Die Deilmann-Reederei hat 50 Millionen Euro Schulden. Ex-Ministerpräsident Beckstein soll mit Gläubigern der „MS Deutschland“ über neues Finanzkonzept beraten.
Hamburg. Der neue Investor für die „MS Deutschland“ plant gemeinsam mit den Anleihegläubigern ein neues Finanzierungskonzept für das schwimmende Grand Hotel. Wie Olaf Meier, Chief Executive Office des Münchner Investors Callista Private Equity, dem Abendblatt sagte, ist für den 8. Oktober in Frankfurt am Main eine Gläubigerversammlung geplant. Sie soll unter anderem über die Bestellung eines gemeinsamen Vertreters der Anleihegläubiger abstimmen. Für diese Funktion werde der frühere bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein vorgeschlagen, hieß es.
„Wir laden ein, um die Fremdkapitalgeber aktiv in den Dialog zur Verbesserung der Finanzierungsstruktur einbinden zu können“, kündigte Meier an. Ziel sei es, mit den Anleihegläubigern ein auf Wachstum ausgerichtetes Gesamtkonzept zu erarbeiten.
Hintergrund: Die Deilmann-Reederei mit Sitz in Neustadt (Holstein) hat 50 Millionen Euro Schulden. Für die Zinszahlungen werden jährlich 3,4 Millionen Euro benötigt. Das Geld, so heißt es, könnte stattdessen investiert werden. Auch eine Kooperation mit anderen Reedereien wird erwogen. Weil es seit kurzem eine Vertriebskooperation mit FTI Cruises gibt, sei auch hier eine engere Zusammenarbeit nicht auszuschließen, so Olaf Meier.
Weiterer Sitz der Reederei in Hamburg möglich
Reisen auf dem ZDF-Traumschiff sind vom 1. Oktober 2014 an auch über die FTI Group in insgesamt 11.400 Reisebüros erhältlich. Die Reederei will auf diese Weise vom Potenzial des viertgrößten deutschen Reiseveranstalters profitieren.
Geprüft wird nach Abendblatt-Informationen auch, einen weiteren Sitz der Reederei mittelfristig nach Hamburg zu verlegen. Von dort aus könnten mit entsprechendem Fachpersonal die Fahrten mit der „MS Deutschland“ koordiniert werden. Derzeit beträgt die Auslastung auf dem 1998 in Kiel gebauten klassischen Luxus-Oceanliner 72 Prozent. Als Ziel werden 80 Prozent angesteuert.
Wie Olaf Meier weiter sagte, ist eine weitere Zielgruppe im Visier. „Das sind die Auslandsdeutschen.“ Ob sie nun die Südamerika oder Asien leben – für sie soll es zeitlich maßgeschneiderte Reiseangebote auf jenem Kreuzfahrtschiff im Stil der 1920er-Jahre geben, das ihnen während der Reise Stück Heimat bieten könnte. Das Vertriebspotenzial liegt den Angaben zufolge bei acht Prozent.
Die „MS Deutschland“ verfügt über Kapazitäten für 480 Passagiere. Das Schiff ist Drehort für die seit mehr als 30 Jahren erfolgreiche ZDF-Reihe „Das Traumschiff“. Bei einem für November 2014 geplanten Wertaufenthalt werden 55 der 288 Kabinen mit französischen Balkonen ausgestattet.