Wir haben nicht die Leichen gezählt, die an den fünf Tagen des achten Hamburger Krimifestivals zusammenkommen, aber es werden wie immer reichlich sein. Volker Albers hat die neuen Bücher der 23 Autoren aus sechs Ländern gelesen und stellt sie vor.

Es ist bereits eine Tradition in der Stadt: Wenn die Tage kürzer werden und sich auch einmal Nebel auf die Dächer und Kanäle legt, wird es kriminell in Winterhude. Dort nämlich, in den Hallen der Kulturfabrik Kampnagel, versammeln sich dann hochkarätige Krimiautorinnen und -autoren, um ihre mal mehr, mal weniger grausigen literarischen Erzeugnisse unters Publikum zu bringen, das spannende Stunden erwartet. Die Schriftsteller kommen in diesem Jahr aus Großbritannien, aus Venedig, aus Schweden, aus dem Périgord, aus Australien und natürlich nicht zuletzt auch aus Deutschland.

Am heutigen Dienstag wird das nunmehr achte Hamburger Krimifestival in der großen Kampnagelhalle eröffnet. Veranstaltet wird das Autoren-Stelldichein erneut von der Buchhandlung Heymann, dem Literaturhaus Hamburg und dem Hamburger Abendblatt.

Rund zwei Dutzend Autorinnen und Autoren werden bis zum 8. November aus ihren aktuellen Kriminalromanen lesen, sie werden in Gesprächen ihre Arbeitsweisen und schreiberischen Motive erläutern. Es werden ernste, hintergründige und gewiss auch mal komische Gespräche sein, denn der Humor hat bei diesem Festival auch seinen Platz. Ja, grausame Taten können auch auf augenzwinkernde Weise verübt werden. Der in Garmisch lebende Musikkabarettist und Bestsellerautor Jörg Maurer ist dafür ein leuchtendes Beispiel.

Auf dieser Doppelseite sind alle Veranstaltungen auf einen Blick versammelt. Wer liest was an welchem Tag zu welcher Uhrzeit? Wo gibt es die begehrten Festivaltickets? 18 kompakte Argumente, spannende Stunden oder auch ganze Abende auf Kampnagel zu verbringen. Denn es ist ohne Weiteres möglich, nicht nur eine, sondern auch zwei Lesungen an einem Veranstaltungstag zu besuchen. Tauchen Sie also ein in diese „Mörderischen Zeiten“, wie das Motto des diesjährigen Krimifestivals lautet. Zu entdecken gibt es einiges, Neugier war schon immer eine erste kriminalistische Tugend. Winterhude ist nicht weit.

Hier geht es zum Rästel, bei dem Sie Eintrittskarten gewinnen können.

Simon Beckett eröffnet das Krimifestival

Kaum Blut fließt, auch David Hunter, der forensische Anthropologe und Serienheld, ist fern. Alles ist eigentlich anders in Simon Becketts „Spiegel“-Bestseller „Der Hof“. Und doch lässt sie einen nicht los, diese Geschichte, die Erfolgsautor Beckett im heißen Süden Frankreichs angesiedelt hat. Sein Protagonist ist Jean, ein junger Engländer, der, so scheint’s, auf der Flucht ist. Vor was, bleibt offen fast bis zum Ende. In einem einsamen Waldstück tritt Jean in eine rostige Eisenfalle, seinen Fuß kann er nicht daraus befreien, bald verliert er das Bewusstsein. Erwachen wird Jean auf dem Scheunenboden eines heruntergekommenen Hofes. Zwei junge Frauen, die Töchter des eigenbrötlerischen Hofbesitzers, pflegen ihn gesund. Doch Jean ist sich nicht sicher – geschieht das alles aus reiner Menschenfreundlichkeit? Oder ist er hier eigentlich der Gefangene? Ganz behutsam schürt Beckett die Spannung, arbeitet mit Rückblenden, die erzählen, wie es zu Jeans Flucht aus London gekommen ist. Hinter den maroden Mauern des Hofes jedenfalls ruht ein Geheimnis. Was am Ende bleibt, ist der Blick in Abgründe.

