Der ehemalige Boxer und amtierende Bürgermeister von Kiew traf sich mit Olaf Scholz zu Gesprächen im Rathaus. Kiew und Hamburg wollen enger zusammenarbeiten. Für Klitschko war der Besuch wie ein Heimspiel.

Hamburg. „Das Alte stürzt, es ändert sich die Zeit, und neues Leben blüht aus den Ruinen“, so lautet ein Zitat aus Schillers „Wilhelm Tell“, das im Phoenixsaal des Hamburger Rathauses an einer Wand zu lesen ist und die Veränderungen symbolisieren soll, die die Stadt in ihrer Geschichte erlebt und erlitten hat.

Vitali Klitschko hat in den vergangenen Monaten am eigenen Leib erfahren, wie Altes stürzte und neues Leben erblühte. Der 43-Jährige, den viele Menschen immer noch eher als den Schwergewichts-Boxweltmeister wahrnehmen, der er bis zu seinem Rücktritt vor einem Jahr war, hat in seiner Heimat Ukraine die Revolution mit angeführt. Er stand in der ersten Reihe, als die Menschen auf dem Maidan gegen die alten Herrscher protestierten, und seit 25. Mai versucht er als Bürgermeister der Hauptstadt Kiew, sein Land näher an Europa heranzubringen, ohne einen Krieg mit Russland zu riskieren.

Angesichts der erdrückend wirkenden politischen Agenda, der das Leben des Spitzenathleten folgt, sind Besuche in Hamburg für Vitali Klitschko wie Kurzurlaube. In der Stadt, in der seine Profiboxkarriere im November 1996 begann und in der Ehefrau Natalia und die drei Kinder noch immer leben, wurde ihm am Montagvormittag eine besondere Ehre zuteil. Klitschko trug sich im Beisein von Olaf Scholz im Phoenixsaal des Rathauses ins Goldene Buch der Stadt ein. Zuvor hatten die beiden von Bürgermeister zu Bürgermeister 45 Minuten über eine engere Zusammenarbeit zwischen Hamburg und Kiew gesprochen und auch einen für Mai angepeilten Gegenbesuch verabredet.

„Für mich ist es eine große Ehre, mich in das Goldene Buch der Stadt einzutragen, die für mein Leben eine enorme Bedeutung hat“, sagte Klitschko, der sogar ein Herz auf das weiße Blatt zauberte, um seine Verbundenheit zu Hamburg zu untermalen. Dass er nicht der erste Boxer war, der sich im Ehrenverzeichnis verewigen durfte, verdankt er seinem fünf Jahre jüngeren Bruder Wladimir, der bereits im Mai im Rathaus zu Gast war. „Ich habe viele Dinge früher im Leben gemacht als Wladimir, deshalb habe ich ihm gern den Vortritt gelassen“, scherzte Klitschko, der im Anschluss an den Termin mit Scholz noch einen Stadtspaziergang genoss. Schon heute führen ihn seine Amtsgeschäfte nach Köln zum Bundesparteitag der mit seiner Partei Udar verbundenen CDU. Nach einem Besuch bei Londons Bürgermeister Boris Johnson fliegt er am Mittwoch zurück nach Kiew.