Hamburgs Bischöfin Kirsten Fehrs bezeichnete es als „die“ Herausforderung für die Kirche, eine Sprache zu finden, „die Wort und Bilder in Verbindung bringt“.

Hamburg. Das Themenjahr der Lutherdekade „Bild und Bibel 2015“ ist am Freitagabend mit einem Festakt im Hamburger Rathaus eröffnet worden. Nach den Worten von Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) hat die Reformation den Hamburgern „nicht nur eine neue Glaubensanschauung, sondern auch mehr Demokratie“ gebracht. Sie habe sich zudem „auf ganz besondere Weise durchgesetzt – nämlich erstaunlich friedlich und durchweg bürgerlich geprägt“.

Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) sagte, die Reformation sei „eines der zentralen Ereignisse der deutschen Geschichte“ gewesen. Mit ihren religiösen, gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Auswirkungen reiche sie „bis in die politische Kultur unserer Tage hinein“. Mit der Reformation hätten auch die „Eigenverantwortlichkeit und die Gewissensentscheidung des Einzelnen“ eine neue Bedeutung bekommen, die „im Zusammenleben bis heute wirksam sind“.

Das Motto des Themenjahres passe zu einer Stadt, die sich als europäische Kunst- und Medienmetropole verstehe, sagte Scholz. Auch der Beginn der „rasanten technischen Entwicklungen und der nahezu grenzenlosen Digitalisierung“ ließe sich durchaus „in der Zeit der Reformation verorten“. Damals seien es Einblattdrucke, Flugschriften und Bücher gewesen, die Luthers Ideen zum Durchbruch verhalfen, sagte Scholz. „Heute würde er wohl twittern, und sein Social-Media-Profil hätte vermutlich eine große Zahl tatsächlicher oder sogenannter Freunde.“

Hamburgs Bischöfin Kirsten Fehrs bezeichnete es als „die“ Herausforderung für die Kirche, eine Sprache zu finden, „die Wort und Bilder in Verbindung bringt“. Dies gelte vor allem angesichts der „bilderdurchfluteten Kommunikation“. Ein Bild sage zwar oft mehr als tausend Worte. Doch es könne auch mehr lügen.

Anders als ein Text entziehe sich ein Bild mit seiner brachialen, oft unverschämten Präsenz der Argumentation, so die Bischöfin. Es spiegele scheinbar die Realität und sei „doch oft nur eine Inszenierung von Wirklichkeit“. In der Welt der „schnellen Schnitte“ gelte es, „Bilder vom guten Leben“ zu prägen, zu erzählen und den herrschenden Ab- und Entwertungen entgegenzuhalten.

Bischöfin und Bürgermeister betonten beide die gute Dialogkultur in Hamburg. „Als weltoffene Millionenstadt legt Hamburg größten Wert auf ein respektvolles Miteinander“, sagte Scholz. Das komme auch in den Verträgen zum Ausdruck, die die Stadt mit der Evangelischen und der Kirche sowie der Jüdischen Gemeinde und den islamischen und alevitischen Verbände geschlossen habe.

Scholz erinnerte daran, dass der 500. Jahrestag des Reformation am 31. Oktober 2017 in Hamburg ein arbeits- und schulfreier Feiertag sein werde. „In diesem Geist“ wolle die Senatskanzlei auf einer Internetplattform Hamburgs Weg zur Reformation beschreiben. Auf der Website www.hamburger-reformation.de werde demnächst neben einem umfangreichen Veranstaltungs- und Informationsangebot auch ein virtueller Stadtrundrang und ein Zwei-Minuten-Film über „Hamburg und die Reformation“ angeboten.

Am Reformationstag hat der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) die ehemalige Bundesfamilienministerin Renate Schmidt (SPD) mit der Martin-Luther-Medaille ausgezeichnet. Schmidt engagiere sich für die, „die in einer Gesellschaft leicht überhört und übersehen werden“, sagte der EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider am Freitag in der Hamburger Christianskirche. Der CSU-Politiker und Vizepräses der EKD-Synode, Günther Beckstein, sagte, Schmidt sei stets ein Modell für die Gleichberechtigung. „Voller Charme und Energie hat sie sich für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie für beide Elternteile eingesetzt“, sagte er in seiner Laudatio.