Auf dem Sonderparteitag erhielt Katja Suding 70,6 Prozent der Stimmen. Die 38-Jährige bleibt zusätzlich Fraktionschefin. Als neuen Vize präsentierte die Partei einen prominenten Namen.

Wandsbek. Katja Suding ist neue Vorsitzende der FDP Hamburg. Die Vorsitzende der FDP-Bürgerschafsfraktion wurde am Sonnabend auf einem Sonderparteitag in Wandsbek zur Nachfolgerin von Sylvia Canel gewählt, die im Spätsommer überraschend zurückgetreten war, der FDP den Rücken gekehrt hatte und die Neuen Liberalen gegründet hatte.

Suding erhielt 70,6 Prozent der Stimmen: 84 der 119 Delegierten stimmten für sie, 28 dagegen, sieben enthielten sich – für die notorisch zerstrittenen Hamburger Liberalen ein gutes Ergebnis. Mit dem Vorsitz von Landespartei und Fraktion vereint die 38-Jährige eine Machtfülle auf sich wie kaum einer ihrer Vorgänger.

Die Liberalen hatten stets streng auf einer Trennung der beiden Spitzenämter bestanden, daher war Suding erst im Frühjahr 2013 mit ihrem ersten Anlauf auf den Landesvorsitz gescheitert. Stattdessen wurde Canel gewählt. Infolge nahm die als „Zickenkrieg“ bezeichnete Auseinandersetzung zwischen Canel und Suding noch an Heftigkeit zu.

Suding hatte die Hamburger FDP 2011 als Spitzenkandidatin nach sieben Jahren Opposition mit 6,7 Prozent zurück in die Bürgerschaft geführt. In der jüngsten Umfrage im Auftrag des Abendblatts kam die Partei jedoch nur noch auf zwei Prozent.

„Ich muss gestehen, als ich das Abendblatt aufgeschlagen habe, stockte auch mir der Atem“, sagte Suding in ihrer Bewerbungsrede. Zwei Prozent seien nicht das, was man sich erhofft habe. „Aber jetzt wissen wir, wo wir stehen. Mich spornt das an, ich werde mich jetzt erst recht ins Zeug legen“, blickte Suding kämpferisch nach vorn. Das Ziel müsse sein, bei der Wahl im Februar erneut ins Parlament einzuziehen. Und sie wolle auch nicht nur Politik in der Opposition machen, „sondern in einer Regierungskoalition“.

Lambsdorff Stellvertreter

Bei der Wahl der stellvertretenden Parteivorsitzenden konnte die FDP einen prominenten Namen präsentieren: Magnus Graf Lambsdorff, ein Neffe des ehemaligen Bundesministers und FDP-Bundesvorsitzenden Otto Graf Lambsdorff, begeisterte die Hamburger Delegierten mit einer starken Rede und wurde mit 89 Prozent (104 von 117 Stimmen) in den Landesvorstand gewählt. „Genau jetzt ist der richtige Zeitpunkt, einen aktiveren Beitrag in meiner Heimatstadt Hamburg zu leisten“, sagte der Wirtschaftsexperte, der in den vergangenen Jahren viel im Ausland unterwegs gewesen war.

Er stellte die Rolle der FDP als Alternative zu Rot-Grün heraus: „Immer wenn die FDP beteiligt war, ging es Hamburg danach besser, immer wenn die Grünen beteiligt waren, ging es ihr danach schlechter.“ Auch für sein wichtigstes Thema, die Digitalisierung der Wirtschaft, fand er plakative Worte: „Wir müssen nicht die Busse beschleunigen, sondern das Internet.“ Dafür gab es viel Applaus.

Zweiter neuer stellvertretender Landesvorsitzender wurde Claas Voigt: Er setzte sich mit 65 zu 49 Stimmen gegen Ewald Aukes durch. Nötig geworden waren die Wahlen, weil außer Sylvia Canel auch ihre Stellvertreter Najib Karim und Dieter Lohberger aus der FDP ausgetreten waren.