGills Insel, auf der gerade der Ginster blüht, naturverbundene Gäste preiswert übernachten. Aus nächster Nähe dürfen sie hier Robben, kleine Delphine und Magellanpinguine beobachten, ohne dass sie sich an bestimmte strenge Abstandsregeln halten müssen, die weiter südlich in der Antarktis gelten.

Abendblatt-Redakteur Edgar S. Hasse begleitet die Weihnachtsreise der MS Hanseatic als Kreuzfahrtseelsorger im Auftrag der Nordkirche und wird regelmäßig über die Reise berichten.