Die Hamburger sind die vorbildlichsten Autofahrer Deutschlands - zumindest wenn Blitzmarathon ist. Nicht mal ein Prozent der Fahrer fuhr in die Blitz-Falle - die Raser wohnen im Osten und im Westen.

Hamburg. In Hamburg fahren die besonders gesetzestreuen Autofahrer, halsbrecherisch geht es auf den Straßen des Saarlands zu: Das geht zumindest aus den Ergebnissen des bundesweiten Blitz-Marathons hervor. Nicht einmal ein Prozent alles Autofahrer war zu schnell unterwegs. Prozentual lagen die Saarländer mit einem Anteil von 5,9 Prozent zu schnellen Autofahrern vorn, gefolgt von den Sachsen mit einer Quote von 5,7 Prozent. Im vergangenen Jahr hatte Schleswig-Holstein die „Raser“-Statistik mit 5,8 Prozent angeführt – diesmal rangierten die Nordlichter mit 4,7 Prozent auf Rang drei.

Im bundesweiten Durchschnitt lag die Zahl der Tempoverstöße bei 3,16 Prozent. Das konnten die Hamburger Autofahrer mit 0,9 Prozent deutlich unterbieten. Sie waren bereits im vergangenen Jahr mit 1,0 Prozent die vorbildlichsten Autofahrer. Nahezu mustergültig verhielten sich auch die Thüringer mit nur 1,9 Prozent Temposündern in diesem Jahr.

Für insgesamt rund 93.000 deutsche Autofahrer wird der Blitz-Marathon ein Nachspiel haben. Sie müssen mit Bußgeldern rechnen, etliche von ihnen werden wegen Fahrverboten sogar vorübergehend zu Fußgängern. Die Polizei hat mehr Temposünder erwischt als vor einem Jahr. Bei der Premiere vor einem Jahr erwischte es nur 83.000 Fahrer, obwohl die Polizei damals mit 2000 Beamten mehr an den Straßenrändern lauerte. Drei Prozent Temposünder deutschlandweit? „Damit sind wir sehr zufrieden. Wir wollen die Köpfe der Menschen erreichen und nicht ihr Portemonnaie“, erklärte NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD), Vorsitzender der Innenministerkonferenz. Ein Ministeriumssprecher sagte, die Zahl der besonders gravierenden Tempoverstöße sei deutlich gesunken. So müssten etwa in Nordrhein-Westfalen nur 181 Fahrer mit Fahrverboten rechnen – nach 322 im vergangenen Jahr.

Junge sucht Blitz-Stelle aus - und erwischt die Mama

Alle 16 Bundesländer hatten mitgemacht. Mehr als 13.000 Polizisten waren im Einsatz. An fast 7500 Stellen im gesamten Bundesgebiet wurde 24 Stunden lang geblitzt und gelasert. Die Großaktion endete am Freitagmorgen um 6.00 Uhr.

Schlimmster Temposünder war vermutlich ein Fahrer in der Nähe von Rottenburg in Baden-Württemberg, der am Donnerstag mit Tempo 238 statt der erlaubten 100 Kilometer pro Stunde unterwegs war. In Brandenburg wurde auf der A2 zwischen Netzen und Lehnin ein Autofahrer mit 219 statt der erlaubten 120 Stundenkilometer gemessen. In der Nacht zum Freitag wurde auf der A4 bei Köln ein Fahrer mit Tempo 185 statt 80 gemessen – nach Abzug der Toleranz.

In Nordrhein-Westfalen waren erstmals auch Kinder bei den Kontrollen im Einsatz. Sie hatten Kontrollstellen vorschlagen dürfen. An einer Schule in Düsseldorf ertappte ein Junge dabei seine eigene Mutter, die zu schnell im verkehrsberuhigten Bereich unterwegs war. Auch eine Lehrerin durfte sich von ihren Schülern wegen zu schnellen Fahrens Kritik anhören.

Bei der ersten bundesweiten Großaktion dieser Art waren im Oktober vergangenen Jahres ebenfalls rund drei Millionen Autofahrer kontrolliert worden. Das Blitzlicht-Gewitter ist auch ein Versuch, die sich abzeichnende Trendwende bei der Zahl der Verkehrstoten zu bekämpfen: Nach jahrzehntelangem Rückgang war im ersten Halbjahr dieses Jahres ein Anstieg bei den Todesopfern registriert worden.

Unter Experten und Politikern ist die Wirksamkeit der personalintensiven Aktion umstritten. Auch die Polizeigewerkschaften und die Automobilverbände sind uneins darüber, ob vom Blitz-Marathon, eine Idee der nordrhein-westfälischen Polizei, ein positiver Effekt für die Verkehrssicherheit ausgeht, oder es sich um eine PR-Aktion mit Effekthascherei handelt.