Simon Beckett liest, Di 4.11., 19.30 Uhr, deutsche Stimme:

Stephan Benson, Moderation: Anouk Schollähn, Musik: Joja Wendt AUSVERKAUFT

Nele Neuhaus und der Serienmörder

Man kann im Titel von Nele Neuhaus’ aktuellem Bestseller „Die Lebenden und die Toten“ die Lebenden nahezu vernachlässigen – so viele Tote gab es in einem Neuhaus-Krimi niemals zuvor. Und so gut war die Autorin auch niemals zuvor. Neuhaus erzählt nach zweijähriger Schaffenspause die Geschichte eines Serienmörders – kein wirklich originelles Sujet, aber eine ungemein spannende Geschichte. Für Kommissarin Pia Kirchhoff beginnt alles erst einmal damit, dass sie ihre Fahrt in die Flitterwochen storniert. Eine alte Frau ist in einem Park hinterrücks erschossen worden, kurz darauf durchschlägt eine Kugel ein Küchenfenster und tötet die dahinterstehende Frau. Die einzige Zeugin: die Tochter der Toten. Beide Morde müssen von einem Präzisionsschützen ausgeführt worden sein, scheinbar wahllos tötet er Menschen. Es gibt nicht den Hauch eines Motivs, weitere Menschen

sterben. Welche Verbindung zwischen den Toten besteht, bleibt im

Dunkeln. Ob es überhaupt eine gibt, ebenso. Kirchhoff und ihr Chef Oliver von Bodenstein haben es scheinbar mit dem perfekten Verbrechen zu tun. Der Täter spielt mit seinen Verfolgern. Erst durch einen Zufall kommen sie einem medizinischen Skandal auf die Spur. Keine Frage, der bislang beste und komplexeste Kriminalroman der Bestsellerautorin.

Nele Neuhaus liest, Moderation: Volker Albers, 5.11., 18.30 Uhr, Eintritt 14 Euro

Nicci French mit „Dunkler Donnerstag“

Nicci French hat’s mit den Wochentagen. Zuerst erschien „Blauer Montag“, dann folgten „Eisiger Dienstag“ und „Schwarzer Mittwoch“, jetzt sind wir bei „Dunkler Donnerstag“ angelangt. Erinnert ein wenig an Harry Kemelman und seine Rabbi-Romane, die ebenfalls Wochentage im Titel trugen. In ihrem aktuellen Roman jedenfalls stellt das britische Autorenehepaar Nicci Gerrard und Sean French erneut die Psychotherapeutin Frieda Klein ins Zentrum des Geschehens. Und das auf eine Weise, die Frieda Klein gar nicht lieb sein kann: Sie wird von ihrer Vergangenheit eingeholt, als eine Schulfreundin sie um Hilfe für deren Tochter bittet. 15 Jahre ist sie erst alt, schwänzt seit geraumer Zeit die Schule, ist magersüchtig. Schon bald kommt Frieda Klein dem Rätsel auf die Spur: Offenbar ist das junge Mädchen vergewaltigt worden, was die Psychotherapeutin mit einem lange zurückliegenden Geschehen konfrontiert, das sie nur allzu gern dem Vergessen anheimgegeben hätte. Mit „Dunkler Donnerstag“ ist Nicci French zum wiederholten Mal ein raffinierter Thriller gelungen mit einer faszinierenden Hauptfigur.

