Seit Jahrzehnten haben es Immobilienentwickler mit Ideen für den Zeise-Parkplatz nicht leicht. Und auch der neueste Plan – eine Zentrale für zehn Werbeagenturen – stößt bei den Anwohnern auf Protest.

Ottensen. Eine Behörde sollte hier schon einmal gebaut werden, es gab Pläne für eine Unternehmenszentrale, ein großes Parkhaus und auch Greenpeace sollte auf der Brachfläche an der Behringstraße einen Neubau bekommen: Jahrzehntelang bissen sich verschiedene Immobilienentwickler am Grundstück des so genannten Zeise-Parkplatzes neben den Zeise-Hallen die Zähne aus, jahrzehntelang platzten Neubaupläne für das städtische Grundstück immer wieder.

Und auch bei der aktuellen Planung gibt es wieder Ärger: Der Plan, für die weltweit agierende Werbegruppe WPP eine Hamburger Zentrale für rund zehn unterschiedliche Agenturen und etwa 850 Mitarbeiter zu bauen, stößt auf Protest einer Anwohnerinitiative. Am Freitag stellten die beiden Hamburger Immobilienunternehmen Quantum und Procom Invest erstmals ihre Entwürfe öffentlich vor. „Wir haben jetzt ein Konzept, das hervorragend auf diese Ecke passt“, sagte Procom-Geschäftsführer Dennis Barth. Allerdings hatte genau dieses Konzept aber auch für Überraschung gesorgt, weil Procom noch im Frühjahr rund 86 Wohnungen dort geplant hatte, knapp die Hälfte davon Sozialwohnungen.

Barth und sein Partner bei diesem Projekt, Quantum-Geschäftsführer Frank Bohlander, erklären die Neuplanung mit der Chance, durch die WPP-Agenturen dort doch eine seit Jahren von der Stadt geforderte Gewerbeansiedelung realisieren zu können. Tatsächlich weist der Bebauungsplan aus den 1990er-Jahren genau dies aus. „Kurioserweise hatte eine Bürgerinitiative seinerzeit an der Stelle eine Gewerbeansiedelung statt Wohnungsbau gefordert,“ sagt Bohlander. Heute nun fordert eine neue Initiative indes Wohnungsbau statt Werbeagenturen. Doch die Mehrheit der Fraktionen im Bezirk Altona unterstützt mittlerweile das Projekt. Es gilt daher als sehr wahrscheinlich, dass die Stadt das Grundstück den beiden Investoren verkaufen wird. „Zu einem üblichen Preis“, wie Bohlander betonte.

Hauptmieter wird mit etwa 400 Mitarbeitern die Hamburger Agentur Scholz & Friends sein, die 2011 an die Gruppe verkauft wurde. Hinzu kommen zehn weitere Hamburger WPP-Firmen. „Wir bleiben aber alle als eigenständige Agenturen erhalten“, sagte Scholz-&-Friends-Sprecherin Sandra Schwarz. Sie trat auch der von den Linken geäußerten Kritik entgegen, mit dem Zuzug der Werber würde sich das Viertel weiter verteuern, die Nachfrage nach teuren Eigentumswohnungen Bewohner verdrängen. „Ein Viertel unserer Mitarbeiter wohnt doch schon hier“, sagte sie. Man sei ein junges Unternehmen, Durchschnittsverdiener. „Das sind viele junge Leute, die wie alle Probleme haben, bezahlbaren Wohnraum zu finden.“ Geplant ist nun für rund 65 Millionen Euro eine Nutzfläche von 13.000 Quadratmetern auf sechs Stockwerken. Der Entwurf sieht eine Klinkerfassade vor, die sich dem „industriellen Charme der Umgebung“ anpassen soll.