Ex-St.Pauli-Trainer Holger Stanislawski und Ex-HSV-Profi Alexander Laas begrüßen ab Donnerstag Kunden in ihrem neuen Rewe-Supermarkt. Neben einer Torwand gibt es auch zahlreiche Fußball-Fanartikel.
Hamburg. Beim Betreten des alten Straßenbahndepots an der Dorotheenstraße sticht sie gleich ins Auge. Hinter dem Obst und Gemüse, den Konserven und Süßigkeiten deuten Tornetze schon darauf hin. „H. Stanislawski & A. Laas Arena“ steht weiß auf rotem Grund darüber. Eine Fußball-Arena mitten im Supermarkt. Es ist das eindeutige Erkennungszeichen, wer hier am Werk ist. Holger Stanislawski, einst Abwehrchef, Vizepräsident, Manager und Trainer des FC St. Pauli und Alexander Laas, Ex-HSV-Profi, haben zur Wiedereröffnung des Rewe-Centers in Winterhude geladen. Nach einer dreimonatigen Einarbeitungszeit und zweiwöchiger Umbauphase sind sie nun offiziell die Inhaber des Supermarktes.
Von der Trainerbank zum Supermarktleiter – für Stanislawski ist das kein Widerspruch. „Im Supermarkt gibt es viele Dinge, die man mit dem Fußball vergleichen kann“, sagt der 45-Jährige, während er auf der Tribüne seines kleinen Stadions sitzt. „Die Mitarbeiter sind jetzt unsere Mannschaft und der Kunde ist der Fan. Wir erbringen eine Dienstleistung und der Kunde und auch der Fan sollen zufrieden nach Hause gehen.“ Klingt plausibel.
So ganz ohne Fußball geht es für Stanislawski und Laas also nicht. „Es wäre schlimm, wenn wir bei unserer Vergangenheit nicht irgendwas damit gemacht hätten“, sagt Stanislawski, der heute ein dunkelblaues Hemd, dunkelblaue Hose und helle Lederschuhe trägt. Ein Kunstrasen, kleine Tore, eine Torwand und eben die Tribünen, auf denen Sitzkissen vom HSV und St. Pauli liegen, sollen in der Arena für Abwechslung zwischen Käse und Kohlrabi sorgen. „Für Kinder ist einkaufen vielleicht nicht immer so spannend, das soll hier anders sein“, erklärt er. „Aber wir werden sicher auch den ein oder anderen Erwachsenen mal an der Torwand sehen.“
Zwischen dem Kinderspielfeld und der Ruhezone für ältere Menschen sticht gleich ins Auge: Das Fußballherz wird hier umfassend bedient. Schals, Biergläser, Anstecker, Adventskalender und Christbaumkugeln vom FC St. Pauli und dem HSV gehören nun auch zum Sortiment des Marktes. „Vielleicht nehmen wir auch noch Bayern München und Borussia Dortmund dazu“, sagt der Trainer. Neben allerlei Fußball-Devotionalien findet der Kunde hier künftig „Stanis Blumenshop“, eine 15 Meter lange Salatbar, eine Bedientheke für Obst und Gemüse und im mit Graffitis verzierten Getränkemarkt eine gigantische Bier- und Wein-Auswahl. Stanislawski, der schon zu Fußballerzeiten stets in Projekten dachte und sich so als Trainer auch 1899 Hoffenheim und dem 1. FC Köln verschrieb, meint es ernst.
6200 Quadratmeter Marktfläche, ein Parkhaus und einen Getränkemarkt nennen die beiden, die vom Handelsexperten und Ex-HSV-Aufsichtsrat Bernd Enge unterstützt werden, nun ihr eigen. Für 120 Mitarbeiter sind sie zuständig. Eine sechsstellige Summe haben die Fußballer in ihr Projekt investiert. 80 Prozent der Ausgaben müssen nun auch Stanislawski, Laas und Enge bestreiten, 20 Prozent übernimmt die Rewe, unter deren Dach der Laden firmiert.
Warum der in der Bundesliga gefragte Coach Stanislawski, der seine Trainerlizenz mit Bestnote abschloss, nun den Seitenwechsel wagt, dafür hat er eine ganz einfache Erklärung. „Hamburg ist unsere Geburtsstadt, wir werden immer hier leben und wollten uns ein Standbein aufbauen.“ Eine Rückkehr in sein Metier, den Fußball, schließt er aber nicht aus. Das richtige Projekt müsse kommen. Erst kürzlich hatte er erklärt, wenn sein FC St. Pauli Hilfe brauche, stünde er bereit.