Nicci French liest, deutsche Stimme: Nina Petri,

Moderation: Antje Deistler, 5.11., 19.30 Uhr, Eintritt 14 Euro

Marek Erhardt ermittelt „Undercover“

Eigentlich wollte sich Marek Erhardt bei den Zivilfahndern in Hamburg-Billstedt nur auf eine Fernsehrolle vorbereiten. Doch dann begleitete der Schauspieler und Enkel von Heinz Erhardt die Undercover-Polizisten zwei Jahre lang, zu allen Tages- und Nachtzeiten. Von dem, was er in jener Zeit erlebt hat, von alltäglicher Hilfsbereitschaft und beeindruckender Selbstlosigkeit in der Polizeiarbeit und von den außerordentlichen Härten dieses Jobs erzählt er in seinem Buch „Undercover“. „Marek wäre ein guter Polizist geworden“, schreibt Hauptkommissar Kay-Gerhard Tegtmeyer resümierend im Nachwort. Eine Art Ritterschlag, gerade für einen Schauspieler. Vielleicht war es gerade auch diese Neugier, die Erhardt antrieb, als er wissen wollte, wie richtige Polizeiarbeit geht, eine Neugier, die auch ein guter Polizist haben muss. Doch war es nicht immer leicht, sich mit dem auseinanderzusetzen, was Polizisten täglich begegnet. „Nicht immer geht es gut aus. Nicht immer kommen die Menschen so glimpflich davon wie der Typ, der neulich an unserer Autotür rüttelte“, erinnert sich Erhardt. „Und nicht immer droht einer bloß, so wie der Pole mit der Axt. Manchmal schlagen die Leute wirklich zu mit ihren Waffen.“ Es waren für ihn prägende Monate, hautnah zu erleben, was es bedeutet, mit Drogendealern, Jugendgangs oder gar Mördern konfrontiert zu werden. Beim Krimifestival erzählt Marek Erhardt von diesen Erfahrungen, einen echten Zivilfahnder hat er dabei an seiner Seite.

Marek Erhardt liest, 5.11., 20 Uhr, Eintritt 12 Euro

Donna Leon liest aus „Das goldene Ei“

Als 1993 mit „Venezianisches Finale“ der erste Fall für Commissario Brunetti auf Deutsch erschien, wird kaum jemand geahnt haben, welcher Erfolg dieser Kriminalromanreihe beschieden sein sollte. Geschrieben hatte das Buch Donna Leon, eine damals noch weitgehend unbekannte Amerikanerin, die sich die Lagunenstadt als Lebens- und Wohnort erkoren hatte. Tempi passati. Mehr als 20 Jahre später schreibt Donna Leon noch immer ihre Geschichten mit der sympathisch-charmanten Ermittlerfigur, die Kraft und Energie immer wieder aus ihrem familiären Quell zieht. In diesem Jahr nun ist der bereits 22. Fall für Guido Brunetti erschienen. In „Das goldene Ei“ gerät zunächst das Ansehen des venezianischen Bürgermeisters in Gefahr. Brunetti muss in einem Kavaliersdelikt aktiv werden, denn die zukünftige Schwiegertochter des Stadtoberen hat Gesetze übertreten – eine delikate Angelegenheit, von der möglichst wenige Menschen erfahren sollten. Was sich anfangs als Formalie präsentiert, entwickelt sich zu einem verhängnisvollen Fall. Es geht um den Tod eines jungen Mannes, den kaum jemand zu kennen schien. Die deutschen Passagen liest die Schauspielerin Annett Renneberg, die sich nicht zuletzt durch ihre Rolle als schlagfertige und gewitzte Signorina Elettra in den Brunetti-Verfilmungen einen Namen gemacht hat.

Donna Leon liest, deutsche Stimme und Moderation: Annett Renneberg, 5.11., 20.45 Uhr,

