In der Bezirksversammlung am Mittwoch sollen Investoren und Initiative zu Wort kommen. Am Folgetag wird über den Verkauf entschieden – doch das Ergebnis steht wohl schon fest.
Hamburg. Eigentlich hatten die Investoren alles richtig gemacht – glaubten sie jedenfalls. Im Wissen um eine heikle Planänderung holten sich die Immobilienunternehmen Quantum und Procom Invest frühzeitig professionelle Kommunikationsberatung. Doch offensichtlich lief die Sache in der öffentlichen Wahrnehmung dennoch völlig schief. Eine Ottensener Bürgerinitiative läuft mit prominenter Unterstützung von Künstlern schon seit Wochen Sturm gegen die geplante Bebauung des Zeise-Parkplatzes, auf dem ein Bürokomplex für die Werbe-Holding WPP gebaut werden soll.
Ursprünglich waren auf dem städtischen Grundstück rund 80 Wohnungen geplant, die Hälfte davon sollten Sozialwohnungen werden. Am Mittwoch nun bahnt sich ein vorläufiger Höhepunkt des Streits an: Im Planungsausschuss der Bezirksversammlung Altona (18 Uhr, Rathaus Altona) sollen Investoren und Initiative zu Wort kommen. 3500 Protest-Unterschriften will die Gruppe „Pro Wohnen Ottensen“ den Bezirkspolitikern übergeben. Auch eine symbolische Besetzung und die Aufstellung von Großplakatwänden sind auf dem Gelände an der Friedensallee/Ecke Behringstraße geplant.
Donnerstag soll die Entscheidung fallen
Ottensen brauche Kleingewerbe und günstige Wohnungen statt eines riesiges Bürohauses, so das Argument der Gegner. Ob der Protest Erfolg haben wird, dürfte zweifelhaft sein. Schon Donnerstag wird die städtische Kommission für Bodenordnung über die Vergabe des Areals entscheiden.
Und dort, das scheint fast sicher, wird es wohl grünes Licht für das derzeitige Projekt geben, weil dort nicht nur die regierende SPD, sondern aller Voraussicht nach auch die CDU-Bürgerschaftsfraktion für die WPP-Ansiedlung auf dem Zeise-Parkplatz votieren wird.
„Im Grundsatz sind wir dafür. Das Verfahren ist aber sehr intransparent verlaufen“, sagt der baupolitische Sprecher der Fraktion, Hans-Detlef Roock, der auch CDU-Kreischef in Altona ist. Die Ansiedlungen der zehn WPP-Agenturen mit zusammen rund 850 Arbeitsplätzen sei eine gute Entwicklung für Altona, der Verzicht auf 40 Sozialwohnungen zu verschmerzen. „Man muss sich nur vergegenwärtigen, dass hier im Umkreis von nur 1000 Metern in den nächsten Jahren 5000 bis 6000 neue Wohnungen, auch Sozialwohnungen , gebaut werden“, so Roock zum Abendblatt.
Bebauungsplan lässt eine Gewerbenutzung ausdrücklich zu
Ähnlich argumentiert Altonas Bezirksamtsleiterin Liane Melzer (SPD). Ottensen habe reichlich Arbeitsplätze verloren und das Ziel müsse sein, dort ein gut gemischtes Quartier aus Wohnen und Arbeiten zu erhalten. Kritik üben allerdings Grüne und Linke. „Was wir dringend brauchen, sind mehr Sozialwohnungen“, sagt Olaf Duge, Stadtentwicklungsexperte der Grünen-Bürgerschaftsfraktion. Für den Wegfall der geplanten Wohnungen in Ottensen müsse es mindestens eine Kompensation in unmittelbarer Nähe geben. Duge: „Politisch klüger wäre es jetzt aber, das Verfahren neu aufzunehmen und die Infos zu den Vorgängen öffentlich zu machen.“ Tatsächlich ist das Misstrauen in der Öffentlichkeit wohl vor allem deshalb entfacht worden, weil das Thema von SPD und Investoren zunächst unter dem Deckel gehalten wurde.
Hinter vorgehaltener Hand räumen aber selbst grüne Bezirkspolitiker ein, dass das Verfahren der Grundstücksvergabe formal sauber gewesen sei. Fakt ist: Der gültige Bebauungsplan lässt eine Gewerbenutzung ausdrücklich zu. Viele Pläne gab es für das Grundstück bereits, doch sie ließen sich nicht realisieren. Die Stadt selbst gab dann den Anstoß zur einer möglichen Planänderung und suchte nach einem Investor, den sie mit der Procom-Invest fand. Dann gab es das Interesse von WPP – und die Stadt kann nun ihr Ziel einer Gewerbeansiedelung noch realisieren.