Ein 23-Jähriger soll sich in der Hansestadt, Fulda und Kassel an 27 Mädchen vergangen haben. Das Hamburger Opfer war 13 Jahre alt, als sich der mutmaßliche Täter an ihr verging.

Hamburg/Fulda. Als „falscher Polizist“ soll ein 23 Jahre alter Mann in Hamburg, Fulda und Kassel zahlreiche Mädchen und junge Frauen sexuell missbraucht haben. Die perfide Masche: Der 23-Jährige gab vor, seine Opfer nach Drogen durchsuchen zu müssen. Auf diese Weise soll er mindestens 27 Mädchen im Alter zwischen zehn und 17 Jahren unter anderem unsittlich berührt haben. Unter seinen Opfern ist auch eine 13-jährige Hamburgerin. Die Staatsanwaltschaft Fulda hat jetzt Anklage gegen den Mann erhoben.

Der Übergriff in Hamburg ereignete sich am 18. Januar 2014 an der Stresemannstraße. Als das 13 Jahre alte Mädchen gerade bei einer Freundin klingeln wollte, sprach der 23-Jährige sie an, gab sich als Polizist aus, durchsuchte zunächst ihren Rucksack und ihre Jackentaschen – angeblich nach Drogen. Danach musste sich die Schülerin an eine Hauswand stellen. Dort tastete der 23-Jährige sie am gesamten Körper ab, berührte unter anderem ihre Brüste und den Intimbereich. Als das Mädchen schrie, flüchtete der alkoholisierte Mann stadteinwärts.

Er drohte, die Eltern ins Gefängnis zu bringen


Die Staatsanwaltschaft geht allerdings nicht davon aus, dass die Tat mit einem sexuellen Missbrauch von zwei sieben und neun Jahre alten Mädchen in Hoheluft-Ost in Verbindung steht. Nur vier Wochen vor dem Übergriff an der Stresemannstraße hatte sich am Falkenried ein Mann ebenfalls als Polizist gegenüber zwei Mädchen ausgegeben, die gerade „Klingelstreich“ gespielt hatten. Mit der Drohung, er werde ihre Eltern ins Gefängnis bringen, wenn sie seinen Forderungen nicht nachkommen, zwang er sie zu sexuellen Handlungen. „Der Modus operandi ist in den beiden Fällen aber ganz unterschiedlich“, sagte der Fuldaer Oberstaatsanwalt Lars Streiberger.

Neu ist die Masche allerdings nicht. Ein Kinderschänder aus Ingolstadt lockte als falscher Polizist sogar 80 Kinder aus ganz Bayern in die Falle. Der 23-Jährige soll seit 2009 vor allem in Kassel und Fulda Jagd auf Mädchen und junge Frauen gemacht haben. Vereinzelt soll er sich auch als Bademeister ausgegeben haben. „Dabei kam es zu sexuellen Handlungen der unterschiedlichsten Art“, teilte die Polizei mit.

Auf die Spur kam die Kripo dem Kinderschänder, nachdem er im Juni 2014 erneut in Kassel zugeschlagen hatte. Im Zuge der weiteren Ermittlungen konnte der Verdächtige mit Hilfe von Bildern einer Straßenbahn-Überwachungskamera identifiziert werden. Bei der Durchsuchung der elterlichen Wohnung in Hofbieber (nahe Fulda) sind nach Polizeiangaben zahlreiche Beweismittel sichergestellt worden, darunter auch die Tatkleidung. Zudem konnten zahlreiche DNA-Spuren den Opfern zugeordnet werden.

Seit August befindet sich der 23-Jährige in Untersuchungshaft. Er sei nicht einschlägig vorbestraft, sagte Streiberger. Wann der Prozess beginnt, ist noch nicht bekannt: Über die Eröffnung des Hauptverfahrens und die Zulassung der Anklage muss erst das Landgericht Fulda entscheiden.