Eintritt 16 Euro

Politthriller mit Wolfgang Schorlau und Oliver Bottini

Politisch brisante Themen birgt der Abend mit zwei der besten deutschsprachigen Krimiautoren: Wolfgang Schorlau und Oliver Bottini. Schorlau erzählt in „Am zwölften Tag“, dem siebten Fall seines Ermittlers und Grauburgunder-Fans Dengler, von Massentierhaltung, Fleischproduktion und dem üblen Geschäft mit rumänischen Leiharbeitern. Denglers Sohn Jakob ist dabei eine der zentralen Figuren, er ist Aktivist in einer Gruppe von Tierschützern. Die jungen Leute schleichen sich nachts in einen Bauernhof im Oldenburgischen, in dem 20.000 Puten bestialisch gemästet werden. Jakob und seine Gruppe wollen diese Form der Tierquälerei filmen, werden jedoch überrascht und in ein Verlies gesperrt. Schorlau thematisiert kompromisslos gesellschaftliche Missstände, er ist ein literarischer Aufklärer. Was auch für Oliver Bottini gilt. Nachdem er sich von seiner Freiburger Kommissarin Louise Bonì verabschiedet hat, schreibt der in Berlin lebende Autor explizit politische Kriminalromane. So auch mit dem wuchtigen „Ein paar Tage Licht“, in dem es um deutsche Waffenexporte nach Algerien geht. Alles beginnt damit, dass ein deutscher Rüstungsmanager in Constantine gekidnappt wird. Reflexartig wird ein Al-Qaida-Ableger verantwortlich gemacht. Doch ein an der deutschen Botschaft in Algier stationierter BKA-Mann traut den Behörden nicht. Es entwickelt sich eine fulminante Story, die von Krieg, Korruption, Skrupellosigkeit erzählt – und von Liebe.

Wolfgang Schorlau und Oliver Bottini lesen, Moderation:

Volker Albers, 6.11., 18.30 Uhr, Eintritt 12 Euro

Viveca Sten liest mit Voosen/Danielsson

Der schwedische Abend bezieht seine Spannung auch aus Hamburg. Wenn Viveca Sten „Beim ersten Schärenlicht“ ihre eindringliche, atmosphärisch ungemein dichte Geschichte über vermisste Jugendliche und einen Mord in der Mittsommernacht erzählt, sitzen zwei junge in Hamburg lebende Autoren neben ihr auf dem Podium. Roman Voosen und Kerstin Signe Danielsson haben mit „Aus eisiger Tiefe“ ihren dritten Kriminalroman mit Kommissarin Ingrid Nyström und ihre junge, einige Zeit in Berlin lebende Kollegin Stina Forss im Gepäck. Die Ermittlerinnen bekommen es mit einem komplexen Fall zu tun: Nach dem Mord an einer Managergattin führt die Spur zu milliardenschweren Waffendeals und illegalen Schmuggelaktionen. Auch ein 20 Jahre zurückliegender Mord scheint mit den aktuellen Geschehnissen in Verbindung zu stehen. Voosen/Danielsson bedienen sich erneut geschickt der Methode des verschränkten Erzählens, des Verwebens von Historischem mit Gegenwärtigem, pointiert setzen sie ihre überraschenden Plots. Inklusive einiger für skandinavische Kriminalromane offenbar konstituierende Grausamkeiten.

Viveca Sten, Voosen/Danielsson lesen, deutsche Stimme: Laura de Weck, Moderation: Antje Flemming, 6.11., 18.30 Uhr, 12 Euro

Michael Robotham liest aus „Erlöse mich“

Die Heimat des Psychothrillers ist der angloamerikanische Sprachraum, auch Australien. Dort lebt und arbeitet mit Michael Robotham einer der profiliertesten Autoren, was psychologisch fundierte, die Schrecknisse des Lebens skizzierende und ausleuchtende Kriminalliteratur betrifft. In seinem aktuellen Roman „Erlöse mich“ erzählt Ex-Journalist Robotham die Geschichte der Marnie Logan. Nach dem Verschwinden ihres Mannes lebt sie allein mit ihrem Sohn, ständig hat sie Geldsorgen, die Versicherung will ihren Mann nicht für tot erklären, obwohl es keinerlei Lebenszeichen von ihm gibt. Geld erhält Marnie also keines, weshalb sie sich als Escort-Dame verdingt. Mit ihrer Situation aber kommt sie nicht klar, sie beginnt eine Therapie. Einem jungen Mann, der offenbar suizidgefährdet ist, rettet sie das Leben, ihr Aufpasser beim Escort-Service wird kurz darauf erstochen. Marnie gerät unter Verdacht. Spannung zu erzeugen ist das Handwerk, das Robotham perfekt beherrscht. Die Dramaturgie ist schlüssig, seine Charaktere komplex gezeichnet. Ein fesselnder Roman.

