Musik, Theater und Museen: Die Stadt will stärker mit ihren Kulturangeboten werben. Und das nicht nur für die großen Institutionen. Im kommenden Jahr wird dafür reichlich Geld in die Hand genommen.
Hamburg. „Für jeden ist etwas dabei, aber nichts ist beliebig.“ Auf dieser Flughöhe will sich in den kommenden Monaten eine Marketingkampagne bewegen, mit der Kulturbehörde, Hamburg Marketing GmbH (HMG) und Anbieter aus allen Kultursparten mehr Aufmerksamkeit auf das hiesige Angebot erzeugen wollen.
„Sichtbarer“ soll das Angebot werden, betonte Kultursenatorin Barbara Kisseler (parteilos) am Freitag bei der Präsentation im Rathaus; die Qualitäten und die Vielfalt sollen deutlicher hervorgehoben werden. Und nicht nur das: Es soll eine Kampagne sein, die „die Ellenbogen ausfährt“, versprach Frank Bachmann von der ausführenden Werbeagentur Gürtlerbachmann, denn: „Hamburg ist Kulturstadt. Diese Kampagne wird es nach draußen schreien.“
Den Zuschlag habe dieses Konzept von einer Jury aus Kultur- und Tourismusvertretern erhalten, hieß es. Barbara Kisseler war in ihrer Ansage moderater: „In Hamburg“, meinte sie, „kann man noch viel mehr über Kultur reden.“
Das Geld für die Kampagne stammt aus der Kultur- und Tourismustaxe
Damit dieser Wunsch, den Anbieter aus allen Sparten schon seit Jahren mit großer Regelmäßigkeit formulieren, tatsächlich Wirklichkeit wird, nimmt die HMG für die kommenden zwölf Monate 140.000 Euro in die Hand – eingenommen durch die Kultur- und Tourismustaxe. Ebenfalls neu ist die HMG-Aufgabenerweiterung um den Punkt Kulturmarketing.
Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) habe sie bei den Debatten um die Neujustierung unterstützt, sagte Kisseler und ließ damit anklingen, dass hinter den Kulissen der demonstrativen Einvernehmlichkeit womöglich auch intensivere politische Überzeugungsarbeit notwendig war.
Im Mittelpunkt der Kampagne stehen zehn Plakatmotive, die zunächst an rund 2000 Stellen in der Metropolregion Hamburg und in norddeutschen Ballungszentren für die Vielfalt der hiesigen Kulturlandschaft werben sollen. Im zweiten Quartal 2015 wird der Radius auf nationale Großstädte ausgeweitet, punktuell wird es bis ins Ausland gehen, wurde angekündigt. Weitere Maßnahmen umfassen Online-Kommunikation und Anzeigenschaltungen.
Eingebettet ins HMG-Design, zeigen die Plakate unter dem Motto „Kulturmetropole Hamburg. Meine große Freiheit“ Variationen dieses Themas: Motive unter anderem aus dem Thalia Theater, der Staatsoper, von Kampnagel und dem Dockville-Festival, aus den Deichtorhallen, der Kunsthalle und dem Museum für Kunst und Gewerbe sowie den Elbphilharmonie Konzerten der Laeiszhalle. Allen gemeinsam ist ein Leuchtschrift-Slogan, der mit „Hamburg: Große Freiheit für...“ beginnt. Die englische Übersetzung des Leitmotivs lautet: „Experience Hamburg. Where culture lives“.
Die Kampnagel-Chefin kommentiert: „Hamburg ist aufgewacht“
In den kommenden Monaten sollen andere Motive folgen. Bei der Auswahl will man sich daran orientieren, welche Institutionen bislang noch nicht genügend werbewirksame Präsenz erfahren haben. Wen es wann trifft und wen nicht, wird wohl noch zu klären sein.
Dabei sei es durchaus denkbar, dass neben städtisch geförderten Anbietern auch private Veranstalter in den Genuss eines Plakatmotivs kommen. Eindeutig ausgeschlossen jedoch: die Hamburger Großproduktionen von Musical-Konzernen wie Stage Entertainment.
Die nun startende Kampagne soll den bislang Benachteiligten ermöglichen, „löwenmäßig auf sich aufmerksam zu machen“, versprach Kisseler – eine sehr optimistische, kaum verhüllte Anspielung auf das Erfolgsmusical „König der Löwen“, das schon seit Jahren mit ungleich mächtigeren Werbeetats sein Publikum in die Stage-Spielstätte an der Elbe lockt.
Gedacht ist an eine mittelfristige Dauer: HMG-Chef Thorsten Kausch sagte, mindestens bis zur für 2017 geplanten Eröffnung der Elbphilharmonie wolle man diese Kulturkampagne am Laufen halten. Die Kampagne richte sich an drei Zielgruppen: an die Hamburger selbst, an Touristen, aber auch an die Neubürger, für die das Kulturangebot in der Hansestadt von ganz zentraler Bedeutung sei.
Im kommenden Jahr, versprach der Werber Frank Bachmann, werde außerdem die Smartphone-App von Hamburg Tourismus um einen „Kulturwecker“ erweitert, der persönliche Vorlieben speichern und nach Bedarf mit entsprechenden Angeboten bedienen kann. Die vor vier Wochen vorgestellte „Kulturpunkte“-App sei bislang rund 5000-mal heruntergeladen worden, berichtete die Kultursenatorin.
Per Pressemitteilung kommentierte Thalia-Intendant Joachim Lux am Freitag: „Es ist überaus erfreulich, dass die HMG jetzt verstärkt Hamburger Kunst und Kultur vermarkten möchte.“ Das sei für das Außenbild von enormer Bedeutung und erhöhe sicher erheblich die Strahlkraft der zweitgrößten deutschen Metropole.
Noch euphorischer ließ sich Kampnagel-Chefin Amelie Deuflhard zitieren: „Es ist großartig, dass das Stadtmarketing nicht mehr nur auf Musicals setzt. Ich wünsche mir, dass es für diese Initiative einen langen Atem und nicht nur diese eine herausragende Kampagne gibt.“ Ihr Fazit: „Hamburg ist aufgewacht.“