Der Warnstreik hat Niedersachsen und Schleswig-Holstein besonders stark getroffen. Die Auswirkungen im Zugverkehr bekamen Reisende den ganzen Sonnabend über zu spüren.

Hamburg/Hannover. Der bundesweite Warnstreik der Lokführer hat am Sonnabend den Zugfahrplan in Norddeutschland durcheinandergewirbelt. Besonders stark waren Schleswig-Holstein und Niedersachsen betroffen.

Im Regionalverkehr sei es bis zum Mittag zu Verspätungen gekommen, sagte eine Sprecherin der Bahn am Sonntag. Am frühen Abend habe sich dann auch der Fernverkehr wieder normalisiert. Insgesamt seien im Norden 23 Züge im Fern- und 94 Züge im Regionalverkehr ausgefallen.

In Mecklenburg-Vorpommern kam es nach Angaben der Bahn im Regionalverkehr überall zu Beeinträchtigungen. Etwa 350 Lokomotivführer der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hatten am Sonnabend zwischen 6 und 9 Uhr die Arbeit im Norden niedergelegt, sagte Hartmut Petersen vom GDL-Bezirk Nord. Viele Züge fuhren zunächst gar nicht los. Auch die S-Bahn in Hannover war vom Streik betroffen. Die S-Bahn in Hamburg fuhr trotz des Streiks nach Angaben der GDL im zwanzig-Minuten-Takt, ab 10 Uhr fuhr sie wieder nach Fahrplan.

Das große Chaos blieb aus

Bundesweit fielen etwa 1000 Züge aus oder waren mit stundenlanger Verspätung unterwegs, wie die Deutsche Bahn mitteilte. Das große Chaos blieb während des Streiks jedoch aus. Dennoch bildeten sich vor den Informationsschaltern in den Hauptbahnhöfen lange Menschenschlangen. Kopfschütteln und Ratlosigkeit herrschte auch vor den Fahrplantafeln. Dort wurden Verspätungen auf unbestimmte Zeit und Zugausfälle angezeigt. Bei den Reisenden sorgte vor allem die kurze Ankündigung des Warnstreiks für Unmut. Viele hatten kein Verständnis für die Aktion. „Das ist Erpressung. Eine Frechheit, das auf Kosten der Menschen durchzuführen“, meinte ein Mann in Hannover, der eigentlich nach Wien wollte.

„Ich habe null Komma null Verständnis dafür“, sagte eine Reisende, die auf dem Weg zum Urlaubsflieger in Hannover festsaß. Die Bahn setzte in den Zügen und auf den Bahnhöfen mehrere Hundert Mitarbeiter zur Verstärkung ein – vor allem beim Service-Personal, den Betriebszentralen und Transportleitungen sowie bei der Reisenden-Information. Bereits am vergangenen Montag hatten die Lokführer in einem ersten Warnstreik die Arbeit niedergelegt. Die GDL verlangt fünf Prozent mehr Geld und eine um zwei Stunden verkürzte Wochenarbeitszeit. „Zufrieden wären wir, wenn ein Angebot der Deutschen Bahn käme“, sagte Petersen. Auch weitere Streiks sind in dem Tarifkonflikt nicht ausgeschlossen: Die GDL werde in den kommenden Tagen voraussichtlich eine Urabstimmung über einen Arbeitskampf einleiten, sagte ihr Vorsitzender Claus Weselsky am Samstag in Berlin.