Michael Robotham liest, deutsche Stimme:

Ulrich Noethen, Moderation: Jörg Thadeusz, Do 6.11., 20 Uhr. Im Anschluss wird der Film „Adrenalin“ nach Michael Robotham mit Ulrich Noethen in der Hauptrolle gezeigt.

AUSVERKAUFT

Martin Walker schenkt „Reinen Wein“ ein

Der Schotte Martin Walker hat die französische Region Périgord auf die Landkarte des europäischen Kriminalromans gehoben. Sein Dorfpolizist Bruno, der in dem kleinen Städtchen Saint Denis ermittelt, hat mittlerweile Kultstatus erreicht. Es gibt einen Reiseführer zu den Schauplätzen der Romane, jetzt erscheint ein Kochbuch mit Rezepten: „Brunos Kochbuch“ (Diogenes). Zum Krimifestival hat Walker sein Kochbuch im Tornister, aber natürlich auch seinen jüngsten Roman „Reiner Wein“. Darin bekommt es Bruno mit den Nachwehen eines Eisenbahnüberfalls durch die Résistance zu tun und mit einer Enthüllungsstory über Frankreichs Nuklearverteidigung. Und natürlich spielt auch edler Wein eine Rolle in den Ermittlungen. Dass dabei reichlich und gut gegessen wird, versteht sich beim Gourmet Bruno und seinen geselligen Gaumenfreunden von selbst. Auch der Abend beim Krimifestival wartet mit kleinen kulinarischen Spezialitäten auf. Der Spannung wird das keinen Abbruch tun.

Martin Walker liest, deutsche Stimme: Tim Grobe,

Moderation: Anouk Schollähn, 6.11., 21 Uhr, Eintritt

19 Euro (inklusive Häppchen und einem Glas Wein)

Ulrich Wickert und „Das marokkanische Mädchen“

Als Philippe, der Friseur, mit seinem neuen Rennrad durch ein Waldstück vor Paris fährt, kann er nicht ahnen, dass er kurz darauf mit zwei roten Blutflecken auf seinem gelben Trikot vom Rad stürzen und schon tot sein würde, bevor er den Boden berührt. Ahnen konnte er auch nicht, dass außer ihm noch drei weitere Menschen zur selben Zeit im selben Waldstück ihr Leben lassen müssen. Vier Morde stehen am Anfang von Ulrich Wickerts Kriminalroman „Das marokkanische Mädchen“. Es ist bereits der fünfte Fall für den Pariser Untersuchungsrichter Jacques Ricou, der Probleme mit seiner Journalistenfreundin hat. Und es ist ein äußerst spannender, mit viel politischer Kenntnis und saftiger Kritik am System Sarkozy geschriebener Roman. Die Spuren dieses Falls führen schließlich nach Marokko, wohin Ricou sich aufmacht. Was der Richter jedoch dort erlebt, hätte er auch in seinen bösen Träumen nicht für möglich gehalten. Zurückgekehrt nach Paris wechselt der Schrecken nur sein Antlitz. Ulrich Wickert ist ein Geschichtenerzähler, der es versteht, seine Leser mitzunehmen in eine Welt, in der sie eigentlich niemals sein wollten.

Ulrich Wickert liest, Moderation: Volker Albers, Fr 7.11., 18.30 Uhr, Eintritt 12 Euro

Wer ist „der elfte Gast“ bei Arne Dahl

Die A-Gruppe des schwedischen Topautors Arne Dahl ist ein legendäres Ermittlerteam. Nachdem sie sich vor einigen Jahren aufgelöst hatte, finden sich die Mitglieder in Dahls aktuellem Kriminalroman „Der elfte Gast“ noch einmal zusammen. Es ist ein kurioses Treffen, zu dem die zehn Kriminalisten geladen werden: In einem abgelegenen, offenbar unbewohnten Herrenhaus aus dem 18. Jahrhundert sollen sie sich einfinden. Zuvor hat jeder einen Brief erhalten mit der Aufforderung, während des Treffens eine für ihn bedeutsame Geschichte zu erzählen. Im Herrenhaus eingetroffen, erwartet sie – niemand. Gleichwohl wird ihnen Einlass gewährt, ihnen werden Zimmer zugewiesen, und am Abend beginnen sie, sich ihre Geschichten zu erzählen. Wer fehlt, das ist der elfte Gast, der geheimnisvolle Gastgeber. Arne Dahl, der eigentlich Jan Arnald heißt, entwirft in diesem Roman ein literarisch-spielerisches Rätsel, das ohne Blutvergießen auskommt, gleichwohl so spannend ist wie bizarr. Auch die Auflösung dieses Mysteriums bewegt sich weit jenseits klassisch kriminalistischer Klischees. Es ist fast eine Form intimen Bekenntnisses zur A-Gruppe.

Arne Dahl liest, deutsche Stimme: Sebastian Dunkelberg,

Moderation: Birgit Hasselbusch, 7.11., 19.30 Uhr,

Eintritt 12 Euro

Jörg Maurers komisches Krimikabarett

Er vereint Komik und Kriminalroman auf wunderbare Weise: Jörg Maurer, Musikkabarettist und Bestsellerautor, weiß, wie sich Spannung und Humor gegenseitig befördern. Das war bei seinem Roman „Unterholz“ so, mit dem der Autor im vergangenen Jahr sein Publikum begeisterte, das wird mit dem aktuellen Alpenkrimi „Felsenfest“ nicht anders sein. Maurer erzählt die skurrile Geschichte einer Geiselnahme, nicht jedoch die eines Menschen, sondern gleich die einer ganzen Schar. Einstige Pennäler, mittlerweile zum Arzt, Studienrat oder Hoteldirektor avanciert, treffen sich zu ihrem alljährlichen Klassentreffen auf einem Berggipfel. Wandern wollen sie über saftig grüne Almen, trinken, erzählen, Spaß haben. Wird nichts draus, als ein seltsam maskierter Mann sich zu der Gruppe gesellt und sie gleich mal als Ganzes in Geiselhaft nimmt. Warum er das macht, das bleibt ein großes Rätsel, das auch Kommissar Jennerwein einiges an Gedankenartistik abverlangt. Die Lösung des Falles, in dem auch Maurers Bestatterehepaar wieder eine Rolle spielt, führt ihn zurück in die mittelalterliche Historie jenes Kurorts, in dem Jennerwein seiner Ermittlertätigkeit nachgeht. „Felsenfest“ ist ein sprachspielerisch kriminalistischer Glücksfall – in Buchform wie auch auf der Bühne, wo Maurer, am Klavier, die Geschichte zum Krimievent macht.

Jörg Maurer liest und spielt, Fr 7.11., 20 Uhr, Eintritt 14 Euro

Eric Berg liest aus „Das Küstengrab“

Eric Bergs Heldin Lea ist einem dunklen Geheimnis auf der Spur, einem Rätsel, in dessen Zentrum sie selbst steht. Doch das weiß Lea in Bergs aktuellem Kriminalroman „Das Küstengrab“ anfangs natürlich nicht. Während eines Besuchs auf ihrer Heimatinsel Poel hatte Lea Monate zuvor einen schweren Autounfall – ihre Schwester starb damals, Lea fiel in ein lang anhaltendes Koma. Erinnern kann sie sich an nichts mehr. Zurück auf Poel will sie Licht in das Dunkel der Ereignisse bringen. Von ihren alten Freunden wird sie freundlich empfangen, doch niemand scheint ihr die Wahrheit zu sagen. Zu Pierre, dem Arzt, fühlt Lea sich hingezogen, er scheint die Wahrheit zu sagen. Doch macht er es wirklich? Wem aus der alten Clique kann Lea noch trauen, wem nicht mehr? Und: Wer verfolgt welche Interessen? Wem also nützt die ganze Geheimniskrämerei? Als Lea dann des Rätsels Lösung erkennt, vermag sie es einfach nicht zu glauben. Es ist eine komplexe Geschichte, die Eric Berg, der eigentlich Eric Walz heißt, dramaturgisch geschickt gestaffelt hat. Es ist auch eine Geschichte, die von den Klippen der Freundschaft erzählt, von verlorenen Illusionen und zerplatzten Träumen. Was am Ende bleibt, ist Erschrecken.

Eric Berg liest, Moderation Heide Soltau, Fr 7.11., 20.30 Uhr, Eintritt 12 Euro

Hörbuch-Premiere mit Oliver Rorbeck

Oliver Rohrbeck zählt fraglos zu den Kultsprechern in der Hörbuchszene. Und ist einer der erfolgreichsten Produzenten. Zum Auftakt der Hörbuch-Premiere erzählt er, wie es zum aktuellen Fall „Die drei ??? und der Eisenmann“ überhaupt kam, mit welchen Überraschungen und Unwägbarkeiten die Sprecher während der Aufnahmen klarkommen mussten. Natürlich gibt es die neue Folge auch zu hören. Danach steht ein Mitmachhörspiel auf dem Programm, mit Rohrbeck als Justus Jonas, dem wunderbaren Geräuschemacher Jörg Klinkenberg – und einigen Freiwilligen aus dem Publikum! Wer sich auf die Bühne traut ... Vergnügen und Spannung sind garantiert. Und im Anschluss an die temperamentvolle „Drei ???“-Sause gibt es eine Signier- und Autogrammstunde.

Record Release Party „Die drei ??? und der Eisenmann“, 8.11., 16 Uhr, AUSVERKAUFT

Mechthild Borrmann entführt in die Todeszone

Bereits mit „Wer das Schweigen bricht“ (Deutscher Krimipreis 2012) und „Der Geiger“ hat sich Mechtild Borrmann in die Spitzengruppe deutschsprachiger Kriminalautoren geschrieben. „Die andere Hälfte der Hoffnung“ ist ihr aktuelles Werk – und es steht seinen Vorgängern in nichts nach. Alles beginnt auf einem Bauernhof im Niemandsland. Der Besitzer rettet ein Menschenleben und opfert ein anderes dafür. Es ist die verbotene Zone von Tschernobyl. Eine Frau berichtet ihrer verschwundenen Tochter in einem Brief von dem ganzen Ausmaß der Katastrophe. In Düsseldorf heftet sich derweil ein Kommissar auf die Spur einer auf junge Mädchen spezialisierten Schlepperbande. Mechtild Borrmann, 2012 mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet, entwirft ein Tableau faszinierender Figuren und ungewöhnlicher Orte. Es sind menschliche Tragödien, verhängnisvolle Verfehlungen und enttäuschte Hoffnungen, die im Zentrum dieses Romans stehen, erzählt in klaren, einfachen Sätzen, die eine nahezu hypnotische Kraft entwickeln. Es ist ein eindrucksvolles Stück Zeitgeschichte über ein dunkles Kapitel Europas, eine Handlung, die ohne blutige Affekte auskommt, dennoch von nervenaufreibender Spannung ist.

Mechtild Borrmann liest, Moderation: Harald Butz, 8.11., 17 Uhr, Eintritt 12 Euro

Dreimal Tatort Hamburg

Der Hamburg-Abend beim Krimifestival hat harten Stoff im Gepäck. Dirk van Versendaal, freier Autor beim „Stern“, stellt sein wuchtiges Krimidebüt „Die Engel warten nicht“ vor. Die Handlung seiner Geschichte um zwei unglückselige Autodiebe spannt sich von Hamburg bis nach Schweden. Die beiden Ganoven Knut Giovanni Myrbäck und Jan Holzapfel glauben, einen echt dicken Fisch an der Angel zu haben: einen Audi Q7. Doch dann gibt es eine Leiche auf einem brennenden Feld, kurz darauf liegt ein Toter in Jans Werkstatt. Knut und Jan müssen fliehen, es geht nach Norden, Richtung Stockholm. Ein übermächtiger Gegner hat sich an ihre Fersen gehaftet. Blutig geht es in Michael Koglins „Der Mädchenmacher“ zu: Die junge Polizistin Lina Andersen ermittelt in einem brutalen Mordfall in der militanten Tierschutzszene: Auf einer festlich gedeckten Tafel liegt die zerteilte und aufwendig garnierte Leiche. Anette Hinrichs lässt in „Das siebte Symbol“ die Hamburger Kommissarin Malin Brodersen ermitteln: An einem herrlichen Junitag wird in feinster Alstergegend eine Leiche gefunden. Die Hinweise führen die Kommissarin und ihre Kollegen vom Rondeelteich zu einer Jura-

Elite-Hochschule, wo sie ein Netz aus Intrigen und Lügen zu entwirren haben. Drei packende Kriminalfälle made in Hamburg.

Anette Hinrichs, Dirk van Versendaal und Michael Koglin lesen, Moderation: Lars Haider, 8.11., 19 Uhr, Eintritt 12 Euro

Sebastian Fitzek liest aus „Passagier 23“

Er ist ein Autor, der an sich Unvorstellbares in Geschichten verwandelt. Das hat Sebastian Fitzek in seinem grausigen Rechtsmedizinthriller „Abgeschnitten“ bewiesen. In „Der Nachtwandler“ erzählt er ebenfalls eine Story, die dunkelste Seelenkammern ausleuchtet und Irrungen wie Wirrungen schlüssig verknotet. Ein Wahrscheinlichkeitskriterium sollte man an seine Bücher gleichwohl nicht anlegen. Allein die Spannung zählt. Und Fitzek weiß, wie man sie perfekt schürt. In seinem aktuellen Thriller „Passagier 23“ erzählt der in Berlin lebende Autor vom Schicksal des Polizeipsychologen Martin Schwartz, der fünf Jahre zuvor während einer Kreuzfahrt Frau und Sohn verloren hat. Was damals genau geschah, ist noch immer nicht geklärt. Schwartz jedenfalls kämpft seitdem mit massiven psychischen Problemen und sucht sich in seinem Job immer jene Fälle, die ihn an seine Grenzen treiben. Eines Tages erhält er den Anruf einer älteren Frau, die sich als Thrillerautorin (!) ausgibt und ihn dringend bittet, an Bord jenes Kreuzfahrtschiffs zu kommen, auf dem das Unglück geschah. Man wisse nämlich nun, was damals wirklich passiert ist. Eigentlich wollte Schwartz nie wieder an Bord eines Schiffes gehen. Er bricht seinen Vorsatz und gerät in einen Strudel des Schreckens.

Sebastian Fitzek liest, 8.11., 19.30 Uhr,

AUSVERKAUFT

Hakan Nesser liest aus seinem Mysterythriller

Håkan Nessers Ankündigung, demnächst in Rente gehen zu wollen, versetzte die zahlreichen Fans des schwedischen Krimistars vor zwei Jahren in eine Art Schockstarre. Doch nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird – Nesser schreibt vorerst noch. „Die Lebenden und Toten von Winsford“ heißt sein neuer Kriminalroman, es ist eine Art Mysterythriller. Nesser führt seine Leser in den Nationalpark Exmoor. Nebel wabern über das Moor, die klassische Novemberstimmung. Dort, in dem kleinen Dorf Winsford, lebt Maria Anderson in einem einsam gelegenen Haus. Die Leute aus dem Dorf trauen ihr nicht so recht über den Weg, allem Unbekannten begegnen sie stets misstrauisch. Die Gewohnheiten der Maria Anderson sind ihnen fremd. Wer wandert schon jeden Tag mit seinem Hund durch die unwirtliche Winterlandschaft? Natürlich öffnet das allen Spekulationen Tür und Tor. Und hinter diesem Gespinst aus Gerüchten lauert ein dunkles Geheimnis.

Håkan Nesser liest, deutsche Stimme: Dietmar Bär, 8.11., 20 Uhr, AUSVERKAUFT